Eine Willkommenskultur und menschliche Werte

Das Haus der Bildung und Integration in Matran feiert sein fünfjähriges Bestehen

Das Haus der Bildung und Integration (HBI) in Matran (FR) feierte mit einem Tag der offenen Tür sein fünfjähriges Bestehen. Im Auftrag des Kantons Freiburg bietet Caritas Schweiz dort anerkannten Geflüchteten eine Unterkunft und unterstützt sie bei ihrer Integration. Seit 2018 wurden im HBI 630 Menschen aufgenommen – eine Arbeit, die sich auszahlt.

Seit seinen Anfängen setzt sich das HBI dafür ein, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ein sicheres und stabiles Umfeld zu bieten, einen Ort, an dem sie sich zugehörig und respektiert fühlen. Die aufgenommenen anerkannten Geflüchteten bleiben durchschnittlich sechs Monate, bevor sie auf eigenen Beinen stehen müssen. Im Haus leben Familien, aber auch alleinstehende Mütter mit ihren Kindern, Einzelpersonen und unbegleitete Minderjährige.

Das Wichtigste, damit ein solches Projekt funktionieren kann, sind eine Willkommenskultur und menschliche Werte. Ausserdem braucht es eine gute Führung, gute Zusammenarbeit im Team und mit den Institutionen sowie engagierte Mitarbeitende. «Oft müssen wir Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, die Schlimmes durchmachen mussten, innerhalb kürzester Zeit würdige Aufnahmebedingungen bieten können. Das ist mitunter eine echte Herausforderung», erzählt Sabrina Curty, Leiterin des HBI. Da immer wieder andere Menschen im Haus untergebracht werden, sind stets hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt.

Vorschule und Begleitung bei der Integration in die Arbeitswelt

«2018 stellte dieses Projekt ein Novum dar, und seither wurde ein enormer Teameffort geleistet», so Sabrina Curty weiter. Im Auftrag der Direktion für Gesundheit und Soziales des Kantons Freiburg begleitet Caritas die Bewohnerinnen und Bewohner bei den ersten Schritten ihrer Integration im Kanton. In einer Sonderklasse bereiten zwei Lehrerinnen die Kinder mit individuellen Programmen und unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen Bildungslaufbahnen auf den Besuch der öffentlichen Schule vor. Für die Kleinsten gibt es auch eine interne Kindertagesstätte, und unbegleitete Minderjährige werden im Rahmen des kantonalen Programms «Envole-moi» betreut.

Die Erwachsenen ihrerseits werden von Mitarbeitenden der Caritas Schweiz in sozialen und fachlichen Belangen beraten. Mit denjenigen, die dies wünschen, kann ein Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner übernehmen dann verschiedene Aufgaben wie Küchenarbeit, Hauswirtschafts- und Hausmeistertätigkeiten. Damit sollen sie zunächst in ein Beschäftigungsprogramm innerhalb des Hauses eingebunden werden. Gleichzeitig möchte man aber dadurch auch ihre Chancen erhöhen, eine Arbeitsstelle zu finden und rasch selbstständig werden zu können. Die vom HBI gewährleistete Betreuung wird immer wieder an den sich verändernden Grad der Selbstständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner während ihres Aufenthalts angepasst.

Begegnung und Austausch

Das HBI kommt heute seinem Auftrag, Geflüchtete aufzunehmen und zu beherbergen, vollumfänglich nach. Das Haus sorgt nicht nur für verschiedene Integrationsaktivitäten. Es bietet seinen Bewohnerinnen und Bewohnern auch ein sicheres und herzliches Umfeld, in dem Gemeinschaft gelebt und dem Hintergrund und der Kultur jedes Einzelnen Rechnung getragen wird. Die Familien, die unter anderem aus Syrien, der Türkei, Afghanistan, Eritrea und der Ukraine stammen, können im HBI zudem gemeinsame Momente teilen, ohne dabei ihre Privatsphäre aufgeben zu müssen.

Akzeptanz, Integration und ein positives Image in Matran selbst sind ebenfalls wichtig. Daher wird besonderes Augenmerk auf die Integration im Dorf und auf eine gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde gelegt. Die Kommission für Integration und Begleitung der Gemeinde Matran bietet Aktivitäten an, die sich seit der Eröffnung des Hauses kontinuierlich weiterentwickelt haben.

Die Betreuung endet aber nicht nach dem sechsmonatigen Aufenthalt. Bei Bedarf machen die pädagogischen Fachpersonen später auch Hausbesuche. All diese Bemühungen zahlen sich aus, und die Menschen bleiben miteinander in Kontakt. «Die meisten unserer ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner kommen uns besuchen und nehmen an den angebotenen Aktivitäten teil. Sich mit ihnen austauschen zu können und zu sehen, wie sich insbesondere ihre Sprachkenntnisse verbessern, gibt einem grosse Befriedigung», sagt Sabrina Curty abschliessend.

Geschrieben von Vérène Morisod Simonazzi

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Titelbild: © Nicolas Brodard