Projekte der Entwicklungszusammenarbeit tragen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Globalen Süden bei.
Projekte der Entwicklungszusammenarbeit tragen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Globalen Süden bei.

Armut bekämpfen ist auch Klimapolitik

Entwicklungszusammenarbeit

Armutsbekämpfung und Klimapolitik sind keine Gegensätze. Dies belegt Caritas Schweiz mit einem neuen Ansatz, den sie in Zusammenarbeit mit der Colorado State University und der HAFL entwickelt hat. Der Ansatz zeigt auf, dass Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Globalen Süden beitragen.

Die Annahme, dass sich in ärmeren Ländern wenig CO2 reduzieren lässt, ist nicht zutreffend, wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen. In Zusammenarbeit mit der Colorado State University und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) der Berner Fachhochschule hat die Caritas einen Ansatz entwickelt, mit dem eine umfassende Treibhausgasbilanzierung im Bereich der Internationalen Zusammenarbeit vorgenommen werden kann. Damit wird ersichtlich, welch hohen positiven Klima-Effekt Entwicklungsprojekte mit sich bringen. Untersucht wurden Projekte von Caritas im Management von Naturressourcen, beispielsweise in der Land- oder Forstwirtschaft. Diese zielen in erster Linie auf die Armutsreduktion und eine bessere Resilienz der vulnerablen Bevölkerung gegenüber Klimarisiken ab. Der Climate Proofing-Ansatz zeigt nun aber auf, dass sie gleichzeitig ein enormes Potential für Emissionsreduktionen bergen. So wird über agrarökologische und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken der Bodenkohlenstoff erhöht, CO2 wird über Aufforstungsmassnahmen gebunden und durch Waldschutzmassnahmen werden Emissionen von Waldbränden oder Rodung verhindert.

Das Fazit der Treibhausgasbilanzierung ist klar: Projekte im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft und der Agrarökologie in den ärmsten Ländern reduzieren in einem beträchtlichen Ausmass CO2. Das heisst: Armutsbekämpfung durch die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen wirkt sich positiv auf das Klima aus. «Die Vorstellung, dass sich grossflächige CO2-Reduktion nur in Schwellenländern betreiben lässt und in der Unterstützung ärmster Menschen kein positiver Effekt auf das Klima erzielt werden kann, müssen wir überholen», sagt Arabela Philipona, Wissensmanagerin Klima bei Caritas Schweiz. 

Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit nicht gegeneinander ausspielen

Caritas Schweiz plädiert dafür, dass diese Erkenntnisse bei der Verteilung der Gelder für die internationale Klimafinanzierung stärker berücksichtigt werden. Zusammen mit den anderen Industriestaaten hat sich die Schweiz verpflichtet, ärmere Länder bei der Anpassung an den Klimawandel und ihrer Reduktion der Treibhausgasemissionen finanziell zu unterstützen. Dieses Ziel wurde im Pariser Klima-Abkommen von 2015 bekräftigt. Vorgesehen war, dass die Industriestaaten ab 2020 zusammen jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die internationale Klimafinanzierung aufwenden, die aus «neuen und zusätzlichen Mitteln» stammen. 

Caritas Schweiz kritisiert, dass die Schweiz dieser Verpflichtung nur ungenügend nachkommt. Einerseits sind die öffentlichen Mittel, welche der Bund dafür aufwendet, gemessen an der Wirtschaftsleistung und der Klimaverantwortung des Landes zu tief. Andererseits setzt der Bund dafür vorwiegend Gelder ein, die aus dem sonst schon sehr knappen Budget der Internationalen Zusammenarbeit stammen und somit nicht als zusätzliche Mittel bezeichnet werden können. Caritas Schweiz sieht darin das Risiko, dass Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit gegeneinander ausgespielt werden. Die Caritas fordert, dass die Schweiz ihren Verpflichtungen endlich umfassend nachkommt und ihren Beitrag an die internationale Klimafinanzierung erhöht. 

An der bevorstehenden Klimakonferenz, die ab dem 7. November in Ägypten stattfindet, muss sich die Schweiz ausserdem konstruktiv an den den Diskussionen zur Weiterentwicklung der internationalen Klimafinanzierung beteiligen. Zusammen mit den anderen Industriestaaten muss die Schweiz sich darauf verständigen, wie die enormen Herausforderungen der Klimakrise in der Zukunft finanziert und bewältigt werden können.

Nachhaltigkeitsstrategie Caritas Schweiz

Nachhaltigkeit ist bei Caritas Schweiz eine konkrete Realität. Sie ist die Grundlage für alle Projekte und die Art und Weise, wie die Caritas agiert. Nachhaltigkeit in der täglichen Arbeit zu verankern, ist ein sich ständig weiterentwickelnder Prozess. Caritas Schweiz verfügt über eine Nachhaltigkeitsstrategie und engagiert sich damit auf ökologischer, ökonomischer und sozialer Ebene. So trägt sie zur nachhaltigen Entwicklung der Agenda 2030 in der Schweiz und weltweit bei.

Titelbild: Projekte der Entwicklungszusammenarbeit tragen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Globalen Süden bei. © Fabian Biasio