Jeder Tag bringt neue Herausforderungen
Seit dem brutalen Überfall der Hamas auf Israel ist die Situation im Gazastreifen aus humanitärer Sicht dramatisch. Gleichzeitig ist sie politisch so komplex und volatil, dass es eine grosse Herausforderung ist, die dringend benötigten Hilfsprogramme umzusetzen.
«Wir müssen uns jeden Tag auf neue Bedingungen einstellen», erklärt Patricia Kröll, die bei Caritas Schweiz für das Nothilfeprogramm im Gazastreifen zuständig ist Ende Mai im Gespräch. «Es lässt sich nicht abschätzen, wie sich die Situation zwischen Angriff und Frieden entwickelt. Phasenweise kommt mehr Hilfe in die Region – bei weitem aber nicht genug für den riesigen Bedarf.»
«Um der notleidenden Bevölkerung nahe zu sein, passen die Partner die Projekte ständig an.»
Die Verteilung bleibt komplex, weiss die Katastrophen-Expertin. Zum einen lässt sich nicht vorhersagen, wie lange die Lastwagen an der Grenze warten müssen, bevor sie in den Gazastreifen fahren dürfen. Zum anderen sind durch die Bombardierungen viele Strassen und Verbindungen zerstört, die Kommunikationssysteme fallen häufig aus und die Zusammenarbeit mit den Behörden ist auf beiden Seiten schwierig. Unter diesen Bedingungen, so Patricia Kröll, ist es besonders wichtig, eng mit lokalen Partnerorganisationen zusammenzuarbeiten. «Sie kennen die Strukturen, sprechen die Sprache und sind gut vernetzt.»
Kindern Raum geben
Im Gazastreifen arbeitet Caritas Schweiz mit Caritas Jerusalem und Catholic Relief Services (CRS) zusammen. Die langjährigen Partnerschaften bewähren sich jetzt im humanitären Notstand. Trotz aller Herausforderungen gelingt es den Mitarbeitenden, Lebensmittel, Zelte und kleine Bargeldbeträge zu verteilen. Um der notleidenden Bevölkerung nahe zu sein, passen sie Projekte flexibel an. Gerade haben sie z. B. ihr Büro in Rafah weiter in den Norden verlegt, um für die erneut fliehende Bevölkerung erreichbar zu sein. Die Gesundheitszentren der Caritas Jerusalem bieten im Gazastreifen bis heute wann immer möglich medizinische Grundversorgung an. Ein weiterer Fokus liegt auf der Begleitung von Kindern. «Sie leiden besonders unter der Gewalt und der Entwurzelung. Für sie bieten wir Räume, wo sie unbeschwert spielen oder mit psychologisch geschulten Fachpersonen reden können», erläutert Patricia Kröll.
Was den Mitarbeitenden Halt gibt
Sie ist beeindruckt, wie professionell die lokalen Teams in diesem anhaltenden Ausnahmezustand funktionieren. Viele von ihnen haben Angehörige oder Kolleginnen und Kollegen bei den Angriffen verloren oder mussten selbst vor den Angriffen fliehen. Die ständige Unsicherheit, schafft grossen psychischen Druck. In dieser Situation geben sich die Caritas-Mitarbeitenden gegenseitig Kraft. Sie finden darin Halt, dass sie selbst als Betroffene helfen können.
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Titelbild: Wann immer möglich, verteilt die Caritas über ihre Partnerorganisationen Decken, Planen und Bargeld an die Bevölkerung im Gazastreifen. © Daniele Piccini