Une jeune fille se promène dans le quartier de Jabal Bedro, dans la ville d'Alep dévastée par le tremblement de terre et la guerre.

Krisen werden komplexer

Ein syrisches Mädchen zieht durch das Quartier Jabal Bedro der Stadt Aleppo, die im Februar 2023 stark vom Erdbeben getroffen wurde. Syrien befindet sich seit zwölf Jahren im Krieg.

In den rund 20 Projektländern von Caritas Schweiz sind die Menschen immer häufiger mit mehreren Krisen gleichzeitig konfrontiert. Das macht die Probleme komplexer, die Betroffenen anfälliger und die Hilfe anspruchsvoller.

Krieg in der Ukraine und in Gaza, Erdbeben in Syrien und der Türkei, Dürre in Äthiopien und eine global verschärfte Armutssituation. Dies sind nur einige Beispiele für Krisen und Konflikte, die sich im vergangenen Jahr weltweit zugetragen haben. Mit verheerenden Folgen für die betroffenen Menschen. 2023 waren 363 Mio. Personen auf humanitäre Hilfe ange- wiesen, doppelt so viele wie noch 2019.

Die steigende Not spürt auch Caritas Schweiz in ihren rund 20 Projektländern. Was dabei auffällt: Viele Krisen existieren nicht mehr einzeln. Vielmehr verweben sie sich zu einem komplexen Netz, in dem sie sich gegenseitig beeinflussen und es keine klassischen Anfangs- und Schlusspunkte mehr gibt.

Mit neuem Ansatz auf Krisen reagieren

Caritas Schweiz arbeitet deshalb immer häufiger mit dem sogenannten Humanitarian-Development-Peace-Nexus, kurz «Nexus-Ansatz». Dabei werden im selben Projekt drei Methoden kombiniert: kurzfristige humanitäre Hilfe, langfristige Entwicklungszusammenarbeit sowie die Förderung der sozialen Zusammengehörigkeit und der Konfliktsensibilisierung.

Wie das funktioniert, zeigt ein Beispiel im Tschad. Das Land in Zentralafrika leidet unter immer stärker werdenden Dürren und Überschwemmungen. Um die Ernährungssicherheit währenddessen sicherzustellen, erhalten Betroffene saisonal begrenzte Nahrungsmittelhilfe. Diese kurzfristige Massnahme wird ergänzt durch Schulungen für neue Anpflanzungstechniken, etwa für klimaresistente Akazienbäume. Zudem vermittelt die Caritas zwischen allen relevanten Akteuren und bindet sie aktiv ein. So werden nicht nur die Symptome wie ausfallende Ernte und Hunger bekämpft, sondern auch die Ursachen wie die schwache Wirtschaft oder die fragile staatliche Struktur.

«Komplexe Krisen erfordern ganzheitliche Lösungen.»Martina Weber2023 Leiterin internationale Zusammenarbeit ad interim

Gezwungen, Projekte plötzlich anzupassen

In fragilen Regionen wie West- und Zentralafrika besteht allerdings ständig die Gefahr, dass erzielte Fortschritte durch äussere Einflüsse wieder zunichte gemacht werden.

Als beispielsweise im April 2023 erneut Gefechte im Sudan aufflammten, flohen rund 500‘000 Menschen (!) in den benachbarten Tschad. Für die Grenzgebiete, die bereits zuvor unter Armut, knappen Ressourcen und einer schwachen Wirtschaft litten, ist dies eine massive Zusatzbelastung. Entsprechend wichtig ist es, langfristige Projekte zu implementieren, damit die Betroffenen resilienter gegenüber solchen Ereignissen werden. So wirkt die Hilfe nachhaltig.

Das ist für die Caritas kein einfaches Unterfangen: «In den Projekten ist viel Flexibilität gefragt», sagt Patricia Kröll, 2023 zuständig für Katastrophenhilfe ad interim bei Caritas Schweiz.

Patricia Kroell, Programmverantwortliche Äthiopien Caritas Schweiz
«Einerseits müssen wir langfristig planen, andererseits kurzfristig auf Unvorhergesehenes reagieren können.»Patricia KröllVerantwortliche Katastrophenhilfe ad interim

Dadurch wird die Finanzierung eine zunehmende Herausforderung. Martina Weber, 2023 interimistische Leiterin Internationale Zusammenarbeit, erklärt: «Auf der einen Seite ist es schwieriger, ein verlässliches Budget über mehrere Jahre zu definieren, da sich die Bedürfnisse der Bevölkerung plötzlich ändern können und wir unsere Hilfe anpassen müssen.» Auf der anderen Seite sind Gelder für langfristige Entwicklungsarbeit schwieriger zu generieren als solche für kurzfristige Nothilfe.

Martina Weber sagt: «Komplexe Krisen erfordern ganzheitliche Lösungen. Dafür braucht es einen langen Atem – sowohl von den betroffenen Menschen und uns als Hilfsorganisation als auch von den institutionellen Gebern sowie den privaten Spenderinnen und Spendern.»

Unsere Hilfe in Zahlen

149118

Menschen

unterstützte Caritas Schweiz mit Humanitärer Hilfe

(2023)

25

Millionen

Franken gab Caritas Schweiz für Humanitäre Hilfe aus

(2023)

23

Projekte

von Caritas Schweiz arbeiten mit dem Nexus-Ansatz

(2023)

68

Projekte

von Caritas Schweiz sind in Regionen aktiv, die von der Weltbank als fragile und konfliktbetroffene Kontexte eingestuft werden

(2023)

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© Hasan Belal

Titelbild: Ein Mädchen zieht durch das Quartier Jabal Bedro in der von Erdbeben und Krieg zertrümmerten Stadt Aleppo. © Hasan Belal