Vom Brennholz bis zum Bargeld

So hilft Caritas im Kriegsgebiet

Mit ihren internationalen Partnern konnte Caritas Schweiz bislang rund fünf Millionen Menschen in der Ukraine und in den Nachbarländern helfen. Dabei ist viel Flexibilität gefragt – wegen der unsicheren Lage, aber auch wegen der unterschiedlichsten Bedürfnisse vor Ort.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine vom 24. Februar 2022 hat die grösste europäische Fluchtbewegung seit dem zweiten Weltkrieg ausgelöst. Laut den Vereinten Nationen sind bisher 13,4 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern intern oder in andere Länder geflüchtet.

Die humanitäre Situation ist verheerend: 17,7 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Besonders in den Wintermonaten hat sich die Lage der Zivilbevölkerung nochmals dramatisch verschlechtert. Fast die Hälfte der Wohnhäuser ist beschädigt oder zerstört, die Wasser- und Energieversorgung fällt zeitweilig aus, das Gesundheitswesen ist am Anschlag.

Hilfe von der ersten Stunde an

Von der ersten Stunde an hat Caritas Schweiz mit dem internationalen Caritas-Netzwerk humanitäre Hilfe in der Ukraine und in den Nachbarländern geleistet. Bisher konnten über fünf Millionen Menschen unterstützt werden. Die Bedürfnisse unterscheiden sich je nach Region und Kriegsverlauf stark.

Zu Beginn des Krieges errichtete Caritas beispielsweise in Polen nahe der acht Grenzübergänge mobile Zentren, um Flüchtende mit dem Nötigsten wie Mahlzeiten, Wasser und warmer Kleidung zu versorgen. Auch an Bahnhöfen, wo Tausende Menschen auf ihrer Flucht durchreisten, waren Mitarbeitende und Freiwillige der Caritas vor Ort.

Um die Menschen in der Ukraine mit Lebensmitteln zu versorgen, wurde im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet ein grosses Warenlager eingerichtet, von dem täglich Hilfstransporte in die Ukraine fuhren. Die Projekte in Polen laufen noch bis Juni 2023.

Hohe Priorität: Häuser reparieren

Auch in den Nachbarländern Moldawien, Rumänien und Slowakei leistete die Caritas im letzten Jahr Unterstützung für Geflüchtete. Bis Ende 2022 lag das umgesetzte Programmvolumen der Caritas Schweiz für die Ukraine und die umliegenden Länder bei zirka zehn Millionen Franken.

Aktuell konzentriert sich Caritas Schweiz in ihren Projekten auf Schutz und Hilfe für die Bedürftigsten, Reparatur und Erhalt von Wohngebäuden sowie die Sicherung des Lebensunterhalts. Ein Beispiel hierfür ist das von Caritas Schweiz initiierte Projekt «Warm 4 Winter». Dieses soll Menschen mit Bargeldunterstützung, Reparaturen von Wohnungen und Häusern sowie psychologischer Betreuung helfen. Ausserdem erhalten sie Decken, Winterkleidung und Brennholz.

Die Winterhilfe läuft noch bis Ende Mai und konzentriert sich auf den Südosten der Ukraine. Mit dem Projekt werden 8,3 Millionen Franken umgesetzt, dabei unterstützt Caritas Schweiz die lokalen Partner auch mit internationalem Personal.

Hilfeleistung trotz Bombenalarm

Die wesentlichen Herausforderungen bei der Hilfeleistung liegen in der zerstörten zivilen Infrastruktur (Kommunikation, Energie, Mobilität), dem humanitären Zugang zu den Bedürftigsten nahe der Frontlinie und der prekären und volatilen Sicherheitslage.

Wie die gesamte Bevölkerung müssen Mitarbeitende der Hilfsorganisationen mehrmals täglich bei Bombenalarm Zuflucht in Luftschutzräumen suchen. Sie sind erheblichen Risiken durch Angriffe ausgesetzt, wenn sie in Projekten nahe der Kampfzone arbeiten, wo die humanitären Bedürfnisse enorm sind.

Die nationalen Caritas Organisationen der Ukraine verfügen über mehr als 2'300 Mitarbeitende und rund 17'000 Freiwillige. In über 70 Zentren und weiteren Unterkünften sowie mit mobilen Teams versorgen sie intern Vertriebene und Notleidende mit Lebenswichtigem.

Entscheidend für den Erfolg ist die effiziente und gut koordinierte Zusammenarbeit im europäischen Caritas-Netzwerk und die grosse Solidarität aus der Schweiz. Neben privaten Spenderinnen und Spendern unterstützen die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), die Glückskette sowie Stiftungen, Kantone und Gemeinden, kirchliche Institutionen und Firmen die Arbeit der Caritas.

Geschrieben von Petra Winiger

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Titelbild: © Caritas Ukraine