Olena Masur et Anton Khmaro ont dû quitter leur ville de Kherson et ont refait leur vie à Odessa. Ces déplacés internes, soutenus par Caritas, y ont ouvert un café qui attire une nombreuse clientèle.
Olena Masur et Anton Khmaro ont dû quitter leur ville de Kherson et ont refait leur vie à Odessa. Ces déplacés internes, soutenus par Caritas, y ont ouvert un café qui attire une nombreuse clientèle.

In einem Land im Krieg die KMUs stärken

Aufschwung und wirtschaftliche Umgestaltung in der Ukraine

Die russische Invasion hat die ukrainische Wirtschaft tief erschüttert. Unzählige Unternehmen wurden zerstört, die Instabilität ist gross. Millionen Menschen sind Vertriebene im eigenen Land. Mit Unternehmensförderung, Bildungs- und Beschäftigungsmassnahmen unterstützt Caritas über 1’300 Vertriebene und Rückkehrende sowie 221 Unternehmen.

«Wir mussten hier in Odessa wieder von Null anfangen, nachdem wir 2023 Kherson verlassen mussten», erzählen Anton Khamno und Olena Masur. Wie Millionen anderer Menschen in der Ukraine waren sie gezwungen, aus ihrer umkämpften Region zu fliehen und alles hinter sich zu lassen. Bei vielen Binnenvertriebenen reicht das Geld gerade, um Lebensmittel zu kaufen. Ihre Ausgaben müssen sie auf das absolute Minimum reduzieren. Ohne soziales Netz vor Ort ist es für die Menschen enorm schwierig, eine Arbeit zu finden oder eine neue Existenz aufzubauen. Gleichzeitig suchen KMUs händeringend qualifiziertes Personal – angesichts der vielen Menschen, die das Land verlassen haben oder im Militär dienen, ein schwieriges Unterfangen.

In Kherson führten Anton und Olena ein Café im Stadtzentrum. Seit sie in Odessa sind, waren sie nicht untätig und konnten dank ihrer Erfahrung das Café «Brioche» eröffnen. Durch die gute Lage am Eingang des Stadtparks, den italienischen Kaffee und die hervorragenden Produkte ist das Geschäft gut angelaufen. Obwohl das Paar selbst viele Stunden arbeitet, kam es nicht umhin, das Team zu erweitern. Und dafür brauchten sie Hilfe. Mit Unterstützung des Caritas-Projekts «REMARKET» konnten Anton und Olena drei Frauen – ebenfalls Binnenvertriebene – einstellen: eine Cheffe de Service, eine Barista und eine Konditorin.

Am Beispiel von Anton und Olena wird der Kerngedanke des Projekts deutlich: Caritas Schweiz wartet nicht, bis der Krieg in der Ukraine zu Ende ist, um kleine und mittelgrosse Unternehmen im Land zu unterstützen. Das von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), einer Stiftung und dem Caritas-Netzwerk (Österreich, Niederlande und Irland) unterstützte Projekt geht über die Nothilfe hinaus und bietet nachhaltige Lösungen. Es betrachtet Marktentwicklung und humanitäre Hilfe als ein Ganzes. Diese Strategie sichert zum einen die unmittelbaren Bedürfnisse, schafft aber gleichzeitig die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine bessere Resilienz der Gemeinschaft.

Unterstützung sowohl für Binnenvertriebene...

Berufliche Kompetenzen fördern, Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen, das Unternehmertum unterstützen: Damit richtet sich das Programm an 1’300 Personen – sowohl Vertriebene, Zurückkehrende als auch Dagebliebene. Durch die Unterstützung von 221 KMUs in acht Oblasten verbessert das Projekt nicht nur die Lebensgrundlage der Bevölkerung, sondern stärkt auch den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Stabilität in den am stärksten betroffenen Gegenden der Ukraine.

Das primäre Ziel ist die Schaffung würdiger Lebensbedingungen für gefährdete Gemeinschaften. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei Frauen, Menschen mit Behinderung, Familien und vom Krieg versehrten Personen vorrangig aus dem Bau- und Möbelgewerbe, der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung.

... als auch für lokale Gemeinschaften

Auch lokale Gemeinschaften sind von den Auswirkungen des Kriegs schwer getroffen, weshalb auch sie in dieser Dynamik dringend Unterstützung brauchen. Dies gilt auch für Iryna Yurchenko. Sie ist in Pivdenne geblieben, in der Region Odessa. Im Untergeschoss ihres Wohnhauses hat sie ein Schneideratelier eingerichtet, das auf Massanfertigungen, traditionelle Stickereien und Kleiderreparaturen spezialisiert ist.

Dank der Unterstützung von Caritas konnte sie ihre Ausrüstung modernisieren und ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Mit ihrer in- und ausländischen Kundschaft arbeitet sie vor allem über eine Online-Plattform, auf der sie Braut- und Abendkleider verkauft. Sie strebt den Status als Unternehmen an, damit sie Personal einstellen kann, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

Trotz der kriegsbedingten Widrigkeiten produziert Iryna regelmässig eine an die Jahreszeit angepasste Kollektion. Indem sie andere Menschen ausbildet und ihr Wissen weitergibt, trägt sie zur Stärkung der lokalen Wirtschaft bei. Sie leitet Nähkurse für erwerbslose Frauen, die sich umschulen lassen möchten. Diese von Caritas Odessa organisierten Kurse sind Weiterbildung und Berufsberatung in einem.

Genaue Untersuchung der Marktstrukturen

An Iryna Yurchenkos Beispiel wird der ganzheitliche Ansatz des «REMARKET»-Projekts deutlich. Es setzt an den tieferliegenden Ursachen für die Krise in Unternehmertum und Beschäftigung an, statt nur deren Auswirkungen zu bekämpfen. Um herauszufinden, wie die Firmen trotz Kriegswirren und Vertreibungen wieder florieren können, werden im Rahmen des Projekts die Marktsysteme genau analysiert.

Damit stellt Caritas sicher, dass sich das Engagement nicht auf kurzfristige Hilfe beschränkt, sondern dauerhaft den Unternehmergeist fördert und ein widerstandsfähiges Marktumfeld schafft, in dem neue Arbeitsplätze entstehen. Das kommt schliesslich allen zugute. Ziel ist es, zu einem nachhaltigen Wandel beizutragen und die Ukraine auf ihrem Weg zu Widerstandsfähigkeit und wirtschaftlicher Erholung zu unterstützen.

Text von Vérène Morisod, Mitarbeiterin Kommunikation Westschweiz, Caritas Schweiz

Gerne vermitteln wir Interviews und beantworten Medienanfragen: medien@caritas.ch

Weitere Informationen

Titelbild: Olena Masur und Anton Khamno mussten ihre Stadt Kherson verlassen und haben sich in Odessa ein neues Leben aufgebaut. Diese Binnenvertriebenen, die von Caritas unterstützt werden, haben dort ein Café eröffnet, das viele Kunden anzieht. © Caritas Schweiz