Les habitants de ce paradis caribéen luttent pour leur survie.
Les habitants de ce paradis caribéen luttent pour leur survie.

Haiti: Neue Chancen für Mensch und Meer

Mit grüner Energie und nachhaltigem Fischfang

Helfen Sie, wo es am nötigsten ist

Haiti zählt zu den Ländern, die weltweit am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren treffen eine ohnehin verletzliche Bevölkerung – zusätzlich zur politischen Unsicherheit und zur Kontrolle weiter Landesteile durch bewaffnete Banden.

Ein zentraler Grund für diese Anfälligkeit ist die grossflächige Abholzung der Wälder zur Gewinnung von Holzkohle. Heute sind nur noch knapp vier Prozent der Landesfläche bewaldet. Auch die Mangrovenwälder sind stark betroffen – dabei sind sie als Küstenschutz und Lebensraum für Fische, Vögel und andere Tiere unverzichtbar.

Besonders betroffen sind Menschen, die direkt von Natur und Meer leben. Ohne Unterstützung verlieren sie nicht nur ihre Lebensgrundlagen, sondern auch jede Perspektive auf eine sichere Zukunft.

Wir haben nachgefragt und drei Menschen porträtiert, die sich mit der Unterstützung eine neue Zukunft aufbauen können.

Herline Saint-Louis, 19 Jahre, Solar- und Kühltechnikerin

Herline est fière, car elle sait qu’utiliser de l’énergie solaire à la place du charbon de bois protège le climat.
Herline ist stolz, denn sie weiss, dass die Nutzung von Solarenergie statt Holzkohle das Klima schützt © Pierre Whicpen Buteau

Herline Saint-Louis ist die Älteste von fünf Kindern. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihren jüngeren Geschwistern in Belle-Anse. Nach dem Abschluss der Sekundarschule blieb ihr keine Zeit für eigene Pläne: Um zum spärlichen Einkommen der Familie beizutragen, arbeitete sie als Fliesenlegerin, Musikerin und Verkäuferin von Telefonminuten.

Heute blickt die junge Frau zuversichtlich in die Zukunft. Sie gehört zu einer Gruppe von 35 Jugendlichen, die in Zusammenarbeit mit unserem lokalen Partner eine praxisnahe Ausbildung in Solar- und Kühltechnik absolvieren – mit dem Ziel eines staatlich anerkannten Diploms und des Einstiegs in einen zukunftssicheren Beruf.

«Ich bin stolz darauf, eine der fünf Technikerinnen unserer Gemeinde zu sein. Berufe wie diese sind traditionell Männern vorbehalten.»Herline

Bereits nach vier Monaten kann Herline selbstständig Solaranlagen installieren und reparieren. Erste praktische Erfahrungen sammelte sie bei der Elektrifizierung eines Gebäudes. Inzwischen betreut sie eigene Kundinnen und Kunden.

«Eigentlich wollte ich Krankenschwester werden», erzählt sie. «Doch die wirtschaftliche Not und die unsichere Lage im Land haben meine Pläne durchkreuzt. Zum Glück bekam ich diese Chance.» Herline ist überzeugt: «Mit Solartechnik können wir unsere Umwelt schützen – und eine bessere Zukunft für unsere ganze Gemeinschaft schaffen.»

Jean Louis Diefeley, 49 Jahre, Fischer

Aujourd’hui, Jean Louis pêche de manière plus durable : grâce à de nouvelles méthodes de pêche sélectives, il protège les poissons juvéniles et contribue ainsi à la préservation des stocks halieutiques.
Jean Louis fischt heute nachhaltiger: Mit neuen selektiven Fangmethoden schützt er Jungfische – und trägt so zum Erhalt der Fischbestände bei © Pierre Whicpen Buteau

Jean Louis Diefeley lebt mit seiner Frau und den vier Kindern in Belle-Anse. Er ist Fischer – wie schon sein Vater vor ihm. Seit seiner Jugend fährt er täglich aufs Meer hinaus, um den Lebensunterhalt für seine Familie zu sichern.

