Stärkung der Ernährungssicherheit in Haitis Nordwesten

In Haiti ist die Ernährungssituation generell prekär. Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre kann die Ernährung der Hälfte seiner Bevölkerung nicht sichern. 80% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, drei Viertel davon in ländlichen Gebieten. Unter- und Mangelernährung sind weit verbreitet. Die Wirtschaft des Landes ist sehr schwach und das politische System sehr instabil. Zerstörerische Naturkatastrophen verschärfen die Situation massiv. Das Projektgebiet im Département Nord-Ouest zählt zu den ärmsten Regionen. Die drei Zielgemeinden Port-de-Paix, Anse-à-Fôleur und Saint-Louis-du-Nord sind neben strukturellen Nachteilen auch besonders stark von den Nachwirkungen der letzten Hurrikane, von wiederkehrenden Dürren und von regelmässigen Überschwemmungen betroffen.
Im Projektgebiet sind 49.1% der Bevölkerung von einer akuten Unter- oder Mangelernährung bedroht. Arme Familien können sich aufgrund steigender Preise keine nahrhaften Lebensmittel mehr leisten. In den betroffenen Gemeinden leiden fünf Prozent der unter fünfjährigen Kinder unter akuter Mangelernährung und 22% unter chronischer Mangelernährung. Eine chronische Mangelernährung führt bei Kindern zu Wachstumsverzögerungen und gar Entwicklungsschäden.
Das Projekt fördert in den Gemeinden Port-de-Paix, Anse-à-Fôleur und Saint-Louis-du-Nord die Entwicklung von Dienstleistungen, die es der armen Bevölkerung ermöglichen, ihre Ernährung dauerhaft selbst zu sichern. Durch die Verbesserung der Governance wird die landwirtschaftliche Produktion erhöht.
Das Projekt fördert die gemeinsame Bewirtschaftung der Wassereinzugsgebiete. Alle Akteure, deren Wasserversorgung an einen bestimmten Wasserlauf geknüpft ist, werden berücksichtigt. Im Zentrum steht der Erosionsschutz. Um die jungen Generationen zu sensibilisieren, werden an 15 Schulen mittels Schulgärten Veranstaltungen zu Ernährung, Hygiene und Lebensmittel durchgeführt.
Die Verfügbarkeit und der Zugang zu Nahrungsmitteln werden durch die Stärkung von Wertschöpfungsketten verbessert. Die Beschaffung, Lagerung und Kommerzialisierung von Saatgut wird von lokalen Hilfsorganisationen koordiniert. Das Projekt fördert zudem die Gründung von Kleinunternehmen zur Stärkung von lokalen Selbsthilfegruppen und setzt wichtige Strassen instand, um den Zugang zu den Märkten zu sichern.
In Zusammenarbeit mit lokalen Gesundheitszentren werden Coupons an Familien mit besonders unter- und mangelernährten Kindern verteilt. Die Coupons können sie auf den lokalen Märkten gegen Lebensmittel eintauschen.
Die Diversifizierung der Einkommensquellen und der Schutz der Böden stärkt die Resilienz der Bevölkerung. Diese Diversifizierung umfasst das Erlernen verbesserter Anbautechniken, die Einführung besser angepasster Ziegen- und Rinderrassen und die Stärkung des Kaffee- und Kakaosektors.
Das Projekt zielt darauf ab, das Einkommen der begünstigten Familien zu verbessern, trägt aber auch der Klimafrage in hohem Mass Rechnung, da die Landwirtschaft auf ökologische Weise gefördert werden muss, um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen. Mit der «Terra Preta»-Technik kann der Boden mit Produktions- und Küchenabfällen, Tiermist und Holzkohle gedüngt und wieder fruchtbar gemacht werden. Agrarökologische Ansätze und die Agroforstwirtschaft ermöglichen es, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern, ohne den Boden und andere wichtige Ressourcen zu erschöpfen. Mit den im Rahmen von «Make Markets Work for the Poor» angewandten Methoden können die Marktsysteme im Projektgebiet ganzheitlich analysiert werden, sodass dort angesetzt wird, wo Veränderungen den gefährdeten Bevölkerungsgruppen zugutekommen. Caritas Schweiz führt das Projekt in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Regierung und den Gemeindekomitees durch und arbeitet mit zwei lokalen Partnerorganisationen zusammen, die in diesem Bereich gut etabliert sind.
Thema
Einkommen
Projektdauer
15.12.2018 – 30.11.2022
Budget
6'640'606 Schweizer Franken
Projektgebiete
Haiti, Département Nord-Ouest, Gemeinden Port-de-Paix, Anse-à-Fôleur und Saint-Louis-du-Nord
Zielgruppen
Insgesamt 14'525 begünstigte Haushalte
Finanziert durch
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Europäische Union (EU)
Tel: +41 41 419 22 22
info @caritas .ch