

Nachhaltige Entwicklung finanzieren statt Umweltzerstörung befeuern
Die Klimakrise vergrössert die Armut weltweit und zerstört Existenzen. Reiche Länder stehen in der Verantwortung, ihre Treibhausgasemissionen rasch und umfassend zu reduzieren. Mit ihrem Finanzplatz verfügt die Schweiz zusätzlich über einen kräftigen Hebel, um den Klimaschutz weltweit voranzubringen. Damit dieser zur Wirkung kommt, braucht es jedoch verbindliche Regeln.
Die Schweiz macht sich selbst gerne kleiner als sie tatsächlich ist – gerade wenn es darum geht, weltweit Verantwortung zu übernehmen, beispielsweise in Sachen Klimaschutz. Die innerhalb der Landesgrenzen ausgestossenen CO2-Emissionen seien im globalen Vergleich viel zu unbedeutend, als dass wir bei der Bewältigung der Klimakrise einen Unterschied machen könnten: so lautet die vorherrschende Selbsteinschätzung in der Schweizer Politik. Doch mit den aus dem Ausland importierten Konsumgütern und vor allem mit dem Finanzplatz verursacht die Schweiz nochmals weitaus mehr klimaschädliche Emissionen.
Gemäss einer Studie der Beratungsfirma McKinsey sind die Emissionen, die im Zusammenhang mit den Investitionen des Schweizer Finanzplatzes verursacht werden, bis zu 18-mal höher als der inländische CO2-Ausstoss. Dabei wurden Geldflüsse von Schweizer Banken, Versicherungen, Pensionskassen und Vermögensverwaltern berücksichtigt. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung UNCTAD hat berechnet, dass aus keinem Land pro Kopf so viele weltweite Investitionen in Kohle fliessen wie aus der Schweiz. Bei den Investitionen in fossile Energien allgemein liegt die Schweiz an der Spitze, bei den Investitionen pro Kopf auf Platz zwei. Mit Blick auf diese Zahlen wird klar, dass wir einen massgeblichen Unterschied machen können, was die Bekämpfung der Klimakrise weltweit angeht, denn in Sachen Finanzsektor ist die Schweiz ein Schwergewicht.
Schweizer Investitionen in Klimaschäden
Während Unternehmen mit Sitz in der Schweiz mit dem Klimaschutz-Gesetz verpflichtet wurden, ihre Emissionen zu reduzieren und bis spätestens 2050 das Netto-Null-Ziel zu erreichen, gelten diese Vorgaben nicht für hierzulande ansässige Grossbanken oder Versicherungen und ihre Geschäfte im Ausland. Dies steht im Widerspruch zum Pariser Klimaschutzabkommen, welches bereits 2015 festgehalten hat, dass auch der Finanzsektor seine Tätigkeiten in Einklang mit den globalen Klimaschutzzielen bringen muss. Die Schweiz hat das Pariser Abkommen ratifiziert und muss dieses nun auf nationaler Ebene umsetzen. Dabei setzte sie bis anhin vor allem auf die Freiwilligkeit von Banken und Versicherungen – mit wenig Erfolg. Schweizer Unternehmen finanzieren und versichern im Ausland weiterhin Tätigkeiten mit negativen Auswirkungen auf das Klima. Wenn es gelingt, diese Finanzflüsse in Investitionen umzulenken, die einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten, kann damit sehr viel gewonnen werden.
Für einen nachhaltigen Schweizer Finanzplatz
Ein Zusammenschluss von zivilgesellschaftlichen Organisationen und politischen Parteien will den klimapolitischen Hebel nutzen, den die Schweiz mit ihrem Finanzplatz hat, um den Klimaschutz weltweit voranzubringen. Sie haben dafür die «Initiative für einen nachhaltigen Finanzplatz» lanciert. Diese schlägt vor, dass sich die in der Schweiz ansässigen Banken und Versicherungen auch bei ihren Auslandgeschäften an den internationalen Klimazielen orientieren müssen. Zudem dürfen keine neuen Förderungsprojekte für fossile Energieträger mehr finanziert werden. Getragen wird die Initiative unter anderem von der Klima-Allianz, bei der auch Caritas Schweiz Mitglied ist.
Aus entwicklungspolitischer Sicht ist klar: Solange Investitionen aus Ländern wie der Schweiz die Klimakrise weiter befeuern, sind es die ärmsten Menschen im Globalen Süden, welche die negativen Folgen am stärksten spüren. Der Schweizer Finanzplatz kann hier einen entscheidenden Unterschied machen für eine lebenswerte Zukunft für alle.
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Titelbild: Amazonas Resiliente - ein Projekt der Caritas zum Schutz des Regenwalds in Bolivien. Alejandro Tibi Flores betreut die Setzling-Farm. © Fabian Biasio