Darum sagt Caritas Schweiz Ja zum Klimaschutzgesetz

Gerechte und sozialverträgliche Klimapolitik dringend nötig

Mit dem Klimaschutzgesetz steht die Schweiz vor einem wichtigen Schritt in Richtung Klimaschutz und Klimagerechtigkeit. Mit der Vorlage, über die am 18. Juni abgestimmt wird, erhält die Schweiz klare und langfristige Ziele, um die Klimakrise wirksam und gleichzeitig sozialverträglich anzugehen.

Der kürzlich veröffentlichte Bericht des Weltklimarats zeigt unmissverständlich auf: Es besteht akuter Handlungsbedarf noch in diesem Jahrzehnt, um die Folgen der Klimakrise sowohl bei uns als auch im Globalen Süden einzudämmen. Das Klimaschutzgesetz ist eine grosse Chance für die Schweiz, um verbindlich zu handeln. Dies ist nicht nur wichtig für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen hierzulande, für Investitionen in saubere Energie und die heimische Wirtschaft, sondern auch ein Zeichen an die Weltgemeinschaft, dass wir die globale Klimakrise und unsere Verantwortung ernst nehmen.

Das Klimaschutzgesetz sieht vor, dass die Treibhausgasemissionen der Schweiz bis 2040 um 75 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden und bis zum Jahr 2050 Netto-Null betragen. Damit kann die Schweiz auch den Verpflichtungen nachkommen, die sie mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens bereits 2015 eingegangen ist.

Menschen im Globalen Süden besonders betroffen

Die Klimakrise ist nicht nur in der Schweiz eine spürbare Realität mit zunehmenden Hitzewellen, Starkniederschlägen und schmelzenden Gletschern. Sie trifft die Menschen im Globalen Süden überproportional, obwohl sie am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Aus der eigenen Erfahrung in der Internationalen Zusammenarbeit in derzeit 15 Länderprogrammen weiss Caritas Schweiz um die massiven negativen Folgen, welche die Klimakrise für die betroffenen Menschen mit sich bringt.

Besonders hart trifft es die Bevölkerung in vielen Teilen der Subsahara. Ein Grossteil ist von der Landwirtschaft abhängig und damit auf regelmässige Niederschläge angewiesen. Ausbleibender Regen und verstärkte Dürreperioden vermindern ihre Erträge enorm und verschärfen die ohnehin fragile Ernährungssituation in vielen Ländern. Laut dem jüngsten Globalen Bericht zur Ernährungskrise, der Anfang Mai 2023 erschienen ist, waren 2022 weltweit 258 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen, was ein Anstieg um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Im westafrikanischen Mali berichtet uns Modeste Traoré, ein ehemaliger Fischer am Wegnia-See, dass er vor einigen Jahren bereits die Fischerei aufgeben musste, denn seine Netze blieben leer. Der Wegnia-See trocknet zunehmend aus – die Folgen des Klimawandels sind also deutlich zu spüren. Doch leider haben die Menschen oftmals wenig Möglichkeiten, sich an die Klimaveränderungen anzupassen.

Ihr Beitrag zum Klimawandel ist dabei nur ein Bruchteil im Vergleich zu jenem der Industriestaaten wie der Schweiz. Während eine Person in Mali durchschnittlich 0,3 Tonnen CO2 pro Jahr ausstösst, ist es in der Schweiz mit jährlich 14 Tonnen CO2 pro Kopf ein Vielfaches davon. Es ist höchste Zeit, dass die Schweiz als eine der grössten Verursacherin der globalen Klimakrise Verantwortung übernimmt.

Sozialverträglichkeit bei Umsetzung der Klimaziele

Gegen Klimaschutzmassnahmen in der Schweiz wird oft argumentiert, dass diese zum Nachteil von Menschen mit geringeren finanziellen Möglichkeiten seien. Doch das Klimaschutzgesetz schreibt explizit vor, dass sich die konkreten Massnahmen an der Sozialverträglichkeit ausrichten. Aus sozialpolitischer Sicht ist das für Caritas Schweiz wichtig. Andreas Lustenberger, Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter Grundlagen und Politik bei Caritas Schweiz, betont: «Durch das Bekenntnis zur Sozialverträglichkeit kann sichergestellt werden, dass die Klimaschutzmassnahmen Armutsbetroffene in der Schweiz nicht benachteiligen. Ein sozialer Klimaschutz ist möglich.»

Die Schweiz steht in der Verantwortung, endlich umfassend zu handeln, um eine weitere Verschärfung der Klimakrise zu verhindern. Das Klimaschutzgesetz ist ein erster, überfälliger Schritt in diese Richtung. Als Mitglied von Alliance Sud und der Klima-Allianz sagt Caritas Schweiz deshalb Ja zum Klimaschutzgesetz, weil es eine gerechte, sozialverträgliche Klimapolitik eröffnet.

Geschrieben von Verena Donislreiter, Fachstelle Entwicklungspolitik Caritas Schweiz

Interviewanfragen und weitere Informationen: medien@caritas.ch

Weitere Informationen