Together for climate justice: Alejandro Tibi Flores from Bolivia looks after the seedling farm. The seedlings contribute to the livelihood of the residents and to the reforestation of the rainforest.

Helfen war gestern

Wie internationale Zusammenarbeit heute funktioniert

Internationale Zusammenarbeit

Ganzheitliche Ansätze

Setzlinge für den Regenwald Boliviens: Durch den gezielten Anbau von Mischkulturen ist die Ernte der lokalen Bauern nachhaltig gesichert.

Internationale Zusammenarbeit

Wirksame Armutsbekämpfung erfordert ganzheitliche Ansätze. Es braucht für jeden Kontext eigens erstellte Projekte, die sowohl lokale Gegebenheiten als auch globale Zusammenhänge berücksichtigen. Und sie muss auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtet sein.

Die internationale Zusammenarbeit von Caritas Schweiz setzt daher bewährte, massgeschneiderte Massnahmen um, die auf jahrzehntelanger Erfahrung beruhen. Das ist weit mehr als nur zu «helfen». Komplexe Konzepte gehören heute genauso zum Alltag wie die präzise englische Fachsprache – was es jedoch schwierig macht, die so wichtige Arbeit im vollen Umfang einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Deshalb erklären wir anhand unserer Projekte diese Ansätze und zeigen so, wie wir im Jahr 2024 Menschen in Not nachhaltig unterstützt haben.

Martina Weber
«In einer volatilen Umwelt ist es entscheidend, rasch auf Veränderungen reagieren zu können.»Martina WeberLeiterin Internationale Zusammenarbeit

Triple nexus approach

Weltweit kämpfen immer mehr Menschen mit gleichzeitig auftretenden Krisen. In einer solch volatilen Umwelt ist es entscheidend, rasch auf Veränderungen reagieren und die vorgesehene Unterstützung flexibel anpassen zu können. Deshalb setzt Caritas Schweiz in jedem vierten Projekt auf den Nexus-Ansatz, der kurz- und langfristige Massnahmen kombiniert. Dadurch finden Betroffene in Krisensituationen schnell Entlastung und sie sind widerstandsfähiger gegen künftige Notsituationen.

So etwa im Tschad, wo es häufig Konflikte zwischen Landwirten und Viehzüchtern gibt. Der Klimawandel und Migrationsströme verschärfen diesen Kampf um die knappen natürlichen Res- sourcen zusätzlich. Caritas Schweiz und ihre Partner setzen bei verschiedenen Bereichen an: Während Dürreperioden erhalten die Menschen humanitäre Hilfe, um ihre Grundbedürfnisse decken zu können. Durch Schulungen und eine kleine Anschubfinanzierung werden sie darin bestärkt, ein eigenes Geschäft zu eröffnen, um selbstständig ein Einkommen zu generieren. Schliesslich werden die lokale Bevölkerung und Behörden sensibilisiert, Konflikte auf friedlichem Wege zu lösen. Dies geschieht etwa durch Informationskampagnen oder Mediationen zwischen den verschiedenen Interessengruppen. Da alle Akteure einbezogen werden, ist eine langanhaltende Wirkung sichergestellt.

Graduation approach

Der Graduation Approach zielt darauf ab, Haushalte in mehreren aufeinander aufbauenden Schritten aus extremer Armut zu führen – daher der Begriff «Graduation», was Abstufung bedeutet. Zunächst werden die ärmsten Familien identifiziert und mit Bargeldhilfe unterstützt, damit sie ihre Grundbedürfnisse decken können. Anschliessend werden sie durch Schulungen oder finanzielle Zuschüsse darin bestärkt, sich selbst zu versorgen. Caritas Schweiz hat den Ansatz erstmals in Kambodscha angewandt, mit Erfolg: 2024 setzten wir ihn auch in Brasilien, Uganda und Burkina Faso ein.

Martina Weber, Head of International Cooperation, Caritas Switzerland
«36 Prozent unserer Projekte fördern Kleinunternehmertum oder nachhaltige Anstellungsverhältnisse.»Martina WeberLeiterin Internationale Zusammenarbeit

Access to sustainable employment

Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Kernanliegen von Caritas Schweiz. Deshalb fördern 36 Prozent unserer Projekte Kleinunternehmertum oder nachhaltige Anstellungsverhältnisse – zum Beispiel im Libanon. Zwei Gruppen sind dort besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen: junge Menschen sowie geflüchtete Personen aus Syrien. Unter unserer Leitung hat ein Konsortium von Organisationen die Hindernisse beim Zugang zum Arbeitsmarkt identifiziert und Gegenmassnahmen entwickelt.

Im Libanon hat das Projekt 2024 die Lebenssituation von 660 Personen verbessert – weltweit konnten wir 37‘696 Menschen Zugang zu Arbeit verschaffen. Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen nun in die Umsetzung künftiger Konzepte ein.

