

In Kambodscha packen alle mit an
Früher konnten sich Reisbäuerinnen und Reisbauern wie Sophea Phoeurn auf die Regenzeit verlassen. Heute ist das Klima im Nordwesten Kambodschas unberechenbarer: Längere Dürreperioden wechseln sich mit heftigen Niederschlägen und Überschwemmungen ab. Doch Sophea passt sich an – sie pflanzt nun vermehrt Gemüse wie Bohnen, Morning Glory und Pak Choi.
«Unsere Reisfelder liegen am Ende des Wasserkanals», erklärt Bäuerin Sophea Phoeurn (48). «Für eine zweite Ernte haben wir deshalb zu wenig Wasser.» Auf 2,5 Hektaren baut sie gemeinsam mit ihrem Mann Romodol Jasminreis an. Es ist die Haupteinnahmequelle vieler Familien in den nordwestlichen Provinzen von Kambodscha, doch es wird immer schwieriger vom Ertrag der wasserintensiven Pflanze zu leben.
Reis & Kambodscha: Fünf spannende Fakten
Reis gehört in Kambodscha zu fast jeder Mahlzeit – pro Person landen jährlich rund 250 Kilogramm Reis auf dem Teller. Das Land kennt über 100 verschiedene Sorten und der Reisanbau sichert Millionen Menschen ihr Einkommen. Viele Familien bauen wie Sophea und Romodol ihren eigenen Reis an, selbst wenn sie nicht ausschliesslich davon leben.

© Nicolas Honoré

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Zu wenig Wasser, zu wenig Reis
Traditionell wird Reis während der Regenzeit angepflanzt. Reicht das Wasser aus, können die Bauernfamilien in der Trockenzeit eine zweite Ernte erwirtschaften. Doch die klimatischen Bedingungen verändern sich und selbst die Regenzeit wird heute immer häufiger von Dürreperioden unterbrochen.
Zudem wird in vielen Dörfern das vorhandene Kanalsystem zur Bewässerung der Felder nur mangelhaft unterhalten und Bäuerinnen und Bauern entnehmen Wasser nach Bedarf, anstatt nach Plan. All dies führt dazu, dass das Wasser nicht für alle reicht und die Ernten immer kleiner ausfallen.

Viele Familien müssen ihre Heimat verlassen, um ein Einkommen zu finden, und geraten in noch prekärere Lebenssituationen: bettelnd in den Strassen oder den Müll nach Verwertbarem durchwühlend. Auch Sophea und Romodol lebten die letzten Jahre von der Hand in den Mund und versuchten ihr Einkommen aus dem Reisanbau mit dem Verkauf von Hühnern zu verbessern.
Sophea und Romodol stehen heute an einem anderen Punkt
«Diesen üppigen Gemüsegarten haben wir nun seit drei Monaten», sagt Sophea, während sie rasch einen ganzen Kübel Snackgurken erntet. Ihr Wissen vertiefte das Paar im sogenannten «Nurture»-Projekt, das Caritas Schweiz und HEKS gemeinsam mit der Regierung und lokalen Unternehmen umsetzen.

«Wir bauen hier über zehn Sorten an und verkaufen sie in der Nachbarschaft.»Sopheareisbäuerin
In verschiedenen Kursen lernten sie, biologischen Dünger herzustellen, Krankheiten an Pflanzen frühzeitig zu erkennen, schonend zu bewässern und eine einfache Buchhaltung zu führen. Sophea und Romodol sind sichtlich erleichtert, dass sich ihre Situation verbessert: «Wir haben keine Schulden mehr und können sogar etwas sparen.»
Das «Nurture»-Projekt bringt Akteure zusammen
In vier Provinzen an der Grenze zu Thailand bringen wir Menschen und Organisationen zusammen, um das verfügbare Wasser fair zu verteilen, Reis und Gemüse ertragreich anzubauen und ökologische Verfahren zu fördern. Zum Beispiel planen Kleinbäuerinnen und -bauern einer Region nun gemeinsam mit der lokalen Regierung Bewässerung und Anbau und arbeiten so darauf hin, dass das Wasser für alle reicht. Auch der Zugang zu Märkten und die Förderung lokaler Produkte sind wichtige Bausteine des Projekts.

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Titelbild: Armutsbekämpfung weltweit bei Caritas Schweiz - zum Beispiel in Kambodscha. © Nicolas Honoré



