Hilfe für die Opfer von Erdbeben und Tsunami in Indonesien

Am 28. September 2018 traf eine gewaltige Flutwelle die Westküste von Sulawesi, eine der grössten indonesischen Inseln. Vorausgegangen waren zwei heftige Erdbeben. Die Menschen waren völlig unvorbereitet. Die 36-jährige Lehrerin Mei erzählt: «Ich war mit meinem Mann und dem zweijährigen Sohn daheim. Es gab kein Vorzeichen. Ein Warnsystem haben wir keines. Alle rannten um ihr Leben.»
Flutwelle richtete schwere Zerstörung an
Besonders schwer betroffen ist die Region um die Küstenstadt Palu. Die Wucht der 800 Stundenkilometer schnellen Wassermassen riss Menschen, Häuser und Autos mit sich. Auch Krankenhäuser, Hotels und Einkaufszentren stürzten ein. Das Elektrizitätsnetz, die Wasser- und die Treibstoffversorgung brachen zusammen.
Viele Überlebende haben alles verloren, Familie, ein Dach über dem Kopf, ein Einkommen. Mehr als 58'000 Menschen benötigen Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Häuser. Zusätzlich müssen 5,850 Familien in ein neues Gebiet umziehen, da ihr ursprüngliches Haus in einer sogenannten roten Zone lag, die von der Regierung als unsicher eingestuft wurde. «Unser Quartier ist nun Sperrzone, es wird nie mehr bewohnbar sein», erzählt die 40-jährige Ida aus der Umgebung von Palu. «Nun starten wir von Null.» Die Vereinten Nationen schätzen, dass insgesamt über 200'000 von der Katastrophe betroffen waren, darunter 46'000 Kinder und 14'000 alte Menschen.
Caritas Schweiz hilft den Betroffenen dabei, sich zu erholen und sich vor zukünftigen Katastrophen besser zu schützen. Die Hilfe kommt Menschen in den ländlichen Bezirken Sigi und Donggala zugute, die im Vergleich zu Palu-Stadt zunächst relativ wenig Unterstützung erhalten haben.
Eine sicherere wirtschaftliche Lebensgrundlage
Ende April 2019 konnte der Wiederaufbau beginnen. Zunächst unterstützte die Caritas mit den lokalen Partnern Pusaka Foundation und Indonesia Bhadra Utama (IBU) Foundation Familien in fünf Dörfern dabei, die Wasserversorgung und Sanitäranlagen zu sanieren oder wiederaufzubauen. Dadurch erhielten bis Ende April 2020 1128 Haushalte Zugang zu sauberem Trinkwasser und Toiletten. Weiter räumten Kleinbäuerinnen und -bauern Felder und sanierten Bewässerungssysteme gegen einen Lohn (cash-for-work). Familien erhielten finanzielle Zuschüsse, damit sie sich Saatgut und Maschinen kaufen können.
Im Folgeprojekt unterstützen wir die Menschen nun dabei, ihre Lebensgrundlage auf sicherere Füsse zu stellen. Kleinbauern in vier Dörfern können dank besserer Anbau- und Verarbeitungsmethoden mehr produzieren. Damit sie langfristig von ihren Ernteerträgen leben können, hilft die Caritas ihnen, ihre Produkte besser zu vermarkten und dadurch höhere Preise zu erzielen. Zusammen mit den Gemeinden werden Pläne entwickelt, wie sich die Dörfer vor häufig auftretenden Naturkatastrophen wie Erdrutschen oder Hochwasser schützen beziehungsweise deren Auswirkungen vermindern können. Basierend auf diesen Plänen erhalten die Gemeinden finanzielle Mittel, um die Pläne umzusetzen.
200 erdbebensichere Häuser
Da die Bedürfnisse auch ein Jahr nach der Katastrophe noch sehr gross waren, starteten wir Anfang 2020 mit der lokalen Organisation Bumi Tangguh ein weiteres Wiederaufbauprojekt: In drei Dörfern helfen wir rund 200 Familien, ihre Häuser erbebensicher und mit gut funktionierenden sanitären Anlagen wiederaufzubauen. Die Begünstigten leiten den Bauprozess selbst. Dafür werden sie geschult und von Ingenieuren begleitet. So kann bis Juni 2021 für rund 800 Personen ein sicheres Zuhause geschaffen werden. Darüber hinaus werden die lokalen Regierungsvertreterinnen und -vertreter sowie die Bauarbeiter in erdbebensicherem Bauen geschult. Die erlernten Methoden können sie in Zukunft bei weiteren Projekten anwenden – und so für noch mehr Menschen im katastrophenanfälligen Land ein sicheres Zuhause schaffen.
Besserer Schutz vor Katastrophen
Die Katastrophe kam für die meisten Menschen völlig unerwartet. Frühwarnsysteme versagten. Auch das Katastrophenmanagement der Regierung war sehr mangelhaft. In einem Projekt im Konsortium mit Solidar Suisse, umgesetzt wiederum von der Pusaka Foundation, unterstützen wir die Distriktregierung in Sigi dabei, Pläne für das Katastrophenrisikomanagement zu entwickeln und Personal entsprechend auszubilden. Mit Trainings, Katastrophenvorsorgeplänen, der Installation von Frühwarn- und Informationssystemen, Evakuierungsübungen und Infastrukturmassnahmen helfen wir Dorfgemeinschaften, sich besser für künftige Katastrophen zu wappnen.
Die Hilfe von Caritas Schweiz wird von der Glückskette unterstützt.
Bereits unmittelbar nach der Katastrophe half die Caritas mit ihren lokalen Partnern den betroffenen Menschen, ihre Grundbedürfnisse zu sichern. 2000 Familien erhielten dringend benötigte Nothilfegüter, der Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Hygiene wurde verbessert und Kinder dabei unterstützt, sich von den Schrecken der Katastrophe zu erholen. Zudem setzte die Caritas ein erstes Cash-for-work-Projekt um.
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