In Southern Ethiopia, Caritas supports women to start small businesses and thus graduate out of extreme poverty.
In Southern Ethiopia, Caritas supports women to start small businesses and thus graduate out of extreme poverty.

Globale Veränderungen vorantreiben, Gleichstellung der Geschlechter fördern

Die Stärkung der Rolle der Frau ist ein Schlüsselfaktor in der internationalen Zusammenarbeit

Die Ungleichheit der Geschlechter ist eines der grössten Hindernisse für nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung. Wenn Frauen und Mädchen in öffentlichen Räumen Gewalt ausgesetzt sind, ihnen der gleichberechtigte Zugang zu Bildung verwehrt wird und sie für gleiche Arbeit weniger verdienen, kann die Armut nicht verringert werden. Bekämpfung der Armut geht Hand in Hand mit der Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter.

Trotz der Fortschritte in den letzten Jahrzehnten ist die Welt noch weit von der Gleichstellung der Geschlechter entfernt. In einigen Bereichen hat sich die Situation sogar verschlechtert, insbesondere nach der COVID-19-Pandemie. Die sogenannte Geschlechterkluft müsste zu 100 Prozent geschlossen werden, damit eine vollständige Gleichstellung der Geschlechter erreicht wäre, wie dies die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UNO zum Ziel setzt. Das bedeutet gleichen Zugang zu Bildung, Beschäftigung, Einkommen und gleiche Chancen.

Der Fortschritt in Richtung Gleichstellung der Geschlechter liegt im Jahr 2025 bei 68,8 Prozent, wobei noch immer mehr als 30 Prozent der Kluft bestehen bleiben. Beim derzeitigen Tempo wird es weitere 123 Jahre dauern, bis die Geschlechterkluft vollständig geschlossen ist. Da die Gleichstellung der Geschlechter zur Armutsbekämpfung beiträgt, ist für Caritas Schweiz klar: Wir können es uns nicht leisten, noch ein weiteres Jahrhundert zu warten. Die Gleichstellung der Geschlechter muss schneller voranschreiten.

Bisher geschlossene Geschlechterkluft nach Regionen © Weltwirtschaftsforum, Global Gender Gap Report 2025

Caritas Schweiz ist bestrebt, in ihren Programmen in Lateinamerika, Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Europa zu mehr Gleichstellung der Geschlechter beizutragen. Wir konzentrieren uns dabei auf zwei Aspekte: Gender Mainstreaming und die Stärkung der Rolle der Frau.

Gender Mainstreaming in allen Projekten

Gender Mainstreaming bedeutet, die unterschiedlichen Geschlechterperspektiven zu berücksichtigen und die Gleichstellung in allen Projekten zu fördern – in allen Phasen: Planung und Konzeption, Umsetzung und Monitoring. Gender wird somit nicht als separates Thema behandelt, sondern integriert.

Beispielsweise liefert eine Gender-Analyse zu Beginn der Projektentwicklung wichtige Erkenntnisse über die unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen von Männern und Frauen, Jungen und Mädchen. Diese Informationen fliessen in die Projektumsetzung vor Ort ein. Bei einem Landwirtschaftsprojekt im Kosovo (Vorgänger des EREA-Projekts – siehe unten) war eine wichtige Erkenntnis der Gender-Analyse, dass die Rolle von Frauen in der Landwirtschaft oft nicht formalisiert und anerkannt wurde, was eine der grössten Herausforderungen für ihre Teilhabe in diesem Sektor darstellte. Daher unterstützte das Projekt den Registrierungsprozess von von Frauen geführten Unternehmen und führte Beratungsgespräche durch, um Frauen über den Prozess zu informieren.

Ausserdem dokumentieren wir in allen unseren Projekten, wie Frauen und Männer in das Projekt eingebunden sind. Die Anzahl der Projektteilnehmer wird in Frauen, Männer und «divers» unterteilt – um auch diejenigen einzubeziehen, die sich weder als weiblich noch als männlich identifizieren.

Stärkung von Frauen und Mädchen

Caritas Schweiz integriert Gender Mainstreaming in alle ihre Projekte – nicht nur in diejenigen, die sich speziell auf Frauen und Mädchen konzentrieren. Zusätzlich führt Caritas Schweiz auch gezielte Projekte durch, die darauf abzielen, Frauen und Mädchen direkt zu stärken.

Um Geschlechtergleichheit zu erreichen und die Kluft zwischen den Geschlechtern zu schliessen, müssen Frauen die Möglichkeit erhalten, gleichberechtigt an Entscheidungsprozessen im privaten und öffentlichen Bereich teilzunehmen. Wenn die Rolle der Frauen gestärkt wird, ist es wahrscheinlicher, dass sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen, ein Einkommen erzielen, mehr Kontrolle über Ressourcen und Entscheidungen erlangen und in die Gesundheit und Bildung ihrer Familien investieren. Dies trägt zur allgemeinen Entwicklung und zum Wohlbefinden bei. Die Stärkung der Rolle der Frau ist ein entscheidender Faktor in der internationalen Zusammenarbeit, da sie die Gleichstellung der Geschlechter fördert und die Ursachen von Armut und Ungleichheit bekämpft.

Ausgewählte Projekte von Caritas Schweiz zur Stärkung der Rolle der Frau

  • Das Projekt «Empowering Rural Economies in Agriculture (EREA)» im Kosovo hat strukturelle Hindernisse beseitigt und ermöglicht es Frauen, insbesondere aus ländlichen Gemeinschaften und Minderheiten, aktive Wirtschaftsakteurinnen zu werden. Dies treibt die wirtschaftliche Stärkung von Frauen im Agrarsektor des Kosovo voran.
  • Das Projekt «Verbesserte wirtschaftliche Aussichten, Bildung und Gesundheit für Frauen und Kinder in Tigray» in Äthiopien unterstützt Frauen auf ihrem Weg zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit durch Schulungen, Mentoring, Spargruppen und Starthilfe. Es trägt zudem zu ihrem Wohlbefinden und ihrer Widerstandsfähigkeit bei durch psychosoziale Unterstützung, Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung sowie die Förderung eines sicheren, stärkenden Umfelds für sie und ihre Familien.
  • Das Projekt «Tejiendo redes de protección» in Bolivien stärkt junge Frauen, die Gewalt erfahren haben. Es bietet ihnen rechtliche, medizinische und psychosoziale Unterstützung. Dies erhöht ihre Resilienz. Berufliche Bildung und die Entwicklung von Lebenskompetenzen bewirkt, dass sie aktiver an der Gesellschaft teilhaben können. Das Projekt fördert auch Präventions- und Schutzmechanismen in Schulen, lokalen Organisationen und öffentlichen Einrichtungen in verschiedenen Gemeinden.

Kontakt

Sarah Estermann

Wissensmanagerin Migration

+41 41 419 23 28sestermann@caritas.ch

Weitere Informationen

Titelbild: In Südäthiopien unterstützt Caritas Frauen dabei, kleine Unternehmen zu gründen und so der extremen Armut zu entkommen. © Cartier Philanthropy/Andrea Borgarello