Tailor Iryn Nabagesera (29, right) from Uganda started her own business with the help of Caritas, and is now passing on her knowledge to other women.
Zunächst hat sich Schneiderin Iryn Nabagesera (29, rechts) aus Uganda mithilfe der Caritas selbstständig gemacht, nun gibt sie ihr Wissen an andere Frauen weiter. © Emmanuel Museruka

Cash and voucher assistance

Güter zu verteilen ist in Krisengebieten logistisch äusserst anspruchsvoll. Gerade wenn Menschen in Not rasche Unterstützung brauchen, setzt Caritas Schweiz oft auf die Vergabe von Bargeld oder Gutscheinen, unter anderem in der Ukraine. So können sich Betroffene eigenständig das besorgen, was sie am dringendsten benötigen. Gleichzeitig werden die lokalen Märkte durch die neu ermöglichte Kaufkraft der Bevölkerung gestärkt. Insgesamt haben wir im vergangenen Jahr 46‘182 Personen mit Bargeldhilfe oder Gutscheinen unterstützt.

Outreach and advocacy activities

Um Armut wirksam zu bekämpfen, gilt es, gesellschaftliche Strukturen nachhaltig zu verändern. Caritas Schweiz steht deshalb im Dialog mit lokalen Gemeinschaften, zivilgesellschaftlichen Organisationen und nationalen Behörden. Dies ist im Regenwald Boliviens der Fall: Dort zerstören Rodungen die Lebensgrundlage der Bevölkerung. Um dem entgegenzuwirken, erarbeiten wir gemeinsam mit den Gemeinden Waldmanagementpläne. Gleichzeitig schulen wir Bauernfamilien darin, wie sie geeignete Mischkulturen anbauen können – dadurch ist nicht nur ihre Ernte gesichert, sondern auch der Amazonas geschützt.

Martina Weber
«Güter zu verteilen ist logistisch anspruchsvoll. Deshalb setzen wir oft auf die Vergabe von Bargeld.»Martina WeberLeiterin Internationale Zusammenarbeit

Knowledge management

Caritas Schweiz verfügt über ein ausgeklügeltes Wissensmanagement. Das heisst: Wir sammeln in den Projekten Informationen und sorgen dafür, dass wichtige Erkenntnisse wieder in unsere Programme fliessen.

Genau darum geht es bei einem aktuellen Projekt, das den Schutz von Kindern und Jugendlichen verbessert, die sich allein auf der Flucht befinden. Dies ist in Ost-, West- und Nordafrika häufig der Fall – nur mangelt es dort an Wissen und koordinierten politischen Lösungen, um die Situation der jungen Menschen zu verbessern.

Hier setzt unser Wissensmanagement an: Wir bündeln Erkenntnisse aus der Forschung, fördern den Dialog zwischen wichtigen Akteuren vor Ort und entwickeln Massnahmen für einen besseren Kindesschutz. Finanziert wird das Projekt durch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

Specialized protection services

Caritas Schweiz setzt sich dafür ein, Angehörige vertriebener Gemeinschaften und besonders gefährdete Migrierende zu schützen. In Bosnien und Herzegowina zum Beispiel unterstützen wir Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern auf der Flucht sind und in Europa Asyl suchen. Wir ermöglichen ihnen die Aufnahme in Zentren, wo sie psychologisch betreut werden, die lokale Sprache lernen und Zugang zu Bildung erhalten. 2024 konnten wir so die Lebensumstände von 89 Kindern und Jugendlichen verbessern. Auch in anderen Ländern setzen wir uns für vulnerable Menschen ein, etwa für Opfer von Ausbeutung, Menschenhandel oder Schleusern.

Equality and empowerment

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Menschen ihre Rechte ausüben können – unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, sexueller Orientierung, Religion oder Alter. In Mali ist die Situation von Kindern und Jugendlichen, die innerhalb des Landes migriert sind und sich allein zurecht- finden müssen, besonders prekär. Viele können nicht zur Schule oder werden ausgebeutet. Wir beraten sie bei rechtlichen Fragen, bieten ihnen Schutz und helfen ihnen, sich offiziell zu registrieren. Dadurch wird ihnen der Zugang zu staatlicher Unterstützung ermöglicht. Durch Massnahmen wie diese konnten wir 2024 die Lebensbedingungen von total 6‘606 Kindern und Jugendlichen verbessern.

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© Fabian Biasio

Titelbild: Gemeinsam für Klimagerechtigkeit: Alejandro Tibi Flores aus Bolivien betreut die Setzlingsfarm. Die Setzlinge tragen zum Lebensunterhalt der Bewohner und zur Aufforstung des Regenwaldes bei. © Fabian Biasio