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In den letzten Jahren hat sich das Leben für unzählige Menschen auf der Welt verbessert. Trotzdem bleiben viele Menschen bitterarm und ohne Perspektiven. Der Hunger ist nicht aus der Welt geschafft und sauberes Wasser bleibt ein Privileg.
Welche Rolle kann die Entwicklungszusammenarbeit in der Armutsbekämpfung und der Herstellung von sozialer Gerechtigkeit spielen? Und inwiefern steht unser Land in der Verantwortung, sich zu engagieren? Solche Fragen beschäftigen die Politik und die Gesellschaft immer mehr.
Für die Caritas Schweiz ist klar: Es ist gut, dass wir über Entwicklungszusammenarbeit reden! Ja, wir sollten das noch viel häufiger tun. Eine breite Diskussion in der Öffentlichkeit ist wichtig, damit wir die Chancen und Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit besser verstehen, und damit sich die Entwicklungszusammenarbeit weiterentwickeln kann.
Caritas Schweiz gibt Antworten. In einer übersichtlichen Broschüre nehmen wir insgesamt 46 drängende Fragen zur Entwicklungszusammenarbeit auf. Zum Beispiel:
In den letzten Jahren hat sich das Leben für unzählige Menschen auf der Welt verbessert. Doch auf diese positive Meldung folgt eine negative: In den Entwicklungsländern bleiben breite Bevölkerungsteile bitterarm. Der Hunger ist nicht aus der Welt geschafft, sauberes Trinkwasser bleibt ein Privileg. Vielen Menschen fehlt es an der grundlegendsten Bildung, an Rechten und wirtschaftlichen Perspektiven.
Entwicklungszusammenarbeit leistet einen entscheidenden Beitrag, dass sich die Lebenssituation von besonders armen und benachteiligten Menschen verbessert.
Das heisst zum Beispiel: Jungen Erwachsenen eröffnen sich dank einer Berufsbildung Lebensperspektiven, Kleinbauern ernten auf ihren Feldern mehr und verbessern so ihr Einkommen, immer häufiger besitzen auch Bäuerinnen Land, mittellose Kleinunternehmer erhalten plötzlich Zugang zu einem Kredit.
Nicht nur. Es gibt regionale und globale Probleme und Katastrophen, die einzelne Länder alleine nicht bewältigen können. Hier trägt Entwicklungszusammenarbeit dazu bei, gemeinsame Lösungen zu finden.
Antworten der Vereinten Nationen (UNO), der Länder und von Hilfswerken braucht es zum Beispiel auf die gegenwärtige Hunger-Katastrophe im östlichen Afrika mit 22 Millionen Betroffenen. Oder auf die grassierende Ebola-Epidemie im Kongo, dem zweitschwersten Ausbruch der gefährlichen Krankheit in der Geschichte.
Gemeinsame Antworten braucht es auch bei der Bekämpfung von Ausbeutung, Verschleppung und Menschenhandel in der Migration. Oder beim Klimawandel: Der Zyklon in Mosambik zeigt, Naturkatastrophen im Globalen Süden werden immer verheerender. Und in der Sahelzone sehen wir, wie die Erwärmung Konflikte verstärkt und die Ernährungslage verschlechtert.
Gute Entwicklungszusammenarbeit stärkt Menschen so, dass sie ihre Lebenssituation aus eigenen Kräften verbessern können. Sie unterstützt die Menschen darin, selbst für mehr Einkommen und soziale Sicherheit und für bessere Lebensperspektiven vor Ort zu sorgen.
Hilfswerke wie die Caritas sind häufig in ländlichen Gebieten, abgelegenen Dörfern oder Slumquartieren präsent. Dadurch haben sie Zugang zu Menschen, die besonders arm und benachteiligt sind. Diesen Menschen Wege aufzuzeigen, wie sie sich selbst helfen oder Hilfe organisieren können, ist ein Kernanliegen der Entwicklungszusammenarbeit.
Ja, sie wirkt. Eigene Wirkungsmessungen vor Ort sowie unabhängige Evaluationen zeigen, dass DEZA und SECO ihre Ziele mehrheitlich erreichen und mit ihren Programmen eine positive Wirkung erzielen.
Einen guten Einblick in die Wirksamkeit der Arbeit von DEZA und SECO vermittelt der Schlussbericht zur Umsetzung der Botschaft zur Internationalen Zusammenarbeit 2017–2020. Auch Hilfswerke wie die Caritas unterziehen ihre Projekte regelmässig unabhängigen Wirkungsmessungen. Diese dienen nicht nur der Rechenschaftsablegung. Es geht auch darum Projekte zu steuern und aus Fehlern zu lernen. Wenn ein Projekt zu wenig an den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung ausgerichtet ist, wird es angepasst oder eingestellt.
