

Studie zeigt: Viele wollen sich für eine NGO engagieren – aber nur kurzfristig
Der neue Freiwilligen-Monitor Schweiz stimmt zuversichtlich: Noch nie haben sich so viele Personen für karitative Organisationen engagiert. Auch bei potenziellen Interessenten stehen NGOs zuoberst auf der Wunschliste. Trotzdem suchen Caritas und Co. händeringend nach Freiwilligen. Ein Widerspruch?
In Zeiten von Krieg, Katastrophen und Klimakrise sehnen sich viele Menschen nach einer sinnstiftenden Tätigkeit. So zumindest lassen sich die neuesten Zahlen des Freiwilligen-Monitors Schweiz interpretieren. 266'000 Personen haben sich im Jahr 2024 für eine soziale, karitative Organisation engagiert – in absoluten Zahlen ein Rekord.
Auch wer sich noch nicht freiwillig engagiert, möchte dies am liebsten bei einer wohltätigen, nicht-gewinnorientierten Organisation tun: Gemäss der Studie rangieren NGOs an erster Stelle auf der Wunschliste von potenziellen Interessierten, noch vor Sport- oder anderen Vereinen.
Kurze Einsätze liegen im Trend
Die Caritas zählt zu jenen Organisationen im karitativen Bereich, für die sich besonders viele Freiwillige engagieren. Pro Jahr sind es fast 4’500 Personen. Im Durchschnitt werden täglich 738 Stunden Freiwilligenarbeit geleistet.
Die Caritas bietet schweizweit über 80 Möglichkeiten zum Mitwirken an, vom Sprachkurs über Unterstützung bei Bergbauernfamilien bis zur Hilfe im Umgang mit digitalen Geräten. «Kurze, einmalige Einsätze werden immer beliebter», sagt Marie-Paule Bitumba-Bousfield, Projektverantwortliche Armut und Caritas-Netz.
Hingegen sei es immer schwieriger, Personen für ein langfristiges Engagement zu gewinnen, zum Beispiel für die Patenschaft «mit mir». Bei diesem Angebot verbringen Göttis und Gottis einmal im Monat Zeit mit Kindern aus benachteiligten Familien. Bisher war für die Patenschaft eine Mindestdauer von drei Jahren vorgesehen, um stabile Beziehungen zu ermöglichen. Rückmeldungen zeigen jedoch, dass viele Interessierte diese lange Verpflichtung als Hürde empfinden. Deshalb wird das Konzept nun angepasst (siehe Box).
Um weiterhin genügend Freiwillige für die Patenschaft «mit mir» gewinnen zu können, wird die Einsatzzeit von drei auf mindestens ein Jahr reduziert. Ein jährliches Standortgespräch soll künftig dazu dienen, gemeinsam zu reflektieren und sich bewusst für eine Fortsetzung der Patenschaft zu entscheiden.
Gleichzeitig bleibt das pädagogische Ziel zentral: Kinder aus belasteten Lebenssituationen brauchen verlässliche und stabile Beziehungen, um Vertrauen aufzubauen und sich positiv zu entwickeln. Die neue Regelung soll daher nicht nur mehr Menschen für ein Engagement motivieren, sondern auch sicherstellen, dass die Qualität und Kontinuität der Beziehungen erhalten bleibt.
Weitere Informationen: www.caritas.ch/mit-mir-patenschaft
Starke Zunahme an Corporate Volunteering
Was Marie-Paule Bitumba-Bousfield weiter beobachtet, ist eine starke Zunahme an Freiwilligeneinsätzen im Rahmen eines Corporate Volunteering. «Immer mehr Unternehmen wollen ihr gesellschaftliches Engagement sichtbar machen, die Motivation ihrer Mitarbeitenden fördern oder einen Beitrag zu ihren Nachhaltigkeitszielen leisten», begründet Marie-Paule Bitumba-Bousfield.
Die Caritas bietet verschiedene Möglichkeiten für Corporate Volunteering, etwa in der Kleiderzentrale, im Logistikzentrum des Caritas-Markts oder beim Bergeinsatz. Doch unabhängig von der Art des Einsatzes: «Ohne Freiwillige könnten wir unsere Unterstützungsangebote für Menschen, die in Armut leben oder auf Unterstützung angewiesen sind, nicht in dieser Breite und Tiefe anbieten», sagt Marie-Paule Bitumba-Bousfield. Um reguläre Abgänge zu kompensieren und um das Angebot aufrechtzuerhalten oder auszubauen, ist die Caritas laufend auf neue Freiwillige angewiesen. Weitere Informationen und Einsatzmöglichkeiten unter www.caritas.ch/freiwilligenarbeit.
Geschrieben von Niels Jost, Mitarbeiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritas Schweiz
Gerne vermitteln wir Interviews und beantworten Medienanfragen: medien@caritas.ch
Weitere Informationen
Titelbild: Deutschkurs für Geflüchtete: Die Caritas bietet verschiedenste Freiwilligenangebote. © Christine Bärlocher/Ex-Press