

Weltweiter Hunger geht zu langsam zurück – Millionen bleiben unterversorgt
Laut dem aktuellen Welthungerbericht der UNO litten im Jahr 2024 weltweit rund 673 Millionen Menschen an Hunger. Trotz Verbesserungen seit der COVID-Pandemie bleibt die globale Ernährungssituation alarmierend: Die Fortschritte reichen nicht aus, um das 2. Ziel der Agenda 2030 für Nachhaltigen Entwicklung, «Kein Hunger bis 2030» zu erreichen, insbesondere in afrikanischen Ländern.
Rund 673 Millionen Menschen leiden Hunger. Das heisst, 8,2 Prozent der Weltbevölkerung sind chronisch unterernährt. Der kürzlich erschienene SOFI-Bericht (State of Food Security and Nutrition in the World) zeigt zudem auf, dass mehr als 2,3 Milliarden Menschen von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen sind.
Besonders Frauen, Kinder und die Bevölkerung von ländlichen Regionen können sich nicht ausreichend ernähren. Auch wenn sich die Ernährungssicherheit in Südamerika, Südost- und Süd-Asien verbessert hat, hat sie sich in West-Asien und Afrika verschlechtert.

Die Lage in den meisten Regionen Afrikas ist weiterhin besonders dramatisch: Fast 59 Prozent der Bevölkerung erfahren moderate oder schwere Ernährungsunsicherheit. Insbesondere in Burkina Faso, Niger, Tschad, Mali, Somalia, Äthiopien und Südsudan, in der Demokratischen Republik Kongo und der Zentralafrikanischen Republik hat sich die Ernährungssicherheit noch einmal verschlechtert. Als Treiber dafür werden Konflikte, Folgen des Klimawandels und fragile Ernährungssysteme genannt.
Die Kosten für eine gesunde Ernährung sind weltweit auf durchschnittlich 4,46 US-Dollar pro Tag (kaufkraftbereinigt) gestiegen. Damit bleibt eine ausreichende Ernährung für viele unerschwinglich. Die durchschnittliche globale Inflation der Lebensmittelpreise stieg von 2,3 im Dezember 2020 auf 13,6 Prozent im Januar 2023; in Ländern mit niedrigem Einkommen lag die Inflation zeitenweise auf bei 30 Prozent (Mai 2023). Für 2,6 Milliarden Menschen weltweit ist das schlicht zu viel. In Afrika stieg die Zahl der Menschen, die sich keine gesunde Ernährung leisten können, auf über 1 Milliarde.
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Hunger und Mangelernährung sind folgenschwer:
- Die Zahl der Wachstumsverzögerungen bei Kindern weltweit ist zwar leicht gesunken, doch Auszehrung und Übergewicht bei Kindern bleiben weitgehend unverändert auf hohem Niveau.
- Die Anämierate bei Frauen ist sogar gestiegen – also die Anzahl Frauen, die an Blutarmut leiden.
Ein Weckruf für die Weltgemeinschaft
Der Bericht ist ein klarer Appell an die Weltgemeinschaft: Die Welt muss mehr tun, um Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen. Um dem Ziel der UNO-Agenda für nachhaltige Entwicklung näher zu kommen, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, braucht es politische Entschlossenheit, internationale Zusammenarbeit und konkrete Massnahmen. Ernährungssicherheit darf kein Privileg bleiben.
Die Autorinnen und Autoren des SOFI-Berichts sprechen sich dafür aus, die Märkte zu stabilisieren, um Preisschwankungen zu begrenzen. Sie betonen auch die Notwendigkeit, soziale Sicherungssysteme zu stärken – insbesondere mit Blick auf Frauen und Kinder.
- In mehreren Regionen, in denen Caritas Schweiz Projekte gegen die Armut durchführt, hat sich die Ernährungssicherheit deutlich verschlechtert – besonders im Südsudan, Gaza, in Haiti und Syrien, aber auch in Äthiopien, Uganda, Burkina Faso, Mali und im Tschad.
- Im Südsudan, im Gazastreifen und in Haiti hat ein Grossteil der Bevölkerung aufgrund fehlender finanzieller Mittel und anhaltenden Konflikten nur eingeschränkten Zugang zu Lebensmitteln.
- In der Ukraine bleibt der Zugang zu Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Produktionsmitteln infolge des Krieges stark eingeschränkt. Dies führt zu einer globalen Kettenreaktion, die die Versorgung mit Getreide und Düngemitteln beeinträchtigt und einen anhaltenden Anstieg der Lebensmittelpreise zur Folge hat.
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Titelbild: Auch in Mali hat sich die Ernährungssicherheit deutlich verschlechtert. © John Kalapo