Manche meinen, die Situation in Afrika verbessere sich nicht. Sie sehen dies als Beweis dafür, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht wirkt. Aus ungenügenden Fortschritten zu folgern, dass Entwicklungshilfe wirkungslos oder gar schädlich sei, ist jedoch falsch.
Die Gründe der fehlenden Entwicklung in Afrika liegen nicht in einer verfehlten Entwicklungszusammenarbeit, sondern ausserhalb deren Einflussbereich.
Nach wie vor sind international und in der Schweiz viele entscheidende Politikfelder so ausgestaltet, dass sie einer erfolgreichen Entwicklung in Afrika entgegenlaufen.
Die gegenwärtige Rohstoffpolitik führt zum Beispiel dazu, dass der Reichtum rohstoffreicher Länder (Gold, Erdöl, Kupfer usw.) von korrupten Eliten oder Grosskonzernen abgeschöpft wird. Und die Steuerpolitik erlaubt es, dass transnational tätige Unternehmen ihre Gewinne aus Entwicklungsländern in steuergünstige Länder – so genannte Steueroasen – verschieben.
Grundsätzlich trägt jeder Staat selbst Verantwortung für seine Entwicklung. Allerdings sollte man bedenken, dass die Voraussetzungen dafür nicht überall gleich gut sind.
Einige Länder sind vom Handel abgeschnitten oder überdurchschnittlich stark von Klima- und Naturkatastrophen betroffen. Sie leiden unter regionalen Konflikten und gewalttätigem Extremismus oder werden von Grossmächten zerrieben und sind zum Spielball von geopolitischen Interessen geworden.
Hinzu kommt, dass viele Regierungen nicht vom Volk gewählt sind. Selbstherrlich und autoritär lenken sie die Geschicke des Landes. Dabei wenden sie häufig Gewalt gegen die eigene Bevölkerung oder bestimmte Bevölkerungsteile an.
Wo Menschen politisch und gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden, stärkt Entwicklungszusammenarbeit die Bevölkerung, indem sie die Rechte und die Menschenwürde schützt. Dadurch erhalten Unterdrückte und Entrechtete eine Stimme. Die Alternative wäre, diese Menschen im Stich zu lassen.
Im Jahr 2019 wies der Bund eine «öffentliche Entwicklungszusammenarbeit» von rund 3 Milliarden Franken aus. Das ist vergleichbar mit den vergangenen zwei Jahren und eine halbe Milliarde weniger als 2016.
Die Staatengemeinschaft und die Schweiz haben im Rahmen der UNO vereinbart, dass wohlhabende Länder mindestens 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für das internationale Entwicklungsengagement bereitstellen sollen. Die Schweiz verfehlt diese Zielmarke bei weitem.
Die Entwicklungshilfe belief sich 2019 auf 0,44 Prozent der schweizerischen Wirtschaftsleistung. Das ist der tiefste Wert seit 2013. Damit liegt die Schweiz hinter Luxemburg, Norwegen, Schweden, Dänemark, England, Deutschland und den Niederlanden. Luxemburg, Norwegen und Schweden weisen eine mehr als doppelt so hohe Entwicklungshilfe-Quote wie die Schweiz aus.
Obwohl die Schweiz mit ihrem hohen Pro-Kopf-Einkommen zu den reichsten Ländern der Welt gehört, beträgt ihr Anteil an der weltweit geleisteten öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit von 153 Milliarden US-Dollar lediglich 2 Prozent.
Zehn Länder stellen über 90 Prozent des Hilfsvolumens weltweit zur Verfügung. Die Schweiz zählt nicht dazu.
Die Agenda 2030 beinhaltet ein übergeordnetes Prinzip: Niemanden zurücklassen. Damit wird der Erfolg der Agenda an den Lebensbedingungen und Perspektiven der Ärmsten und Benachteiligten gemessen – in der Schweiz und im Globalen Süden.
Die Schweiz hat sich verpflichtet, an der globalen Partnerschaft aktiv mitzuwirken. Dazu gehören einerseits mehr Mittel für eine erfolgreiche Internationale Zusammenarbeit. Andererseits müssen alle politischen Aktivitäten des Bundes, die Auswirkungen auf Entwicklungsländer haben, kohärent und zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung ausgestaltet werden.
Die Klimaveränderung bedroht die ärmsten Menschen in Entwicklungsländern bereits heute in ihrer Existenz. Wegen austrocknenden Wasserquellen und zunehmenden Dürren nehmen in Afrika Konflikte und umweltbedingte Migration zu. Und in Asien werden Regenfälle und Trockenzeiten immer unvorhersehbarer und extremer, was zu fatalen Ernteausfällen führt.
