Expertentreffen zur Langzeitpflege

Austausch mit Caritas Europa für faire Pflege und Mobilität

Uns von Caritas Care ist es ein grosses Anliegen bei unserem Angebot «Betreuung zuhause» nicht allein die Situation in der Schweiz, sondern auch die der Herkunftsländer der Betreuungspersonen zu beachten. Gudrun Michel, Leiterin von Caritas Care, war in Miercurea Ciuc in Rumänien und hat sich mit einer Expertengruppe für faire Pflege und Mobilität ausgetauscht.

Drei Tage lang diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus neun europäischen Ländern diverse Fragen in Bezug auf die exponenzielle Zunahme des Bedarfes für Langzeitpflege, den dramatischen Arbeitskräftemangel im Bereich der Versorgung sowie den enormen Unterschieden bei der Erbringung von Langzeitpflegediensten in Europa.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentierten die aktuelle Lage und Perspektiven der Versorgung in ihren Herkunftsländern, besuchten Sozial- und Pflegedienste der Caritas Alba Iulia im Landkreis Harghita und nahmen an einem Symposium teil. Mit dabei waren Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums für Arbeit, des Ministeriums für Gesundheit und Soziales und Gesundheitsanbieter aus Rumänien.

«Wir müssen alle erkennen, dass wir in Europa mit einer schweren Krise in Bezug auf Pflege und Betreuung konfrontiert werden. Es liegt an unserer individuellen und gesellschaftlichen Reife, ob wir einen verantwortungsvollen Ansatz und tragfähige Lösungen zur Erhaltung der menschlichen Würde unter diesen Umständen schaffen werden.»András MartonDirektor der Caritas Alba Iulia, Rumänien

Reger Austausch über die Empfehlungen von Caritas

Caritas Europa ist der Dachverband von 46 europäischen Caritas-Organisationen und eine strategische Partnerin der Europäischen Kommission im Bereich der Sozialpolitik. Als solche beteiligte sie sich an der Strategie der Europäischen Kommission für Langzeitpflege und formulierte ihre Position in diesem Kontext für den Europarat. Am 26. Juni 2023 veröffentlicht Caritas Europa in Brüssel ihren aktuellen europäischen Armutsbericht mit 15 Empfehlungen im Kontext der Pflege unter Anwesenheit von Nicolas Schmit, EU-Kommissar für Beschäftigung, Soziales und Integration.

Diese Empfehlungen von Caritas Europa wurden am Symposium in Rumänien diskutiert. Mit Fokus auf folgende Aspekte:

  • Ein individualisierter, personalisierter Ansatz der Pflege, unabhängig von der finanziellen und wirtschaftlichen Lage.
  • Auswirkungen der Massenmigration und Mobilität aus den ärmeren in die reicheren Länder Europas und die dadurch provozierten Ungleichheiten, insbesondere im Bereich der Pflegedienste.
  • Die Bedeutung der europäischen Zusammenarbeit, um erheblichen Unterschieden zwischen den Versorgungssystemen entgegenzuwirken.
  • Eine aktive Unterstützung der Mitgliedstaaten, um eine qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung sicherzustellen.

Die Expertengruppe diskutierte diese Aspekte im Hinblick auf Möglichkeiten, Hindernisse und Best Practice. Die Zusammenarbeit zwischen Caritas Schweiz und Caritas Alba Iulia wurde dabei als ein innovatives Modell mit viel Potenzial gelobt.

Gudrun Michel, Leiterin Caritas Care
«Dieses Bewusstsein muss sich auch in Gesellschaft und Politik verankern, wir dürfen vor der ungleichen Situation innerhalb Europas nicht die Augen verschliessen.»Gudrun MichelLeiterin Caritas Care

Fazit

Nach den drei Tagen in Rumänien zeigte sich, dass die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen, fairen und bezahlbaren Langzeitpflege alle beteiligten Länder betrifft. Caritas Schweiz fühlt sich in ihrem Engagement, sich weiter für eine sichere und faire Care-Migration auch über die Landesgrenzen hinweg einzusetzen, bestärkt. Es zeigt sich aber auch, dass es noch viel zu tun gibt und die Herausforderungen die nächsten Jahren weiter zunehmen werden. «Dieses Bewusstsein muss sich auch in Gesellschaft und Politik verankern, wir dürfen vor der ungleichen Situation innerhalb Europas nicht die Augen verschliessen», wie Gudrun Michel, Leiterin Caritas Care, betont.

Titelbild: © Alexandra Wey