
Lilian Ariokot (25) aus Uganda
Lilian hat sich als Bäuerin eine Existenz erkämpft
Mit energischen, gezielten Schlägen befreit Lilian Ariokot (25) mit ihrer Hacke den Boden von Unkraut und Busch-Wurzelstöcken, die nach dem Pflügen noch übrig geblieben sind. Danach zieht sie mit ihrem Mann Augustine eine Schnur quer über den Acker und bereitet mit ihrem Werkzeug flink eine Rille vor. In genauen Abständen finden die Samen darin ihren Platz.
«Erst seit letztem Jahr pflanzen wir die Erdnüsse in Reihen an», sagt sie. Das hat sie mit ihrem Mann im Caritas-Projekt gelernt. Von dort haben sie auch Saatgut erhalten. Dieses ist den erschwerten Bedingungen infolge des Klimawandels besser angepasst. Alles zusammen trug zu einer überdurchschnittlich guten Ernte bei. Darauf hoffen Lilian und Augustine auch dieses Jahr. Vier Säcke Erdnüsse sollen es werden. Das würde ihnen einen Ertrag von 64 Franken einbringen.
Harter Neuanfang als Bauernfamilie
Das Leben als Bäuerin wurde Lilian nicht in die Wiege gelegt. Ihr Vater war Lehrer und sie hoffte, auch eine gute Ausbildung erhalten zu können. Aber es kam anders. Der Bürgerkrieg zerstörte viele Hoffnungen und brachte auch ihre Familie in Armut. Die hohe Arbeitslosigkeit wirkte erdrückend. Mit 17 lernte Lilian den sechs Jahre älteren Augustine kennen. «Wir entschieden uns, zusammen einen Neuanfang zu wagen», blickt Lilian zurück. Sie heirateten und kehrten zurück auf den verlassenen Hof, der seit der Ermordung von Augustines Vater durch Rebellen und der Vertreibung der ganzen Familie brachlag.
«Am Anfang wussten wir wenig über die Landwirtschaft. Wir arbeiteten viel, aber die Erträge waren gering. Es war hart. Oft mussten wir abends hungrig zu Bett», erzählt Augustine. Damit waren sie nicht allein. «In der Regenzeit kommt der Hunger ins Dorf», sagt ein Nachbar von Augustine und Lilian. Auch heute noch: Manche Kinder, die am Abend beim Dorfbrunnen spielen, haben deutliche Anzeichen von Mangelernährung.
Hühnerfleisch und Eier verkaufen
Dass Lilians und Augustines Söhne Matthew (8) und Gerald (5) gesund sind und in die Schule gehen können, ist nicht selbstverständlich. Seit eineinhalb Jahren beteiligen sich die Eltern aktiv am Landwirtschaftsprojekt von Caritas Schweiz. «Wir haben viel dazugelernt. Aber das Wichtigste sind unsere Hühner», sagt Lilian. Augustine wurde im Projekt als Impfbeauftragter ausgebildet. «Früher starben uns die Hühner immer wieder wegen Krankheiten weg. Mit den Impfungen aber bleiben sie gesund. Nun wächst unser Bestand und wir können die ausgewachsenen Hühner auf dem Markt in Soroti zu einem guten Preis verkaufen», erzählt Augustine.

«Früher gingen wir oft hungrig zu Bett.»
«Heute geht es uns besser. Wir haben genügend zu essen und können auch etwas Geld verdienen», sagt Lilian. Damit decken sie die Schulkosten. Es ist ihnen wichtig, ihren Kindern Bildung und damit eine vielversprechende Zukunft zu ermöglichen. Damit dies gelingt, haben sie Pläne entworfen: Sie möchten eine Hühnerzucht aufbauen mit bis zu 1000 Tieren und an der nahen Landstrasse ein Gebäude erstellen, um dort Fleisch und Eier zu verkaufen. Und Lilian hat einen kleinen Coiffeursalon vor Augen. Noch fehlt das Geld für den Bau und die notwendigen Kurse.