Die Influencerin: Sophea klärt über sichere Migration auf
Die 17-jährige Sophea* kämpft gegen eine gefährliche Entscheidung, die immer mehr Jugendliche in Kambodscha treffen. Um Gleichaltrige über die Gefahren irregulärer Migration aufzuklären, nutzt sie ein mächtiges Werkzeug: Soziale Medien.
«Lesen, Hausaufgaben machen, meine Schwestern betreuen. Und andere Jugendliche über sichere Migration aufklären», antwortet Sophea* auf die Frage, was sie neben der Schule umtreibt. Es ist gerade Regenzeit, das Wetter stört die Internetverbindung. Doch davon lässt sich die 17-jährige Kambodschanerin nicht beirren. Sie lebt zwar in einem abgelegenen Dorf im Norden des Landes, doch dank dem Internet kann sie als Influencerin im besten Sinne des Wortes Einfluss auf Jugendliche im ganzen Land nehmen.
Ausbeutung statt schnelles Geld
Das ist zentral für die Zukunft Kambodschas. Jährlich brechen rund 230 000 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung ab, in manchen Jahrgängen sind es bis zu 20 Prozent. Denn die angespannte wirtschaftliche Lage treibt Hundertausende Jugendliche nach Thailand. Ins Nachbarland lockt die Hoffnung, einfacher ein gutes Einkommen zu erzielen.
Doch viele Jugendliche geraten in illegale Arbeitsverhältnisse und werden Opfer von Menschenhandel, Gewalt oder Ausbeutung. Besonders gefährdet sind jene aus armen, ländlichen Gebieten. Die Migration ist nicht nur für einzelne gefährlich, sie schwächt auch die gesamte kambodschanische Gesellschaft. Ohne gut ausgebildete Arbeitskräfte stagniert die Wirtschaft und das soziale Ungleichgewicht nimmt zu.
«Ich möchte zeigen, dass man auch in Kambodscha Erfolg haben kann, wenn man seine Bildung ernst nimmt.»
Aufklärung per Klick: Soziale Medien als Sprachrohr
Auch Sophea stammt vom Land, sie besucht nun die 12. Klasse. Sie gehört damit zu der Altersgruppe, in der sehr viele ihre Ausbildung abbrechen, um in Thailand zu arbeiten. Doch Sophea und 20 weitere Jugendliche kämpfen gegen den gefährlichen Trend. Gemeinsam mit einem Projektteam von Caritas Schweiz setzen sie auf Sensibilisierungskampagnen an Schulen sowie Aufklärungskurse.
«Es ist wichtig, dass junge Menschen wissen, welche Arbeitsmöglichkeiten es hier gibt. Das kann sie motivieren, in Kambodscha zu bleiben», erklärt Sophea. Soziale Medien sind ihr wichtigstes Werkzeug. Auf TikTok zum Beispiel postet sie regelmässig kurze Videos, die Gefahren und Handlungsoptionen aufzeigen. Als junge Influencerin findet sie genau die richtigen Worte, um Gleichaltrige tatsächlich zu erreichen.
Ihre eigene Zukunft sieht Sophea in ihrem Heimatland. Sie möchte Polizistin werden, um ihre Gemeinschaft zu stärken. Ihre Arbeit in den sozialen Medien sieht sie als ersten Schritt in diese Richtung. «Ich will vermitteln, dass man mit einer guten Ausbildung bessere Chancen auf einen Job hat, ohne ins Ausland gehen zu müssen», betont sie. «Und ich möchte zeigen, dass man auch in Kambodscha erfolgreich sein kann, wenn man seine Bildung ernst nimmt.»
*Name geändert
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Titelbild: Sophea gibt ihr Wissen auch in Kursen an Gleichaltrige weiter. © Caritas Schweiz