

Die Betroffenen sollen auch in der Übergangszeit entlastet werden
Der Bergsturz von Blatten Ende Mai hat grosse Teile des Dorfes zerstört und vielen Bewohnerinnen und Bewohnern das Zuhause genommen. Schnell waren Hilfswerke und Behörden zur Stelle und begannen mit der Unterstützung der Betroffenen. Silvano Allenbach von Caritas Schweiz erklärt, wie diese bis heute aussieht.
Herr Allenbach, der Bergsturz ist nun bereits einige Monate her. Wie haben Sie die Betroffenen von Blatten unterstützt?
Bei der Hilfe in Katastrophenfällen ist schnelles Handeln entscheidend – allerdings ist die Bevölkerung auch auf langfristige Massnahmen angewiesen. Unsere Unterstützung erfolgt in einem mehrstufigen Prozess: von den ersten Tagen nach dem Unglück bis zur langfristigen Hilfe, etwa für den Wiederaufbau. Dank der grossen Solidarität innerhalb der Schweizer Bevölkerung haben wir die Möglichkeit, den Betroffenen für lange Zeit zur Seite zu stehen.
Können Sie das Vorgehen näher erläutern?
In der ersten Phase direkt nach dem Bergsturz steht die Soforthilfe im Zentrum. Bereits Anfang Juni haben wir gemeinsam mit dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) und der Glückskette erste Auszahlungen vorgenommen: Die Bewohnerinnen und Bewohner von Blatten erhielten je 2000 Franken. Über das Geld konnten sie frei verfügen und es dort einsetzen, wo der Bedarf am grössten war. Das können Ausgaben für Kleider, Spielzeug oder ein neues Ladegerät sein.

«Unsere Unterstützung erfolgt in einem mehrstufigen Prozess: von den ersten Tagen nach dem Unglück bis zur langfristigen Hilfe, etwa für den Wiederaufbau.»silvano allenbachLeiter Katastrophenhilfe Schweiz
Was folgt auf diese erste Hilfe?
In der zweiten Phase geht es um die Überbrückung: Betroffene haben plötzlich zusätzliche Ausgaben, sei dies für temporäre Unterkünfte, längere Arbeitswege oder neue Möbel. Hier unterstützen wir finanziell, sofern die Versicherungsleistungen nicht alle Mehrkosten decken.
Dann gibt es noch eine dritte Phase.
Genau, die Deckung von Restkosten. Hier handelt es sich um mittel- bis langfristige Belastungen. Das kann den Verlust von Hausrat betreffen oder Reparaturen, für die keine Versicherung aufkommt. Wir prüfen dabei jeden Fall sorgfältig und individuell.
Wie gelingt es, dass die Unterstützung geordnet verläuft?
Die enge Zusammenarbeit mit den Behörden, dem SRK, der Glückskette und weiteren Organisationen ist entscheidend. In regelmässigen Sitzungen werden beispielsweise die Gesuche gemeinsam beurteilt. Ergänzend steht die Caritas auch mit Akteuren wie fondssuisse – einer Stiftung, die bei Elementarschäden Unterstützung leistet – im Austausch, um die Hilfsleistungen gut zu koordinieren.
Was passiert mit Spenden, die über den aktuellen Bedarf hinausgehen?
Zuerst fliessen die Spenden in die drei Phasen der Hilfe in Blatten. Falls Mittel übrigbleiben sollten, setzen wir diese im Rahmen unseres zweckgebundenen Katastrophenfonds Schweiz ein. Damit können wir bei zukünftigen, auch kleinen Naturereignissen im Inland ohne grosse Medienresonanz rasch und wirksam helfen.
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Titelbild: Ein Bild der Verwüstung: Viele Menschen in Blatten verloren beim Bergsturz ihr ganzes Hab und Gut. © Jean-Christophe Bott / KEYSTONE