Shoppen ohne Scham
In der Schweiz leben 745’000 Personen in Armut. Für viele sind eine neue Jacke oder Hose unerschwinglich. Im Laden «carla by Caritas» können Armutsbetroffene nicht nur günstige und modische Kleider kaufen, sondern sich auch nachhaltig einkleiden. Das Angebot soll nun erweitert werden.
Die steigenden Preise sind in aller Munde. Sei es bei den Krankenkassen, den Mieten, den Nebenkosten oder Lebensmitteln. Für Personen mit knappem Budget bedeutet das: sparen. Oder verzichten. Beim Essen, Arztbesuch, den Freizeitaktivitäten oder bei der Kleidung. Für Betroffene ist das stigmatisierend. Viele ziehen sich zurück, soziale Kontakte gehen verloren und der Anschluss an die Gesellschaft wird immer schwieriger.
Die Caritas unterstützt armutsbetroffene Menschen deshalb in den unterschiedlichsten Lebensbereichen – auch bei der Kleidung. In den Läden «carla by Caritas» können sie Kleider und Accessoires zu erschwinglichen Preisen kaufen. Während es das Angebot in Emmen (LU) schon seit 1970 gibt, hat vor einem Jahr der zweite Shop in Bern eröffnet. Zum Jubiläum gibt es für die Kundinnen und Kunden vom 4. bis 11. November zehn Prozent Rabatt.
Über 234 Tonnen Kleidungsstücke gerettet
Das Konzept von «carla» ist in zweierlei Hinsicht einzigartig. Zum einen setzt sich ein grosser Teil des Sortiments aus gespendeter Secondhandkleidung zusammen. Diese stammt aus Sammelcontainern und wird in der Kleiderzentrale in Emmen mit Sorgfalt sortiert und für den Wiederverkauf aufbereitet. Jedes Jahr erhalten so rund 234 Tonnen Kleidungsstücke ein zweites Leben. Ausserdem spenden Modehäuser der Kleiderzentrale Hosen, Blusen, T-Shirts und Weiteres.
Einzigartig ist das Konzept von «carla» zum anderen, weil die Läden für alle Personen offen sind. Armutsbetroffene können hier genauso shoppen wie die normalverdienende Laufkundschaft. Somit bleibt den Personen mit knappem Budget der Gang zur Fundgrube erspart, welcher häufig mit Scham behaftet ist. Die «carla»-Läden haben zudem ein ansprechendes, modisches und hippes Erscheinungsbild, was zum Shopping-Erlebnis beiträgt.
Diese beiden Komponenten – die Nachhaltigkeit und die soziale Teilhabe – wird von den Kundinnen und Kunden sehr geschätzt. Dazu zählen Personen jeden Alters, Einzelpersonen wie auch Familien. Und die Nachfrage ist gross. Aktuell wird geprüft, in weiteren Schweizer Städten «carla»-Läden zu eröffnen.
Geschrieben von Niels Jost, Mitarbeiter Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Caritas Schweiz
Interviewanfragen und weitere Informationen: medien@caritas.ch
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Titelbild: carla by Caritas an der Gerechtigkeitsgasse 44 in Bern © Caritas Schweiz