

Hoffnung für hochverschuldete Menschen
Hochverschuldete Menschen ohne Sanierungsaussicht sollen ihre Situation bereinigen können und eine zweite Chance erhalten. Caritas Schweiz begrüsst den entsprechenden Gesetzesentwurf des Bundesrates. Entscheidend ist jedoch, dass das Verfahren im Grundsatz nicht länger als drei Jahre dauert.
Eine Überschuldung kann jede und jeden treffen. Ein tiefes und unsicheres Einkommen, kritische Lebensereignisse wie eine Trennung oder Scheidung, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder ein Unfall können in die Überschuldung führen.
Viele überschuldete Menschen haben in der Schweiz mit den bestehenden Verfahren immer weniger Aussichten auf eine Schuldensanierung. Die Erfahrungen der Schuldenberatungsstellen der Caritas zeigen, dass ein Leben mit Schulden für die Betroffenen zunehmend als einzige Möglichkeit bleibt.
Gemäss Statistik des Dachverbandes Schuldenberatung Schweiz sind fast die Hälfte mehr als fünf Jahre, ein Viertel sogar länger als zehn Jahre verschuldet. Working Poor, Arbeitslose, Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder nach einer Scheidung verfügen in vielen Fällen über zu tiefe Einkommen, um die Schulden sanieren zu können. Der grösste Gläubiger ist mit Abstand der Staat durch offene Steuer- und Krankenkassenrechnungen.
In Mitleidenschaft eines überschuldeten Haushaltes werden immer auch Kinder gezogen. Bei 43 Prozent der Menschen, die von der Überschuldung betroffen sind, handelt es sich um Kinder. Auch sie leben über Jahre am Existenzminimum.
Auswirkungen einer Überschuldung
Ein Leben mit Überschuldung und am Existenzminimum hat negative Auswirkungen auf viele Lebensbereiche. Oft beeinflussen und verstärken sich die Effekte gegenseitig. Erwiesen ist, dass sich eine Überschuldung psychisch und physisch negativ auswirkt. So sind überschuldete Menschen häufiger krank, müssen aber gleichzeitig – aufgrund des Selbstbehaltes und der hohen Franchise – auf therapeutische Massnahmen verzichten. Dadurch leidet ihre Gesundheit zusätzlich, Krankheiten werden chronisch und es entstehen Mehrkosten.
Durch den Druck der Überschuldung entstehen häufig zusätzlich familiäre Konflikte oder bestehende werden verstärkt. Ein Leben am Existenzminimum bedeutet eine Einschränkung der Handlungsspielräume und der Teilnahme am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Dies behindert insbesondere auch die Kinder in ihrer schulischen persönlichen Entwicklung.
Schuldensituationen bereinigen
Die vom Bundesrat vorgeschlagene Schaffung eines Verfahrens, mit dem hochverschuldete Menschen ohne Sanierungsaussicht ihre Schuldensituation bereinigen können und eine zweite Chance auf ein schuldenfreies Leben erhalten, kommt in der dritten Woche der Herbstsession in den Nationalrat.
Die Caritas begrüsst die Einführung eines solchen Sanierungsverfahrens. Denn im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern verfügt die Schweiz derzeit nicht über ein solches Instrument. Es braucht eine realistische Perspektive, damit Schuldnerinnen und Schuldner ein solches Verfahren ohne Abbruch und Neuverschuldung durchstehen können.
Untersuchungen zeigen, dass die Erfolgsquote bei dreijähriger Verfahrensdauer höher ist als bei längeren Verfahren. Deswegen ist für die Caritas zentral, dass der Nationalrat dem Vorschlag des Bundesrates folgt und eine dreijährige Verfahrensdauer einführt.
Geschrieben von Andreas Lustenberger, Leiter Grundlagen und Politik, Caritas Schweiz
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Titelbild: Schuldenschnitt für hochverschuldete Personen? Die Caritas begrüsst dies. © Thomas Plain