«La fuga è stata estenuante: abbiamo dovuto camminare a lungo senza mai poterci fermare», racconta Nura a Jenifa Jopute, collaboratrice di Caritas.
«La fuga è stata estenuante: abbiamo dovuto camminare a lungo senza mai poterci fermare», racconta Nura a Jenifa Jopute, collaboratrice di Caritas.

Schutzräume bieten eine wichtige Verschnaufpause

Gorom-Camp Südsudan

Über eine Million Menschen sind vor dem Krieg im Sudan ins Nachbarland Südsudan geflohen – viele ins überfüllte Gorom-Flüchtlingslager. Die Bedingungen dort sind prekär. Doch kinder- und frauengerechte Räume sowie medizinische Hilfe geben Malik und Nura die Chance, anzukommen.

Die Sonne brennt auf das staubige Gelände des Gorom-Flüchtlingslagers. Nura sitzt mit ihrem Sohn Malik auf einem blauen Plastikteppich im Schatten eines improvisierten Bastzelts. Seit über zwei Jahren sind die beiden nun im Südsudan, geflohen aus Al-Fashir im Sudan, nach einer tagelangen Reise durch zerstörte Dörfer und Checkpoints. «Die Flucht war zermürbend: Wir mussten lange Strecken ohne Pause zurücklegen», erzählt Nura. «Wir brauchten danach eine lange Zeit, um wirklich hier anzukommen. Doch mittlerweile finden wir uns zurecht.»

«Die Inflation treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe. Was wir heute budgetieren, reicht morgen nicht mehr.»james alauprojektmanager bei caritas juba

Malik springt auf und rennt einem selbst gebastelten Fussball nach. Noch vor wenigen Monaten war das undenkbar: Kurz nach der Ankunft im Gorom-Lager litt der heute Fünfjährige an einer schweren Wundinfektion am Fuss. Solche und andere Krankheiten verbreiten sich rasch, denn die Lebensbedingungen im überfüllten Camp sind schlecht, Hygiene und sauberes Wasser rar. Nura suchte mit ihrem Sohn das Gesundheitszentrum im Camp auf. Dort wurde er behandelt und mit Medikamenten versorgt. «Es geht Malik endlich wieder besser, und damit auch mir», sagt Nura und lächelt.

Nothilfe für besonders Verletzliche

Caritas Schweiz unterstützt Menschen wie Nura und Malik im Gorom-Flüchtlingslager zusammen mit Caritas Juba, einer lokalen Partnerorganisation aus dem internationalen Caritas-Netzwerk. Die gemeinsamen Nothilfeprojekte fokussieren sich auf die Bedürfnisse der besonders verletzlichen Bewohnerinnen und Bewohner: Frauen und Kinder. Zu Beginn leisteten die beiden Organisationen Bargeldhilfe und verteilten Lebensmittel. Heute schaffen sie Zugang zu medizinischer und psychosozialer Versorgung. Die Glückskette unterstützt diese Massnahmen. Im neusten Projekt liegt der Fokus auf dem Schutz von Opfern sexueller Gewalt: Sie erhalten medizinische und psychologische Hilfe. Zudem klären Kampagnen über geschlechterbasierte Gewalt auf – ein gravierendes Problem, das schon lange schwelt.

Der fünfjährige Malik besucht das Kinderzentrum der Caritas im Lager Gorom. Am liebsten verbringt er seine Zeit mit Malen oder Fussballspielen. © Kenyi Moses

Eine Region, die nicht zur Ruhe kommt

Seit April 2023 tobt in Südsudans Nachbarland Sudan ein gewaltsamer Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräften und der paramilitärischen Gruppierung «Rapid Support Forces». «Was als Machtkampf begann, hat sich zur grössten humanitären Krise Afrikas entwickelt. Sie verursacht enormes Leid und hat über elf Millionen Menschen zur Flucht gezwungen», erklärt Jenifa Jopute, Mitarbeiterin von Caritas Schweiz im Südsudan. «Mehr als eine Million von ihnen fanden hier Zuflucht.»

Doch das Land zählt selbst zu den ärmsten der Welt und kann den Schutzsuchenden kaum Stabilität bieten: 95 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Bereits vor der Eskalation im Sudan beherbergte der Südsudan Hunderttausende Geflüchtete aus Äthiopien, Uganda, Burundi oder dem Kongo. Jenifa Jopute koordiniert die Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern. Die Südsudanesin betont: «Die Kapazitäten der Flüchtlingsunterkünfte sind längst überschritten. Die Versorgungslage hat sich durch die starken Fluchtbewegungen in den letzten zwei Jahren massiv verschärft.» Es herrsche eine weit verbreitete Nahrungsmittelknappheit, auch die Sicherheitslage sei höchst angespannt und volatil.

Leben in einem Lager, das aus allen Nähten platzt

Weil die Camps direkt an der Grenze zum Sudan völlig überfüllt sind, ziehen viele Geflüchtete weiter in den Süden des Südsudans. Doch ihre Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen bleibt auch dort oft unerfüllt. Viele lassen sich im Gorom-Camp nahe der Hauptstadt Juba nieder. Das Lager wurde ursprünglich für 2500 Geflüchtete aus Äthiopien errichtet. Heute leben hier viermal so viele Menschen aus Nachbarstaaten auf engstem Raum.

