Hilfe in fragilen Ländern: So geht die Caritas bei ihren Projekten vor
Caritas Schweiz ist in rund 20 Ländern tätig, wo es häufig mehrere und immer wiederkehrende Konflikte und Katastrophen gibt. Dies erfordert viel Flexibilität und kurzfristige Anpassungen an den Hilfsprojekten. Gelingen kann das dank des sogenannten «Nexus»-Ansatzes, wie ein Projekt in einem der ärmsten Länder der Welt zeigt.
Die Krisen von heute entsprechen nicht mehr der Nothilfe von früher. Ereignete sich beispielsweise ein Erdbeben, unterstützte die Caritas die Menschen mit Nahrungsmitteln, Wasser oder Unterkünften und ging nach ein paar Monaten über in den Wiederaufbau respektive in die langfristige Entwicklungshilfe.
Heutige Krisen sind jedoch komplexer, dynamischer und sie häufen sich. So treffen Dürren, Überschwemmungen und sonstige Naturkatastrophen immer mehr auf Länder, die bereits politisch und wirtschaftlich instabil sind oder sich in einem bewaffneten Konflikt befinden. Es gibt also mehrere Krisen gleichzeitig, die sich über Jahrzehnte hinziehen und immer wieder aufflammen können. Kurz: Die Situation vor Ort ist unberechenbarer geworden. Damit ist auch die Krisenbewältigung herausfordernder, da es einen ständigen Wechsel zwischen Nothilfe- und Entwicklungsphasen gibt.
Beide Bereiche von Beginn an aufeinander abstimmen
Caritas Schweiz hat ihre Vorgehensweise deshalb angepasst. Sie setzt vermehrt auf den sogenannten «Humanitarian-Development Nexus» der internationalen Zusammenarbeit. Das Wort stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie «Zusammenknüpfen».
Entsprechend verknüpft dieser integrative Ansatz die Bereiche der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit miteinander. So können langfristige und nachhaltige Lösungen für komplexe Krisen geschaffen werden. Um eine stabile Gesellschaft aufzubauen, ergänzt Caritas die beiden Bereiche in der Regel mit Massnahmen, welche die soziale Zusammengehörigkeit zwischen verschiedenen Gruppen und Gemeinschaften fördern.
Die Bereiche werden bereits in der Ausgestaltung eines Hilfsprojekts kombiniert und aufeinander abgestimmt. Auch eine immerwährende Risikoanalyse ist vonnöten. So sind die sogenannten Länderprogramme zum Beispiel dazu befähigt, Vorbereitungsmassnahmen zu treffen, um auf mögliche humanitäre Krisen oder andere unvorhersehbare Konflikte schnell reagieren zu können.
Durch den «Nexus» können die vielschichtigen Probleme ganzheitlich angegangen werden. Nur so können die finanziellen und personellen Ressourcen gezielt und effizient eingesetzt werden; nur so sind die Projekte nachhaltig und überdauern auch künftige Krisen. Dies ist schliesslich der Kern des «Nexus»-Ansatzes, dank dem den betroffenen Menschen bestmöglich geholfen werden kann.
Tschad: Hilfe zur Selbsthilfe
Was dies konkret bedeutet, zeigt das Beispiel vom Tschad. Die zentrale Lage im Sahelgürtel macht das Land, das zu den ärmsten dieser Welt zählt, anfällig für Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit. Verstärkt wird dies durch die Folgen des Klimawandels, was für die Bevölkerung existenzielle Folgen hat. Denn der Grossteil lebt in selbstversorgenden Kleinbauernfamilien. Fällt ihre Ernte wegen längerer Dürreperioden schlechter aus, müssen sie sich hoch verschulden, um genügend Essen zukaufen zu können. Viele Menschen sind deshalb auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Leider dauern diese Phasen der Ernährungsknappheit in gewissen Teilen des Landes mehrere Monate an. Diese ertragsarmen Jahreszeiten muss Caritas Schweiz schon in ihrer Projektentwicklung mitdenken. So können beispielsweise die Lebensumstände der Kleinbauernfamilien nicht langfristig verbessert werden, solange deren Kinder zu Hause Hunger leiden.
Hier kommt der «Nexus»-Ansatz ins Spiel. Die Caritas und ihre lokalen Partner verknüpfen saisonale Nahrungsmittelhilfe mit der Erweiterung der Einkommensbasis beim Gemüseanbau und beim Erlernen von effizienten und ressourcenschonenden Anbaumethoden. Gleichzeitig vernetzen sie die verschiedenen Akteure, Behörden und Interessengruppen, damit gemeinsam Strategien erarbeitet und Aktivitäten zur Bekämpfung der Ernährungsunsicherheit umgesetzt werden können.
Durch diese Verknüpfung von humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sollen sich die Menschen selbstständig aus der Armut und der Abhängigkeit von Hilfe befreien können. Dank des «Nexus»-Ansatzes kann Caritas Schweiz die Bevölkerung schnell, aber auch langfristig und nachhaltig unterstützen.
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Titelbild: © Caritas Schweiz