«Es braucht eine gesunde Mischung aus Professionalität und der Motivation, zu helfen»
Daniel Bronkal, gelernter Bauingenieur und Betriebswirt, leitet die Landesgesellschaft von Caritas Schweiz für Bosnien und Herzegowina in Sarajewo. Mit seinem Team verantwortet er nicht nur das umfangreiche Caritas-Entwicklungsprogramm für benachteiligte Bosnierinnen und Bosnier, sondern auch ein humanitäres Projekt für in Bosnien gestrandete Flüchtlinge und Migranten.
«Als ich 2015 bei der Caritas Regionaldirektor für den Westbalkan wurde, war das eine Art Heimkehr. Denn auf dem Balkan hatte ich 1999 meine Laufbahn in der Entwicklungszusammenarbeit begonnen. Die Menschen hier stehen mir sehr nahe. Es gibt eine einzigartige Willkommenskultur. Es macht mir viel Spass, mein Wissen und meine Erfahrungen einzusetzen, um die Lebensumstände der Menschen zu verbessern. Sie haben es verdient!
2018 bat uns die bosnische Caritas zusätzlich um Hilfe im humanitären Bereich: Immer mehr Migrantinnen und Migranten strandeten in Bosnien und Herzegowina, wo sie unter erbärmlichsten Bedingungen lebten. Viele versuchen 20, 30 Mal, die Grenze zu überqueren. Immer wieder werden sie von der kroatischen Polizei aufgegriffen und zurückgeschickt, oft misshandelt. Handys werden zerstört, Geld gestohlen. Wir entschieden, Caritas Bosnien unter die Arme zu greifen und mitzuhelfen, dass für die Migranten eine professionelle Wäscherei und eine kleine Teeküche betrieben sowie Kleider verteilt werden können.
Eine der wichtigsten Grundlagen für den Erfolg all unserer Projekte ist das Team vor Ort – die Mitarbeitenden von Caritas Schweiz und von den Partnern –, das mir besonders am Herzen liegt. Es ist mir wichtig, ihre Fähigkeiten zu stärken. Ich unterstütze die Projektleiterinnen und Projektleiter und halte ihnen den Rücken frei. Zu meinen Aufgaben gehört auch die Kommunikation mit den Behörden, mit Gebern und mit dem Caritas-Team am Hauptsitz in Luzern. Und ich entwickle und begleite neue Projektideen. Trotz hoher Armut und der Flüchtlingskrise verschwindet Bosnien und Herzegowina mehr und mehr aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit. Unsere Projekte müssen innovativ sein, damit sie für potenzielle Geldgeber interessant bleiben.
Um in diesem Bereich tätig sein zu können, braucht es eine gesunde Mischung aus Professionalität und der Motivation, zu helfen. Nur das Eine oder nur das Andere reicht nicht. Und einen langen Atem. Ich sage meinem Team immer wieder: Nicht der unmittelbare Erfolg eines Projekts zählt. Sondern das, was in mindestens fünf bis sechs Jahren nach dem Projekt übrig ist. Dafür ist es immens wichtig, von Anfang an alle lokalen Akteure – von den Begünstigten über Ministerien und Gemeindeverwaltungen bis hin zur Zivilgesellschaft – mit einzubeziehen. Denn sie sollen weitertragen, was wir zusammen begonnen haben.
Die Situation der gestrandeten Flüchtlinge wird sich in den kommenden Monaten kaum entspannen. Das Elendslager Vucjak wurde zwar geschlossen, das neue, besser ausgestattete Lager ist aber bereits wieder voll. Jetzt geht’s grad noch so, aber sollte die Anzahl der Ankömmlinge in kurzer Zeit zunehmen – und das ist jederzeit denkbar, gerade im Hinblick auf Griechenlands Absicht, weitere Flüchtlingslager auf seinen Inseln zu schliessen –, kann dies kaum absehbare, dramatische Folgen haben, auch für das Land Bosnien und Herzegowina. Caritas Schweiz ist darauf vorbereitet, weitere Hilfe zu leisten.»