«Die Versorgungslage hat sich in den letzten zwei Jahren massiv verschärft.»jenifa joputemitarbeiterin von Caritas Schweiz im Südsudan

Die Versorgung ist eine tägliche Herausforderung, die Infrastruktur längst heillos überlastet. Viele Menschen wohnen in überfüllten Zelten oder selbst gebauten Hütten. Als die Mitarbeitenden von Caritas Schweiz und Caritas Juba das Gorom-Lager im Herbst 2023 zum ersten Mal besuchten, waren sie erschüttert: «Wir wussten, dass die Bedingungen schwierig sind. Aber was wir im Camp sahen und hörten, hat uns tief bewegt. Wir haben sofort angepackt – kurz darauf konnten wir erste Lebensmittel verteilen», erinnert sich Jenifa Jopute. Seitdem ist sie regelmässig vor Ort und schaut auch bei Nura und Malik vorbei.

Wenig Planbarkeit, viel Unsicherheit

Doch die Arbeit im Gorom-Lager bleibt schwierig. «Die Inflation treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe. Was wir heute budgetieren, reicht morgen nicht mehr. Planen ist hier kaum möglich», erklärt James Alau, Projektmanager bei Caritas Juba, der mit Jenifa Jopute die gemeinsamen Projekte steuert. Hinzu kommt die angespannte Sicherheitslage. «Das Lager ist so schnell gewachsen, dass es längst in alle Richtungen offen ist. Bewaffnete Gruppen halten sich in der Nähe auf. Die Polizei muss jede Verteilung von Hilfsgütern begleiten», sagt Alau.

Die humanitäre Hilfe folgt einem klaren Prinzip: Wer am dringendsten Hilfe braucht, soll sie erhalten – unabhängig von Herkunft oder Religion. Doch trotz klarer Auswahlkriterien bei der Hilfe kommt es immer wieder zu Spannungen unter den Geflüchteten. Die Not ist schlicht zu gross.

Schutz und Hoffnung für Frauen und Kinder

Trotz aller Widrigkeiten keimt im Camp auch immer wieder Hoffnung auf. So etwa in den Schutzräumen für Kinder und Frauen. Hier schaffen Caritas Juba und Caritas Schweiz gemeinsam eine sichere Umgebung für die besonders verletzlichen Bewohnerinnen und Bewohner. In den sogenannten «Child Friendly Spaces» finden Kinder Anschluss, können in Ruhe miteinander spielen und Erlebtes gemeinsam mit Fachpersonen verarbeiten. Für die Kleinsten ist das eine wichtige Anlaufstelle, denn viele von ihnen sind durch die Flucht traumatisiert.

Malik attraversa il campo profughi fino al centro per bambini di Caritas dove si incontra con i suoi amici e dimentica il luogo inospitale.
Malik läuft durch das karge Flüchtlingslager zum Kinderzentrum der Caritas. Dort trifft er seine Freunde und vergisst die unwirtliche Umgebung. © Kenyi Moses

Frauen und Mädchen finden in einem weiteren Schutzraum Rückzugsmöglichkeiten, Beratung sowie saubere Sanitäranlagen. «Unsere Angebote helfen den Menschen, ein klein wenig Hoffnung zu schöpfen und eine Pause vom sonst so beschwerlichen Alltag im Camp zu erleben», erläutert Jenifa Jopute.

Auch Malik besucht regelmässig das Kinderzentrum. «Hier treffe ich meine Freunde zum Fussballspielen, Malen und Rumtoben», sagt er mit leuchtenden Augen. Er sitzt mitten in einer Schar Kinder, sie zeichnen gemeinsam in ein Schulheft. In der friedlichen und sicheren Umgebung wagt sich der Fünfjährige sogar wieder zu träumen: «Ich will einmal Arzt werden – damit viele weitere Kinder gesund werden können.» Die schnelle medizinische Hilfe nach seiner Infektion hat ihn inspiriert.

Jenifa Jopute: Mit Herzblut für die Verletzlichsten im Südsudan

«Meine grösste Hoffnung ist ein friedlicher und florierender Südsudan, in dem sich alle wohlfühlen», sagt Jenifa Jopute. Der Wunsch, sich für bessere Lebensbedingungen in ihrem Land einzusetzen, treibt die 29-Jährige seit Beginn ihrer Laufbahn an. Sie studierte Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik und arbeitet seit fünf Jahren in gemeinnützigen Organisationen.

Im Oktober 2024 stiess Jenifa Jopute zu Caritas Schweiz. Die gebürtige Südsudanesin unterstützt die lokalen Partner bei der Umsetzung gemeinsamer Projekte. Von den täglichen Hürden lässt sie sich nicht entmutigen: «Unsicherheiten, Strassenblockaden, saisonale Überschwemmungen und die rückläufige Finanzierung stellen uns vor Herausforderungen», erklärt Jopute. «Doch meine Motivation liegt im Lächeln der Menschen, die wir unterstützen. Die Begegnungen erinnern mich immer wieder daran, warum ich diese Arbeit mache», betont sie.

Jenifas Ziel: Kinder wie Malik (siehe Haupttext) sollen ihre Traumata überwinden und ihre Träume eines Tages verwirklichen können. Um den Menschen im Südsudan wieder Hoffnung und Würde zu schenken, sind eine kontinuierliche Unterstützung und eine nachhaltige Finanzierung unerlässlich.

Weitere Informationen

Titelbild: «Die Flucht war zermürbend: Wir mussten lange Strecken ohne Pause zurücklegen», erzählt Nura der Caritas-Mitarbeiterin Jenifa Jopute im Gespräch. © Kenyi Moses