Ein Ausbau der Prämienverbilligungen ist unumgänglich
Der heute bekannt gegebene starke Anstieg der Krankenkassenprämien um 6,6 Prozent bringt viele Menschen an der Armutsgrenze in Bedrängnis. Die Erfahrungen der Caritas zeigen: Die Haushalte mit tieferen Einkommen, die heute noch nicht oder nur zum Teil mit Prämienverbilligungen entlastet werden, sind nun dringend auf diese Unterstützung angewiesen.
Die Prämienverbilligungen sind eines der wichtigsten Mittel der Armutsbekämpfung. Caritas fordert daher schon länger, dieses Instrument auszubauen, um Familien und Einzelpersonen mit tieferen Einkommen zu entlasten. Der Nationalrat hat zwar in der aktuellen Session sowie im Sommer sowohl langfristigen wie auch rasch wirksamen Verbesserungen durch eine Erhöhung der Prämienverbilligung zugestimmt. Für die Betroffenen ist dies aber noch keine Entlastung, denn der Ständerat hat beide Vorlagen auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.
Heute sind in der Schweiz 722'000 Menschen von Armut betroffen. Fast noch einmal so viele leben nur sehr knapp über der Armutsgrenze. Jeder Anstieg der Ausgaben kann für sie das Abrutschen in Armut bedeuten. Angesichts der aktuellen Teuerung, insbesondere beim Strom und den Heizkosten, kommt die Kostenexplosion bei den Krankenkassenprämien zur Unzeit. Schon Mehrkosten von 50 oder 100 Franken im Monat wirken sich auf Menschen an der Armutsgrenze im Alltag drastisch aus: Sie müssen diese zusätzlichen Ausgaben irgendwo einsparen.
«Politik darf nicht zögern»
Peter Lack, Direktor Caritas Schweiz, sieht Menschen in solchen Situationen in akuter Gefahr: «Die Politik darf jetzt nicht weiter zögern mit dem Ausbau der Prämienverbilligungen. Sie sind für Betroffene von existenzieller Bedeutung.» Es rächt sich jetzt auch, dass einige Kantone bei den Prämienverbilligungen gespart haben. Manche Kantone setzen Bundesgelder zudem zur Entlastung bei den Sozialhilfekosten ein. Das ist zu kritisieren: «Prämienverbilligungen müssen gezielt den Menschen zur Sicherstellung ihrer Gesundheitsversorgung gewährt werden», sagt Peter Lack.
Die Kosten für Krankenkassenprämien sind in den Sozialberatungen der Caritas schon bis anhin ein Dauerthema. Sie zählen zu den grössten Sorgen der Menschen mit geringen finanziellen Mitteln. Der Prämienschub ab Januar ist für viele Betroffene ein zusätzlicher Schock. Die 20 Prozent der Bevölkerung mit den tiefsten Einkommen müssen deutlich über 10 Prozent ihres Budgets für die Prämien einsetzen. Diese Belastung ist mehr als doppelt so hoch wie beim Durchschnitt der Bevölkerung.
Titelbild: Die steigenden Krankenkassenprämien bringen viele Menschen in Bedrängnis. Besonders Haushalte mit tiefen Einkommen wissen nicht, wie sie diesen Kostenberg bewältigen sollen. Denn wo können sie überhaupt noch sparen? © Thomas Plain