Image symbolique d'un jeune dans un parc.
Image symbolique d'un jeune dans un parc.

Dank der Lehre raus aus der Sozialhilfe

Was Armut in der Jugend bedeutet

Der 20-jährige Ardit* ist in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Das hat ihn stark geprägt. Umso dankbarer ist er nun für den Ausbildungsplatz, der ihm eine neue Perspektive gibt.

Fast jede zehnte Person in der Schweiz ist von Armut betroffen. Auch für Kinder und Jugendliche ist dies eine traurige Realität, wie die neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen. Ardit kennt das nur zu gut. Der 20-jährige, den wir aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht beim richtigen Namen nennen, ist in einer Familie in der Deutschschweiz aufgewachsen, die immer nur knapp über die Runden kam.

Denn wegen einer Erkrankung kann Ardits Vater nicht arbeiten. Auch für seine Mutter ist es schwierig, eine feste Stelle zu finden, da sie nicht gut lesen und schreiben kann. Die Eltern erhalten deshalb Sozialhilfe.

Ein eigenes Zimmer für jedes Kind liegt da nicht drin. Ardit teilt seines mit der jüngeren Schwester. Auch die beiden grösseren Brüder wohnen noch zu Hause. Obwohl diese von ihrem Arbeits- oder Lehrlingslohn einen Teil an die Eltern abgeben, kann die Familie mit Wurzeln im Kosovo keine grossen Sprünge machen.

«Meine Mutter ist ein schlauer Fuchs. Sie weiss aus Zeitungsprospekten, wann es wo Sonderangebote gibt.»

Das erklärt uns Ardit mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die 44-Jährige kocht gelegentlich ehrenamtlich in einem Frauenprojekt. Wenn dort etwas übrigbleibt, kann sie es mit nach Hause nehmen. Das hilft der sechsköpfigen Familie dabei, mit dem knappen Geld über die Runden zu kommen.

Modeketten statt Markenkleidung

Mittlerweile verdient auch Ardit sein eigenes Geld. Seit August 2022 macht er eine KV-Lehre – und ist froh, nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen zu sein. Er sagt:

«Es ist wichtig, dass es diese Unterstützung gibt – aber ich kann arbeiten, also mache ich das.»

Ardit hält seinen kleinen Lehrlingslohn gut zusammen. Sein Outfit kauft er bei Modeketten, Markenkleidung ist ihm nicht besonders wichtig. Im Ausgang ist er bedacht, nicht viel Geld auszugeben. Schon als Bub hat es ihn nicht gross gestört, dass sich seine Gspänli mehr leisten konnten als er. «Wir hatten alles, was wir brauchten, besonders einen tollen Familienzusammenhalt.»

Die Erfahrungen einer Kindheit mit sehr bescheidenen finanziellen Möglichkeiten haben ihn geprägt. Wenn er einmal viel Geld verdient, möchte er seine Eltern unterstützen und mithelfen, dass auch sie nicht mehr von der Sozialhilfe abhängig sind. Einen Teil würde er aber auch spenden, «weil ich weiss, was es bedeutet, nicht so viel zu haben».

*Name geändert

Text: Livia Leykauf

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Titelbild: Symbolbild eines Jugendlichen im Park. © Caritas Schweiz