Vivre dans le dénuement dans le camp de réfugiés «Zero» à Renk: cette mère de six enfants est l'une des milliers de femmes qui ont fui seules avec leurs enfants vers le Soudan du Sud.
Vivre dans le dénuement dans le camp de réfugiés «Zero» à Renk: cette mère de six enfants est l'une des milliers de femmes qui ont fui seules avec leurs enfants vers le Soudan du Sud.

«Die Frauen und Kinder kommen meistens total erschöpft an»

Caritas Schweiz weitet Hilfe im Südsudan aus

Im Schatten der Kriege in Nahost und in der Ukraine trägt sich im Sudan eine der grössten humanitären Katastrophen der Welt zu. Über 870'000 Menschen sind bis heute vor den Kämpfen in den benachbarten Südsudan geflohen. Die Länderverantwortliche der Caritas ist vor Ort und schildert die prekäre Lage.

Pamela Stathakis, seit eineinhalb Jahren herrscht Krieg im Sudan, und noch immer kommen jeden Tag über tausend Menschen im Südsudan an, etwa in den Flüchtlingslagern nahe der Grenzstadt Renk. Was haben diese Menschen erlebt?

Wer es in den Südsudan schafft, hat eine strapazierende Flucht hinter sich. Viele haben Gewalttaten gesehen oder selbst in ihrer Familie erlebt. Wegen der grossen Anzahl Geflüchteter ist es vor allem für Menschen ohne finanzielle Mittel schwierig, eine Transportmöglichkeit zu finden. Oft müssen sie über mehrere Tage, Wochen oder gar Monate zu Fuss marschieren. Wer Glück hat, findet auf einem offenen Lastwagen Platz, wo die Menschen eng zusammengepfercht bis zur Grenze mitfahren können.

Die Hälfte der Geflüchteten sind Frauen und Mädchen, viele davon minderjährig. Was brauchen sie am dringendsten?

Die Frauen und Kinder kommen meistens total erschöpft, geschwächt oder unterernährt an der Grenze an. Viele haben nichts bei sich, ausser der Kleidung, die sie tragen. Priorität hat die Sicherung der Grundbedürfnisse. Da viele Geflüchtete traumatisiert sind, ist auch psychologische Betreuung essenziell. Dies bietet Caritas Schweiz mit der lokalen NGO African Development Aid an. Dazu gehört ein «Child Friendly Space», in dem Kinder morgens und nachmittags betreut werden und singen, spielen oder zeichnen können. Auch solch niederschwellige Unterstützung schätzen die Mütter, da ihre Kinder für kurze Zeit vergessen können, was sie durchmachen müssen.

Wenn täglich weitere Menschen in grosser Not im Südsudan ankommen – was bedeutet dies für das Land?

Hier spielt sich gerade eine der grössten humanitären Katastrophen der Welt ab, doch in der breiten Öffentlichkeit des Globalen Nordens spricht kaum jemand darüber. Die Situation in den Flüchtlingslagern in Renk, aber auch im Lager in der Hauptstadt Juba im Süden des Landes, wo wir ebenso tätig sind, ist prekär. Die Lager sind überfüllt. Zudem haben viele Regionen bereits vor der Flüchtlingswelle mit Versorgungsproblemen gekämpft. Dieses Problem hat sich nun verschärft. Im Sommer hatten 7,1 Millionen Menschen im Südsudan nicht genügend zu Essen. Abgelegene Gegenden wie der Nordosten sind besonders betroffen. In Renk sind zudem die Handelsrouten mit dem Sudan unterbrochen, wodurch alles, das nicht lokal angepflanzt werden kann, von Juba eingeflogen werden muss. Dies hat zu einer Preisexplosion geführt, worunter die lokale Bevölkerung leidet.

Welche Perspektive haben die Menschen?

Frieden würde zur Besserung der Lage beitragen. Doch ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht. Eine baldige Rückkehr in den Sudan ist daher ausgeschlossen. Viele müssen im Südsudan von Grund auf neu beginnen. Das ist besonders schwierig, weil die meisten Geflüchteten kein Erspartes haben. Selbst eine Weiterreise in andere Landesteile können sich nur wenige leisten. Wir von Caritas Schweiz und unsere Partner arbeiten ununterbrochen daran, die Not zu lindern.

Die Caritas weitet ihre Hilfe im Nordwesten des Landes aus. Was ist geplant?

Auch hier steht die humanitäre Nothilfe im Vordergrund. In Zusammenarbeit mit unserer lokalen Partnerin Titi Foundation verteilen wir den Geflüchteten, die eben erst über die Grenze gekommen sind, Lebensmittel sowie Decken und Blachen. Damit können sie sich provisorisch vor Sonne und Regen schützen, bis sie in ein offizielles Flüchtlingslager weiterreisen. Zudem sensibilisieren wir zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen. Die Titi Foundation unterstützt darüber hinaus die lokale Bevölkerung, die viele der geflüchteten Familien bei sich aufgenommen hat, unter anderem durch landwirtschaftliche Schulungen, um bessere Ernten erzielen zu können.

Geschrieben von Niels Jost, Mediensprecher Caritas Schweiz

Gerne vermitteln wir Interviews und beantworten Medienanfragen: medien@caritas.ch

Weitere Informationen

Titelbild: Leben unter einfachsten Bedingungen im Flüchtlingslager «Zero» in Renk: Diese sechsfache Mutter ist eine von Tausenden Frauen, die alleine mit ihren Kindern in den Südsudan geflohen ist. © Pamela Stathakis