Grosse Verursacher für Klimaschäden zur Kasse bitten
Starkregen und Überschwemmungen sorgen hierzulande wie auch weltweit für grosse Zerstörung. Mit der Klimakrise treten diese und andere Extremwetterereignisse häufiger auf und haben immer gravierendere Auswirkungen. Betroffene in der Schweiz können meist auf ein staatliches und gesellschaftliches Netz zählen, um die entstandenen Schäden zu beheben. Im Globalen Süden fehlt diese Absicherung. Die Menschen sind dort den Klimaschäden schutzlos ausgeliefert. Die Einführung einer Klimaschadensteuer könnte die Situation verbessern.
Die Klimakrise wird vor allem durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas und Kohle angeheizt. Seit Jahrzehnten wissen die grossen Förderunternehmer dieser Energieträger um ihre globale Verantwortung. Ihr Handeln angepasst haben sie deswegen jedoch nicht, denn zu gross waren und sind die Profite, die sich durch den Verkauf von Gas, Öl und Kohle erwirtschaften lassen. International herrscht allerdings Einigkeit, dass diese Unternehmen angesichts der immer rascher voranschreitenden Klimakrise einen Beitrag bezahlen müssen für den Schaden, den sie mitverursacht haben.
Der Loss and Damage Fund
Mit der Einrichtung eines internationalen Fonds für Verluste und Schäden (Loss and Damage Fund) wurde an der COP27 im Jahr 2022 in Ägypten der Grundstein gelegt, damit die zu diesem Zweck gesammelten Gelder für betroffene Länder zur Verfügung gestellt werden können. Mit einer Einzahlung in den Fonds können neben den reichen Ländern im Norden auch finanzstarke Unternehmen mit einer grossen Klimaverantwortung einen Beitrag leisten zur Wiedergutmachung von verursachten Schäden.
Der Bedarf an diesen Geldern ist sehr gross und wird in den nächsten Jahren noch wachsen. Auch die Schweiz will (inzwischen) bei der Finanzierung des Fonds den Privatsektor in die Verantwortung nehmen. Dies hat der Bundesrat als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage kürzlich so kommuniziert.
Ein neuer Bericht von internationalen NGOs, der im Frühsommer publiziert wurde, zeigt auf, wie eine solche Beteiligung des Privatsektors an der Finanzierung des Loss and Damage Fund aussehen könnte. Die britische NGOs Stamp out Poverty, Greenpeace International und die amerikanische Sektion der Heinrich Böll Stiftung haben das Modell einer sogenannten «Climate Damages Tax», also einer Klimaschadensteuer ausformuliert. Die Idee ist, dass in den wohlhabenden Ländern eine Abgabe eingeführt wird für die Produzenten von fossilen Treibstoffen.
Öl-, Gas- und Kohleproduzenten sollen pro Tonne CO2, die durch das Verbrennen ihrer Produkte ausgestossen wird, einen Betrag von fünf Dollar bezahlen. Jährlich soll dieser Betrag um fünf Dollar erhöht werden. In allen OECD-Ländern zusammen könnten so bis 2030 insgesamt 900 Milliarden Dollar zusammenkommen. Der Grossteil dieser Steuereinnahmen soll in den Loss and Damage Fund fliessen. 20 Prozent sollen für Anpassungsmassnahmen in den Ländern verwendet werden, in denen die Steuer erhoben wird.
Mehr Klimagerechtigkeit
Caritas Schweiz unterstützt die Forderungen des Berichts, da er ein Modell vorschlägt, wie die Forderung nach mehr Klimagerechtigkeit innerhalb des bereits bestehenden Systems der Unternehmensbesteuerung umgesetzt werden kann. Auf diese Weise kann erreicht werden, dass auch die grossen privaten Verursacher der Klimakrise ihren Beitrag leisten, um die Schäden im Globalen Süden zu beheben. Gleichzeitig muss auch die Schweiz als wohlhabendes Land einen angemessenen Beitrag leisten zur Finanzierung des Loss and Damage Fund. Im Sinne der Klimagerechtigkeit muss sie sich solidarisch zeigen mit den Menschen im Globalen Süden, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, nun aber am stärksten darunter leiden.
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Titelbild: © Paula Lanza