Die Studiengebühren sollen in der Schweiz ab 2027 verdoppelt werden – Personen mit knappem Budget können diese Mehrkosten nicht stemmen.
Die Studiengebühren sollen in der Schweiz ab 2027 verdoppelt werden – Personen mit knappem Budget können diese Mehrkosten nicht stemmen.

Höhere Studiengebühren belasten Studierende aus bescheidenen Verhältnissen

Studieren in der Schweiz, bald ein Luxus?

Die vom Bundesrat geplante Erhöhung der Semestergebühren trifft gerade Studierende aus benachteiligten Familien. Ihre ohnehin schon prekäre finanzielle Lage würde sich weiter verschärfen. Caritas Schweiz fordert deshalb existenzsichernde Stipendien.

Um die steigenden Ausgaben für die Armee und die 13. AHV-Rente zu finanzieren, will der Bundesrat jährlich 460 Millionen Franken bei der Bildung, Forschung und Innovation kürzen. Davon sollen etwa 200 Millionen Franken durch eine Erhöhung der Studiengebühren für Universitäten und Fachhochschulen ausgeglichen werden: Ab 2027 sollen Schweizer Studierende doppelt, ausländische Studierende viermal so viel bezahlen. Die Sparpläne der Regierung sorgten in den letzten Wochen für medialen Wirbel.

Caritas Schweiz weist schon lange auf den Missstand hin, dass der Zugang zur Hochschulbildung in der Schweiz schon heute stark vom Geldbeutel abhängt. Denn die jährlichen Studiengebühren von rund 1'500 Franken stellen nur einen Bruchteil der finanziellen Belastung für Studierende dar. Hinzu kommen während der Ausbildung die hohen Lebenshaltungskosten, die sich laut dem Portal berufsberatung.ch auf 27'000 Franken pro Jahr belaufen. Darin enthalten sind Ausgaben für Transport, Verpflegung, Sozialversicherungsbeiträge, Studienmaterialien und weiteres.

Ist das Haushaltsbudget für ein Studium zu knapp, können Eltern oft keine oder nur unzureichende finanzielle Unterstützung leisten. Die kantonalen Stipendienregelungen schliessen diese Finanzierungslücke nur ungenügend. So decken Ausbildungsbeiträge meist nicht den gesamten Lebensunterhalt und schliessen Personen aufgrund ihres Alters oder bereits abgeschlossener Erstausbildung aus. Diese Realität hindert viele junge Erwachsene aus bescheidenden Verhältnissen daran, ihren Traum vom Studium zu verwirklichen.

Armut erhöht Risiko für einen Studienabbruch

Die jüngste Erhebung des Bundesamtes für Statistik zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden zeigt klar: Personen aus sozioökonomisch benachteiligten Schichten kämpfen während ihres Studiums öfter mit finanziellen Schwierigkeiten. So berichten Studierende, deren Eltern keinen nachobligatorischen Abschluss haben oder einfache Angestellte sind, mehr als doppelt so häufig von Geldsorgen wie solche aus akademischem Elternhaus. Ihre Familie können ihnen seltener finanziell unter die Arme greifen und die Stipendien sind kaum existenzsichernd.

In einigen Studiengängen wie Architektur oder Medizin lassen sich der hohe Arbeitsaufwand und der strikte Stundenplan schlichtweg nicht mit einer Nebenbeschäftigung vereinbaren. In weniger reglementierten Studienfächern ist eine Teilzeitstelle hingegen zumutbar. Deshalb arbeiten viele Studierende aus bescheidenen Verhältnissen mit einem Pensum von bis zu 40 Prozent.

Dennoch bleibt es eine ständige Herausforderung, mit dem begrenzten Einkommen über die Runden zu kommen und gleichzeitig genug Zeit für das Studium zu finden. Gemäss dem Bildungsbericht 2023 der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung haben diese Studierenden ein deutlich höheres Risiko, aus finanziellen und zeitlichen Gründen ihr Bildungsziel aufzugeben.

Auch Mittelstand ist betroffen

Die materielle Situation während des Studiums ist aber zunehmend nicht nur für junge Menschen aus sozioökonomisch benachteiligten Schichten ein Sorgenpunkt. Auch wer aus einer Mittelstands-Familie stammt, kann leicht in finanzielle Engpässe geraten. Zwischen 2001 und 2019 stiegen die Studiengebühren in der Schweiz um 20 Prozent, die Löhne hingegen mit 12 Prozent deutlich langsamer. Zusätzlich belasten steigende Lebenshaltungskosten, namentlich die höheren Krankenkassenprämien und Mieten, das Budget der Studierenden immer stärker.

Sollte die Verdoppelung der Studiengebühren Tatsache werden, stehen Studierende noch öfter vor der schwierigen Entscheidung: Erhöhe ich mein Pensum und habe weniger Zeit für den Besuch der Übungsstunden? Muss ich weitere Abstriche bei Gesundheit oder Freizeit machen? Oder sind die Ausgaben schlicht so hoch, dass ich einen anderen Weg einschlage?

Ohne gezielte finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand droht ein Hochschulstudium für junge Erwachsene aus einkommensschwachen Schichten in noch weitere Ferne zu rücken. Für Caritas Schweiz steht fest: Eine Verdoppelung der Gebühren wäre nur dann vertretbar, wenn gleichzeitig existenzsichernde Stipendien für Studierende aus bescheidenen Verhältnissen vorgesehen sind. Die Ausbildungsbeiträge sollen die Studiengebühren, Unterrichtsmaterialien und die Lebenshaltungskosten decken. Alle sollen die gleichen Möglichkeiten für eine akademische Ausbildung haben – unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation.

Geschrieben von Margrit Tountova, Fachstelle Sozialpolitik, Caritas Schweiz

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Titelbild: Die Studiengebühren sollen in der Schweiz ab 2027 verdoppelt werden – Personen mit knappem Budget können diese Mehrkosten nicht stemmen. © Thomas Plain