Ohne entschiedene Massnahmen gegen die drohende Klimakrise werden bis ins Jahr 2030 über 120 Millionen Menschen zusätzlich in die Armut rutschen. Gleichzeitig reiben die Folgen der Klimaveränderung immer mehr Menschen in die Flucht.
Die Klimaveränderung verstärkt die weltweite Armut und führt zu regionaler Vertreibung. Es gilt deshalb, mit Klimaschutz drohende, neue Armut zu verhindern und gleichzeitig bestehende Armut entschieden zu bekämpfen.
Notwendig ist eine «gerechte Klimapolitik» – eine Politik, die anerkennt, dass die Klimaerhitzung ausgerechnet jene Menschen am verheerendsten trifft, die kaum Schuld daran tragen. Der Globale Süden zahlt den Preis für den hohen Pro-Kopf-Ausstoss von CO2 in den wohlhabenden Ländern.
Die Wissenschaft ist sich einig: Der Hauptgrund für Migrationsbewegungen vom Globalen Süden in den Norden sind die enormen internationalen Einkommens- unterschiede. Hinzu kommen mangelnde Verdienstmöglichkeiten, schwache Regierungsführung und vermehrt – verstärkt durch den Klimawandel – Naturkatastrophen und Nahrungsknappheit.
Gute Entwicklungszusammenarbeit trägt dazu bei, die Perspektiven vor Ort nachhaltig zu verbessern: Sie schafft Ausbildungsplätze und Arbeitsmöglichkeiten. Sie begünstigt ein Wirtschaftswachstum, das nicht nur den Eliten zugutekommt. Sie setzt sich gegen Korruption ein. Und sie stärkt eine politisch aktive Zivilgesellschaft vor Ort. Letztendlich sinkt dadurch der Druck, zu migrieren.
Kontraproduktiv und falsch ist es hingegen, Entwicklungshilfe an Bedingungen im Rückkehrbereich zu knüpfen oder als Gegenleistung für repressive Grenzkontrollen und andere Massnahmen in der Verhinderung von Migration anzubieten. Anstatt die Zivilgesellschaft zu stärken, werden dadurch gerade jene Regimes gestärkt, die ihrer Bevölkerung eine gerechte Entwicklung verunmöglichen. Dadurch wollen die Menschen ihr Land erst recht verlassen.
Agenda 2030
Alliance Sud
BAFU 2018: «Klimapolitik der Schweiz»
BAFU 2019: «Klima: Das wichtigste in Kürze»
Deutsche UNESCO-Kommission 2019: «Große Ungleichheiten beim Zugang zu Wasser»
DEZA 2018: «Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz, Halbzeitbericht zur Umsetzung der Botschaft 2017 – 2020»
DEZA 2019: «Öffentliche Entwicklungshilfe der Schweiz»
Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) 2019: «World Food Day»
Global Financial Integrity 2019: «Illicit Financial Flows to and from Developing Countries: 2005-2014»Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt (CDE) 2019: “Die Schweiz und der Rohstoffhandel»Klima-Allianz Schweiz 2016: «Klima-Masterplan: Erster Schweizer Plan zur Umsetzung des Pariser Abkommens»OECD 2019: «The DAC’s main findings and recommendations. Extract from: OECD Development Co-operation Peer Reviews: Switzerland 2019»OECD 2019: «Development aid drops in 2018, especially to neediest countries»
Tax Justice Network (2018): «Switzerland, USA and Cayman top the 2018 Financial Secrecy Index
The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) 2018: «Special Report: Global Warming of 1.5 ºC»
UNHCR Schweiz (The UN Refugee Agency) 2019: «Statistiken»
United Nations Climate Change (UNFCCC) 2019: «The Paris Agreement»
United Nations Department of Economic and Social Affairs 2017: «Population Facts»
Weltbank 2018: «The number of extremely poor people continues to rise in Sub-Saharan Africa»
Weltbank 2019: «Poverty: Overview»
Die Caritas ist überzeugt: Gute Entwicklungszusammenarbeit ist ein zentrales, unverzichtbares Instrument bei der Bekämpfung von Hunger, Armut, Ungleichheit. Und angesichts der Klimakrise oder der oft menschenunwürdigen Migration ist sie heute wichtiger denn je: Solche globalen Herausforderungen brauchen gemeinsame Lösungen. Nur zusammen können wir sie bewältigen. Was denken Sie?
Tel: +41 41 419 22 22
info @caritas .ch