Sein Tag beginnt früh: Nach dem Morgengebet macht sich Jean Louis mit seiner Ausrüstung auf den Weg zum Meer. Den Fang bringt er für die Fischhändlerinnen und -händler sowie für die eigene Küche nach Hause.

Doch die Ausbeute wird immer knapper. Früher fanden die Kinder am Strand noch kleine Fische, Krabben oder Muscheln – heute ist das selten geworden. Für Jean Louis ist klar: Der Klimawandel, zerstörte Mangrovenwälder und schädliche Fangmethoden sind dafür verantwortlich.

«Früher habe ich Mangroven gefällt. Heute weiss ich, wie wichtig ihr Schutz für die Umwelt und für die Zukunft meiner Familie ist.»

Über den lokalen Fischereiverband nahm er an Schulungen der Caritas teil. Dort lernte er, wie selektive Fischerei Jungfische schützt und wie wichtig der Erhalt der Mangroven ist – der Kinderstube der Meereswelt.

«Ich habe viel gelernt», sagt er. «Früher habe ich Mangroven für Holzkohle gefällt. Heute weiss ich, wie wichtig sie für das Meer sind – und für unsere Zukunft.» Noch fehlt es dem tatkräftigen Fischer und seinen Kolleginnen und Kollegen an wichtiger Ausrüstung wie künstlichen Fischunterständen und Bootsmotoren – oder dem Kühlhaus, das es ermöglichen wird, den Fang länger frisch zu halten. «Wir haben noch nicht alles, was wir brauchen», sagt Jean Louis, «aber wir sind auf dem richtigen Weg.»

Jeanna Saint-Germain, 44 Jahre, Fischhändlerin

Grâce aux réfrigérateurs, les poissonniers et poissonnières comme Jeanna garantissent une meilleure qualité de leur marchandise à des prix plus justes.
Dank den Kühlboxen verkaufen Fischhändlerinnen und -händler wie Jeanna ihre Ware in besserer Qualität – und zu faireren Preisen. © Pierre Whicpen Buteau

Jeanna Saint-Germain ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Gemeinsam leben sie in einer kleinen Zweizimmerwohnung im Zentrum von Belle-Anse. Die Lebensumstände sind hart – aber Jeanna kämpft für ihre Familie. Mit dem Verkauf von frischem und getrocknetem Fisch verdient sie ihren Lebensunterhalt.

Angefangen hat sie mit wenig: einem kleinen finanziellen Zustupf von Bekannten und einer Schüssel gekauftem Fisch. Da sie keine Kühlmöglichkeiten hatte, musste sie ihre Ware sofort weiterverkaufen – oft zu tiefen Preisen. Rücklagen hatte sie nicht und Kredite waren in der Region kaum erhältlich – oder nur zu sehr hohen Zinsen.

«Die Veränderungen sind spürbar – für mich persönlich, für unsere Gemeinschaft und für unsere wirtschaftliche Zukunft.»Jeanna Saint-Germain

Heute kommt Jeanna mit dem Fischverkauf deutlich besser über die Runden. Über den lokalen Fischereiverband nahm sie an Schulungen der Caritas teil – zu Geschäftsführung und nachhaltiger Fischverarbeitung. Besonders hilfreich für sie: die neue Kühlbox. Damit kann sie grössere Mengen Fisch einkaufen, länger lagern und in besserer Qualität zu höheren Preisen verkaufen. Ermöglicht wurde das durch einen günstigen Kredit aus dem Solidaritätsfonds der Caritas.

«Ich verdiene jetzt mehr – damit kann ich die Schulgebühren meiner drei Kinder bezahlen und genügend Lebensmittel einkaufen», erzählt Jeanna erleichtert. Auch das geplante Kühlhaus für Fischprodukte und die Massnahmen zum Schutz der Mangroven werden ihre Lebensgrundlage weiter stärken – und die vieler anderer Familien in Belle-Anse.

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Titelbild: Die Menschen in dem karibischen Paradies kämpfen ums Überleben. © Pierre Whicpen Buteau