Tschad ist das grösste Binnenland auf dem afrikanischen Kontinent. Gemäss dem Human Development Index des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) lag das Land 2018 auf Rang 186 von 189 Ländern und ist somit eines der ärmsten der Welt. Die Wirtschaft hängt von der Öl-Industrie ab, wobei sinkende Preise die Regierungsausgaben drücken und die Verschuldugn erhöhen. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung ist jedoch in der Landwirtschaft tätig. Die zentrale Lage im Sahelgürtel macht den Tschad strukturell anfällig für Ernährungsunsicherheit und Wasserknappheit. Gleichzeitig stellt er damit für Migranten aus unsicheren Nachbarländern ein mögliches Fluchtziel dar. Zwei Drittel der Bevölkerung des Tschad können weder lesen noch schreiben, und lediglich die Hälfte der Menschen hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dazu kommt die Geschlechterungleichheit. Frauen werden stark diskriminiert.
Das Projekt ist im südlichen Tschad in den Provinzen Logone-Oriental, Mandoul und Moyen-Chari angesiedelt, die grundsätzlich über ein grosses landwirtschaftliches Potenzial verfügen. In den letzten Jahren litt die Region aber vermehrt unter den Auswirkungen des Klimawandels, der Verschlechterung der Qualität der Böden und den zahlreichen Krisen in der benachbarten Zentralafrikanischen Republik. Die ärmsten lokalen Bevölkerungsgruppen haben grosse Schwierigkeiten, sich an die laufend veränderten Umstände anzupassen. Der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, zur Deckung der Grundbedürfnisse (Wasser, Gesundheit, Bildung und Nahrung), ist für einen grossen Teil der Bevölkerung nicht gewährleistet oder mit grossen Mühen verbunden. Besonders für junge Menschen sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten beträchtlich. Ihre Chancen auf eine geregelte formelle Anstellung sind gering und die Arbeitslosigkeit hoch. Lokale Ausbildungszentren sind rar, haben wenig Kapazität und sind für Interessierte oft weder physisch noch finanziell zugänglich. Zusammen mit dem eingeschränkten Zugang zu Land hat dies zu einem beispiellosen Exodus von jungen Erwachsenen aus den ländlichen Gebieten in Grossstädte geführt.
Neben den schwierigen klimatischen Bedingungen und den damit verbundenen stark schwankenden Erträgen, stellen auch die schlechte Infrastruktur, fehlende Vermarktungsstrukturen, der Mangel an verbessertem Saatgut, schlecht angepasste Anbautechniken sowie die ungenügende technische Ausrüstung der landwirtschaftlichen Produzenten Gründe für die geringeren Erträge der letzten Jahre und den schlechten Absatz der Produkte dar.
Caritas Schweiz engagiert sich seit vielen Jahren im Tschad. Nachdem sie in den 70er-Jahren vorwiegend im humanitären Bereich gearbeitet hatte, engagierte sie sich in den 80er-Jahren zunehmend in der Entwicklungs-zusammenarbeit. Mit diesem Projekt werden Massnahmen eines vorhergehenden Projekts nahtlos weitergeführt, das zwischen 2015 und 2019 in denselben Provinzen und mit denselben Partnern ebenfalls im Bereich Ernährungs-sicherheit umgesetzt wurde. Die Interventionen von Caritas Schweiz im ländlichen Bereich basieren dabei alle auf zwei zentralen Ansätzen: der Förderung der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen sowie der lokalen wirtschaftlichen Entwicklung.