Hilfe für die Opfer der Syrienkrise

Sidra al-Khoury (10) ist so alt wie der Konflikt in ihrem Land. Sie lebt in Ost-Ghouta bei Damaskus. Die Kämpfe sind hier zwar vorbei, doch alles liegt in Trümmern. Genauso wie das Haus der Familie ist auch Sidras Schule schwer beschädigt, hat weder Fenster noch Türen. «Im Winter kann ich den Stift kaum halten vor Kälte», erzählt sie. Mit grösster Mühe überlebt die Familie. Die Armut ist ebenso allgegenwärtig wie die traumatischen Erinnerungen an Gewalt und Angst.
Der seit März 2011 herrschende Bürgerkrieg in Syrien hat zur grössten humanitären Katastrophe in der Geschichte geführt: Laut den Vereinten Nationen (UNOCHA) sind 6,2 Millionen Syrerinnen und Syrer im eigenen Land auf der Flucht. In Syrien sind insgesamt 11 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mindestens 5,6 Millionen weitere Personen suchten Schutz in den Nachbarländern, was in den Gastländern den gesellschaftlichen Zusammenhalt wie auch die öffentlichen Dienstleistungen immens belastet. Die Corona-Pandemie, der fast vollständige Zusammenbruch der fragilen syrischen Wirtschaft und die politischen und wirtschaftlichen Krisen im Libanon verschärften die Situation 2020 weiter.
Mehrfache Vertreibung, zerstörte Existenzgrundlagen, fehlender Zugang zu Dienstleistungen und Gütern des täglichen Bedarfs haben zu äusserst schwierigen Lebensumständen geführt. Unsicherheit und fehlende langfristige Perspektiven bringen die Menschen nach einem Jahrzehnt Konflikt an den Rand der Erschöpfung. Derweil sind die Bedingungen für eine koordinierte Rückkehr der Geflüchteten weiterhin nicht gegeben.
Caritas Schweiz leistet mit ihren Partnerorganisationen seit April 2012 auch heute noch überlebenswichtige Nothilfe in Syrien und den Nachbarländern. Sie hat zudem ihr Engagement im Bereich Bildung und Einkommenssicherung stetig ausgebaut. Millionen Kindern fehlt der Zugang zu einer qualitativ guten Schulbildung. Je länger die Syrienkrise andauert, desto wichtiger wird es, dass sich die Menschen wieder Einkommensmöglichkeiten aufbauen können, um nicht langfristig von Nothilfe abhängig zu werden. Die Caritas verbindet kurzfristige Hilfsmassnahmen mit langfristiger Entwicklungszusammenarbeit, um mehr Nachhaltigkeit zu erzeugen.
Bargeldhilfe, Bildung und Einkommensförderung
Die Menschen in Syrien kämpfen ums Überleben. Caritas Schweiz leistet seit Beginn der Krise Nothilfe zur Deckung der Grundbedürfnisse. Sie unterstützt aktuell Familien in Aleppo, Homs und Ost-Ghouta bei Damaskus mit Bargeldhilfe: Ein Jahr lang erhalten sie monatliche Geldzahlungen, gleichzeitig werden die lokalen Partner gestärkt.
Schulab- und -unterbrüche nahmen mit dem Krieg massiv zu. In der Region Ost-Ghouta renoviert die Caritas zerstörte Schulen und bietet psychosoziale Betreuung und Lernförderung für die oft traumatisierten Schulkinder an. Gleichzeitig leistet die Caritas Bargeldhilfe für bedürftige Familien, um zu verhindern, dass Kinder aus ökonomischen Gründen nicht zur Schule gehen können.
Über die Hälfte der Menschen in Syrien haben keine Arbeit. Die Caritas hilft jungen Syrerinnen und Syrern dabei, sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren und stabile Einkommensquellen aufzubauen.
Nothilfe und Einkommensförderung gegen Verarmung
Über 650'000 registrierte und ungefähr noch einmal so viele nicht registrierte syrische Flüchtlinge leben in Jordanien. Der Arbeits- und Wohnungsmarkt ist in dem ohnehin strukturschwachen Land an ihren Grenzen. Die Menschen verarmen und werden immer verwundbarer.
Caritas Schweiz leistet in vier Provinzen seit 2012 Hilfe zur Deckung der Grundbedürfnisse und Förderung von Einkommensmöglichkeiten. Sie half beispielsweise mit Geldtransfers geflüchteten syrischen und bedürftigen jordanischen Familien, angesichts der Corona-Krise ihre Grundversorgung zu sichern und sich vor weiterer Verschuldung zu schützen.
Bildung und nachhaltige Armutsbekämpfung
Kein Land der Welt hat pro Kopf mehr Flüchtlinge als der Libanon. Schulsystem, Arbeits- und Wohnungsmarkt sind am Anschlag. Politische und wirtschaftliche Krisen und die Explosion in Beirut vom August 2020 haben die Situation verschärft.
Die Caritas schult Lehrer anhand eines eigens entwickelten Lehrmodells und schafft so ein gutes Lernumfeld für Flüchtlingskinder und benachteiligte libanesische Kinder. Weiter verbessert die Caritas den Zugang von Jugendlichen zum Arbeitsmarkt.
Mit einem Projekt im Sozialwohnungsbau schafft die Caritas menschenwürdige Unterkünfte, Einkommensmöglichkeiten und gleichzeitig einen Finanzierungsmechanismus für Sozialprojekte.
In Beirut unterstützt die Caritas zudem von der Explosion Betroffene dabei, ihre Häuser zu reparieren und ermöglicht den Schulkindern beschädigter Schulen einen qualifizierten Unterricht.
Seit 2012 hat Caritas Schweiz – einschliesslich der laufenden Projekte – Hilfe für die Opfer des Syrienkriegs im Umfang von insgesamt über 76 Millionen Franken geleistet. Bis Ende 2020 kam die Hilfe rund 670'000 Menschen zugute. Die Glückskette, die DEZA sowie die Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz der Europäischen Kommission (GD-ECHO) unterstützen neben weiteren Gebern die Projekte der Caritas.
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