Aktion der zivilgesellschaftlichen Plattform Agenda 2030 vor dem Bundeshaus zum SDG Flag Day 2024.
Aktion der zivilgesellschaftlichen Plattform Agenda 2030 vor dem Bundeshaus zum SDG Flag Day 2024.

Wo steht die Schweiz bei der Umsetzung der Agenda 2030?

Kurswechsel erforderlich

Nächstes Jahr publiziert der Bundesrat den dritten Länderbericht zur Umsetzung der UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Caritas Schweiz hat sich an der Bestandsaufnahme beteiligt. Das Fazit ist klar: Ein Kurswechsel ist nötiger denn je.

Das Bekenntnis der Schweiz zur Agenda 2030

Die Schweiz hat sich 2015 zu der von den Vereinten Nationen (UNO) verabschiedete Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung bekannt. Mit dieser umfassenden globalen Rahmenvereinbarung sollen unter anderem Armut und Hunger bekämpft, der Planet geschützt und Frieden sowie Wohlstand für alle gefördert werden. Alle UNO-Staaten haben sich dafür ausgesprochen, ihren Beitrag zur Umsetzung im In- und Ausland zu leisten. Dieser gemeinsame Einsatz bildet den Grundstein für eine lebenswertere und gerechtere Welt.

In regelmässigen Länderberichten präsentiert die Schweiz der UNO den aktuellen Umsetzungsstand zur Agenda 2030. Für die nächste Ausgabe 2026 hat der Bund eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Bund, Kantone, Gemeinden sowie Akteure aus der Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft konnten im Frühsommer 2025 ihre Einschätzungen einbringen. Caritas Schweiz hat gemeinsam mit weiteren Organisationen im Rahmen der zivilgesellschaftlichen «Plattform Agenda 2030» eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben.

Dringender Handlungsbedarf: Weltweit und in der Schweiz

Trotz einzelner Fortschritte bleibt die Umsetzung der Agenda 2030 weltweit unzureichend. Viele der gesteckten Ziele werden nach wie vor nur zögerlich verfolgt. Laut aktuellem UNO-Bericht sind weiterhin 670 Millionen Menschen hinsichtlich ihrer Ernährung unterversorgt. Erstmals seit Jahrzehnten nahm die globale Armut während der Pandemie wieder zu. Zudem wächst die Ungleichheit zwischen und innerhalb der Staaten kontinuierlich. Die negativen Folgen der Klimakrise und des Artensterbens, die Zunahme bewaffneter Konflikte sowie das Erstarken autoritärer Regime bedrohen die Existenzgrundlage der verletzlichsten Menschen dieser Welt.

Im Jahr 2023 lebten 16,1 Prozent der Bevölkerung unter oder knapp über der Armutsgrenze.

Auch in der Schweiz bleibt die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele ungenügend. Sowohl die Armutsquote wie auch die Armutsgefährdungsquote stiegen seit 2014 an. Im Jahr 2023 lebten 16,1 Prozent der Bevölkerung unter oder knapp über der Armutsgrenze. Höhere Mieten und Krankenkassenprämien treiben immer mehr Menschen in finanzielle Not. Noch immer fallen Menschen hierzulande durch die Maschen des Sozialsystems oder erhalten Leistungen, die nicht existenzsichernd sind.

Zeit für einen Kurswechsel

Trotz dieser grossen Herausforderungen plant der Bundesrat, die Mittel für die internationale Hilfe zu kürzen. Das schwächt nicht nur die Agenda 2030 zusätzlich und lässt die internationale Solidarität an Bedeutung verlieren, sondern hat konkrete negative Folgen für tausende Menschen im globalen Süden. Auch in der Schweiz trifft der politische Spardruck vor allem ärmere Menschen. Wenn öffentliche Dienstleistungen gestrichen werden oder in Bereichen wie der Weiterbildung der Rotstift angesetzt wird, trifft das jene Menschen am stärksten, die nicht alles aus dem eigenen Sack bezahlen können.

Mit der Bekennung zur Agenda 2030 hat sich die Schweiz verpflichtet, sich gemeinsam mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft für eine gerechte und nachhaltige Welt einzusetzen.

Aus Sicht von Caritas ist ein Kurswechsel dringend. Die Schweiz muss die UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung konsequent umsetzen. Die Agenda 2030 gehört auf allen Staatsebenen stärker politisch verankert. Die Ausgestaltung politischer Massnahmen muss sich kohärent an diesen Zielen orientieren. Nicht zuletzt erfordert die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele auch eine Aufstockung der öffentlichen Mittel.

Mit der Bekennung zur Agenda 2030 hat sich die Schweiz verpflichtet, sich gemeinsam mit der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft für eine gerechte und nachhaltige Welt einzusetzen. 2026 ist ein guter Zeitpunkt, sich an diese Verpflichtungen zu erinnern und wieder stärker ins Handeln zu kommen.

Weitere Informationen

Titelbild: Aktion der zivilgesellschaftlichen Plattform Agenda 2030 vor dem Bundeshaus zum SDG Flag Day 2024. © Martin Bichsel