La pauvreté des familles est un sujet de préoccupation en Suisse également
La pauvreté des familles est un sujet de préoccupation en Suisse également

Fonds für Einzelfallhilfe im ersten Jahr stark gefragt

Kleiner Beitrag, grosse Wirkung

Mit einem neuen Fonds haben Caritas Schweiz und die regionalen Caritas-Organisationen fast 1'500 armutsbetroffene Personen unterstützt. Ein Jahr nach dessen Einführung zeigt sich aber: Der Bedarf ist noch deutlich grösser.

Familie A. ist jeweils knapp über die Runden gekommen. Herr A. arbeitet auf der Baustelle, Frau A. ist Spielgruppenleiterin. Trotz ihres doppelten, aber tiefen Einkommens konnten sie den längst geplanten Schwimmkurs für die beiden älteren ihrer drei Kinder nicht finanzieren. Zu schwer macht ihnen die aktuelle Teuerung zu schaffen – sei es bei den Lebensmitteln oder beim Benzin für das Auto von Herrn A., auf das er für seinen Job auf der Baustelle angewiesen ist.

Um die Situation zu verbessern und um das Budget zu entlasten, hat die Sozialberatung der Caritas gemeinsam mit Familie A. nach Lösungen gesucht. Dank des Fonds für finanzielle Einzelfallhilfe konnten ausserdem die Schwimmkurse der Kinder finanziert werden. Der Unterricht fördert die Entwicklung der Kinder und deren soziale Teilhabe.

«Unkompliziert und unbürokratisch»

Familie A. gehört zu den 1'449 Personen, die im vergangenen Jahr eine finanzielle Unterstützung aus dem «Fonds für armutsbetroffene und armutsgefährdete Familien in der Schweiz» erhalten haben. Dieser ist Anfang 2022 von Caritas Schweiz und den regionalen Caritas-Organisationen ins Leben gerufen worden, also vor gut einem Jahr. Martin Jucker, zuständig für das Caritas Netz und die Schuldenberatung, zieht eine positive Zwischenbilanz: «Mit dem Fonds helfen wir unkompliziert und unbürokratisch. Das ist dringend nötig, denn der Bedarf wäre sogar noch deutlich höher gewesen als die finanziellen Mittel, die zur Verfügung stehen.»

Insgesamt konnte Caritas mit dem Fonds Einzelfallhilfen im Umfang von 320'700 Franken leisten. Die regionalen Caritas-Organisationen verwendeten daneben noch zusätzliche andere Mittel. Der durchschnittliche Unterstützungsbetrag lag bei 680 Franken pro Gesuch, wobei ein Gesuch gleich mehrere Personen, etwa eine ganze Familie, umfassen konnte. Dazu Martin Jucker: «Häufig kann schon ein kleiner Betrag viel bewirken.»

Die Hälfte der Unterstützten ist arbeitstätig

Die Hilfeleistung haben vor allem Familien in Anspruch genommen. In zwei Dritteln der unterstützten Haushalte leben Kinder. Und etwa die Hälfte der unterstützten, erwachsenen Personen sind erwerbstätig, viele davon in prekären Verhältnissen im Stundenlohn. Für Martin Jucker ist klar: «Die grosse Nachfrage zeigt, dass selbst in der reichen Schweiz viele Personen auf Hilfe angewiesen sind, und zwar über die staatlichen Dienstleistungen hinaus.» Gemäss aktuellsten Zahlen sind rund 722'000 Menschen in der Schweiz von Armut betroffen, davon 133'000 Kinder.

Diese Personen sollen mit dem Fonds punktuell unterstützt werden. Voraussetzung ist, dass die Hilfesuchenden von einer Sozial- und Schuldenberatung der regionalen Caritas-Organisationen begleitet werden. Im Vordergrund steht nicht die finanzielle Unterstützung, sondern, gemeinsam Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation zu finden. Das Angebot richtet sich daher hauptsächlich an Personen, die knapp über dem Existenzminimum leben, die auf staatliche Unterstützung warten, die wegen ihres Aufenthaltsstatus keinen Anspruch auf staatliche Leistungen haben oder diesen nicht geltend machen können. Durch die einmalige finanzielle Unterstützung sollen Notsituationen verhindert oder finanzielle Engpässe überbrückt werden.

Hilfe bei Mietkosten besonders gefragt

Unterstützt werden mit dem Fonds aber nicht nur Freizeitaktivitäten von Kindern, wie im Beispiel von Familie A. erwähnt. Hierfür wurden im vergangenen Jahr rund 13 Prozent der Mittel eingesetzt. Am stärksten gefragt war die Deckung von Mietkosten, wozu etwa jedes fünfte Gesuch stammte. Auch Kosten für die Bildung (14 Prozent) und für die Krankenkassenprämien (13 Prozent) wurden häufig übernommen.

Angesichts der anhaltenden Teuerung, hoher Krankenkassenprämien und der generell hohen Anzahl armutsbetroffener und armutsgefährdeter Personen ist für Martin Jucker klar: Die Einzelfallhilfe von Caritas wird leider auch in Zukunft gefragt sein. Dank der Grosszügigkeit von Firmen und Stiftungen kann bedürftigen Menschen wie Familie A. aber weiterhin geholfen werden.

Geschrieben von Niels Jost

Weitere Informationen

Titelbild: Familienarmut ist auch in der Schweiz ein Thema © Conradin Frei