Nachhaltige Waldnutzung in Bolivien

Retten wir jetzt den Amazonas Wald – es könnte bald zu spät sein 

Die anhaltende Entwaldung in Kombination mit - durch die Klimakrise verschärften - Waldbränden und Dürren erhöhen das Risiko eines grossflächigen Waldsterbens im Amazonasbecken; so lautet das Schreckensszenario des neuen Sachstandberichtes des Weltklimarates (IPCC). Die Caritas Schweiz unterstützt den Schutz des Amazonaswaldes im Norden Boliviens durch klima-resiliente agroforstwirtschaftliche Wertschöpfungsketten und nachhaltiges Naturressourcen-Management. 

Nach den jüngsten Berichten des Weltklimarates, welche Anfang April und im Februar publiziert wurden, hat die Entwaldung im Amazonasgebiet in den letzten vier Jahren ein alarmierendes Ausmass erreicht. Durch die globale Erwärmung könnte sich die von Waldbränden betroffene Fläche im Amazonasgebiet bis 2050 verdoppeln. Die kombinierte Wirkung von zunehmenden Waldbränden, klimabedingten Dürren und Entwaldung droht zu einem großflächigen Waldsterben zu führen, bei dem der Amazonaswald allmählich durch Grasland ersetzt wird. Damit würde ein kritischer Kipppunkt des Ökosystems erreicht mit Auswirkungen von ungewissem Ausmass auf globaler Ebene. 

Am stärksten betroffen von der Bedrohung des tropischen Regenwaldes ist die lokale Bevölkerung. Sie verliert die Grundlagen für ihre Existenz und traditionelle Lebensweise indigener Gemeinschaften.

Der lokalen Bevölkerung auch ökonomische Perspektiven bieten 

Fehlende staatliche Kontrollmechanismen sind ein weiterer Faktor für die Zunahme der Waldbrände, viele absichtlich gelegt zur Landgewinnung für die Rindfleisch- und Sojaproduktion. Gemäss «Global Forest Watch» sollen auch in Bolivien über 7% des tropischen Primärwaldes in den letzten 20 Jahren der Abholzung zum Opfer gefallen sein. Im Nordosten Boliviens, im Amazonas Tiefland, sind die indigenen Gemeinschaften von der Nutzung und dem Zugang zu den Ressourcen des Waldes abhängig. Häufig fehlen für sie gesetzlich verbriefte Rechte und Regelungen für die Waldnutzung. 

Paranüsse, das «Superfood» Acai und qualitativ hochwertiger Kakao sind Produkte des Amazonaswaldes, die ökonomische Perspektiven für die lokale Bevölkerung bieten und zum Schutz des Waldes animieren. Denn sein intaktes Ökosystem ist die Voraussetzung für langfristige hohe Erträge bei diesen Waldfrüchten. Die Nachfrage auf dem nationalen und internationalen Markt nach diesen Produkten steigt kontinuierlich.

Hochkarätige Partner 

Gemeinsam mit dem lokalen Partner Centro de Investigación y Promoción del Campesinado (CIPCA) - eine bolivienweit tätige Organisation für nachhaltige Landnutzung -, dem WWF Bolivien, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und dem in Bolivien sowie der Schweiz ansässigen Beratungsunternehmen ECOTOP unterstützt Caritas Schweiz die lokalen Behörden und bäuerlich-indigene Gemeinschaften im nördlichen Amazonasgebiet dabei, für den Schutz ihrer Wälder zu sorgen, und zugleich ihre Ernährungssicherheit und Einkommen zu verbessern. Die DEZA fördert das Projekt. 

Das FiBL und ECOTOP betreiben seit Jahren eine Forschungsstation zu nachhaltiger Agroforstwirtschaft und Kakaoanbau in Bolivien. Sie stehen beratend zur Seite für die Anlage von Agroforst-Systemen, die den Regenwald erhalten und an künftige Auswirkungen des Klimawandel angepasst sind. Der WWF unterstützt die Lokalregierungen bei der Erarbeitung verbindlicher kommunaler Umwelt-Richtlinien. 

Die Schweizer Projektakteure suchen die Kooperation mit dem Privatsektor hierzulande für die Vermarktung der nachhaltig erzeugten Amazonas-Produkte kleiner Produzenten und Produzentinnen zu fairen Preisen.

Caritas Schweiz macht «Climate Proofing»

Zu den Klimaprojekten der Caritas Schweiz gehört ein umfassendes «Climate Proofing». Es soll sicherstellen, dass klima- und umweltbedingte Risiken in der Projektplanung und Umsetzung berücksichtigt werden. Zudem sollen die Projektmassnahmen keine zusätzlichen Risiken schaffen. Dabei werden gemeinsam mit den verschiedenen Projekt-Akteuren Naturgefahren, Vulnerabilitäten und Risiken analysiert. Darauf basierend werden lokale Anpassungsmassnahmen definiert. 

Um die Klimakrise meistern zu können sind gewaltige Anstrengungen benötigt, sowohl in den Bereichen der Anpassung an die Klimakrise und ihre Risiken als auch der Reduktion der Treibhausgase. Für die Caritas Schweiz zählt in den Projekten primär die Anpassung und Erhöhung der Resilienz der von der Klimakrise an der stärksten betroffenen lokalen Bevölkerung.

Geschrieben von Anja Ibkendanz und Arabela Philopona

Titelbild: © Fabian Biasio