

Wohnkosten verursachen mehr Armut
Für ärmere Haushalte sind die steigenden Wohnkosten der grösste Budgetposten. Es braucht mehr bezahlbaren Wohnraum, sonst wächst die Armut. Caritas Schweiz unterstützt die Mietpreis-Initiative, die einen besseren Schutz vor missbräuchlichen Mieten bewirken will.
Die Lage auf dem Schweizer Wohnungsmarkt hat sich in den letzten Jahren noch deutlich verschärft. Das knappe Angebot bei hoher Nachfrage treibt die Angebotsmieten für neue Wohnungen in die Höhe. Auch bei bestehenden Mietverträgen (Bestandsmieten) gehen die Kosten wegen der Teuerung und den steigenden Nebenkosten nach oben. Der vorübergehende Anstieg des Referenzzinsatzes hat viele Wohnungen verteuert. Ob diese Mieten nach der Senkung des Referenzzinssatzes Anfang September wieder sinken werden, ist in vielen Fällen ungewiss. Besonders betroffen sind einkommensschwächere Haushalte.
Die im Juni 2025 lancierte Volksinitiative «Ja zum Schutz vor missbräuchlichen Mieten (Mietpreis-Initiative)» des Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz (MVS) will Gegensteuer geben. Sie verankert einerseits den Grundsatz der Kostenmiete in der Verfassung, damit sich die Mietpreise an den tatsächlichen Kosten plus einer definierten Rendite orientieren. Andererseits fordert sie ihre automatische und regelmässige Überprüfung.
Wohnkosten sind Dauerthema in Sozialberatungen
Caritas Schweiz unterstützt die Initiative. Die ärmsten 20 Prozent der Haushalte geben gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) im Durchschnitt ungefähr einen Drittel ihres Bruttoeinkommens für Wohnen und Energie aus. Besonders Alleinerziehende und Familien mit tiefen Einkommen wenden häufig deutlich mehr als ein Drittel ihres Einkommens fürs Wohnen auf. Die Erfahrungen aus den Caritas-Sozialberatungen bestätigen dies. Nicht wenige Familien müssen gar mehr als die Hälfte ihres Einkommens für die Miete einsetzen. Das bedeutet, dass sie in anderen Lebensbereichen wie bei der Ernährung oder der Gesundheit massiv einsparen oder sich gar verschulden müssen.
Wer aktuell eine neue Wohnung braucht, beispielsweise wegen einer Leerkündigung oder weil es Familienzuwachs gibt, ist in einer besonders schwierigen Situation.
Für Haushalte mit tiefen Einkommen ist es praktisch unmöglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden, weil es kaum mehr solche gibt. Betroffene müssen auf Wohnungen in peripheren oder lärmgeplagten Lagen ausweichen, die oft zu klein oder in schlechtem Zustand sind.
Betroffene müssen auf Wohnungen in peripheren oder lärmgeplagten Lagen ausweichen, die oft zu klein oder in schlechtem Zustand sind. Eine so prekäre Wohnsituation wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus und beeinflusst andere Lebensbereiche wie Arbeit, Bildung und Freizeitgestaltung. Für armutsbetroffene Kinder und Jugendliche kann das bedeuten, keinen ruhigen Platz für die Hausaufgaben zu haben.
Verschärfung der Armut
Die hohen Wohnkosten sind ein wichtiger Faktor, weshalb Haushalte in finanzielle Notlagen oder gar in Armut geraten. Die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt verschärft die Armut in der Schweiz. In den Beratungen der Caritas stehen Probleme rund um das Wohnen seit längerem ganz oben auf der Sorgenliste. Aus Sicht der Caritas ist deshalb zentral, dass es mehr Wohnraum gibt, der auch für einkommensschwache Haushalte tragbar ist. Die Mietpreis-Initiative leistet einen wichtigen Beitrag dazu.
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Titelbild: © Zoe Tempest