Caritas aide à augmenter la production agricole au Kosovo, par exemple pour les poivrons en conserve.
Caritas aide à augmenter la production agricole au Kosovo, par exemple pour les poivrons en conserve.

Caritas will Potenzial der kosovarischen Diaspora nutzen

Förderung innovativer Projekte im Balkan

Wie viele Länder im Balkan ist der Kosovo von Abwanderung betroffen. Allein in der Schweiz leben über 115’000 Kosovarinnen und Kosovaren, die meisten mit guter Ausbildung. Mit einem innovativen Projekt unterstützt Caritas Schweiz sie dabei, in ihrem Heimatland zu investieren – und so die Wirtschaft anzukurbeln.

Abwanderung nach Westeuropa hat in vielen Balkanstaaten eine lange Tradition. Im Kosovo zeigt sich das besonders stark: Etwa 800ʼ000 Kosovarinnen und Kosovaren leben im Ausland – das entspricht 44 Prozent der derzeitigen Bevölkerung. Grund sind neben dem Krieg in den 1990er-Jahren die hohe Arbeitslosenquote, das tiefe Lohnniveau (im Schnitt monatlich 550 Franken) und die Unzufriedenheit mit öffentlichen Dienstleistungen, etwa im Gesundheits- und Bildungsbereich.

Die Migration wird einerseits als Verlust für das Heimatland betrachtet, andererseits als Chance für die wirtschaftliche Entwicklung. Denn viele Ausgewanderte sind hochqualifiziert und investieren in ihre alte Heimat. Solche Rücküberweisungen (Rimessen) stellen im Kosovo den grössten finanziellen Zufluss in der Wirtschaft dar und machen schätzungsweise 12 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Allein im Jahr 2021 floss mehr als eine Milliarde Euro in Form von Überweisungen in den Kosovo.

Projekte zur Hälfte finanzieren

Das Problem bei Rücküberweisungen ist, dass sie oft nur für Güter des täglichen Konsums ausgegeben und nicht nachhaltig investiert werden. Weil der Kosovo die meisten Alltags- und Bedarfsgüter importiert, stärken diese Finanzflüsse die Wirtschaft daher kaum. Auch führen sie nicht zu lokaler Wertschöpfung und mehr Arbeitsplätzen.

Aus diesem Grund hat Caritas Schweiz im Kosovo ein neues Angebot für die Wirtschaft ausgearbeitet. Ziel ist es, das Potenzial der Diaspora für Investitionen und für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinden zu nutzen. Im Ausland lebende Kosovaren und deren Firmen sowie Rückkehrer können gemeinsam mit Partnern vor Ort Investitionsprojekte einreichen, die sie mindestens zur Hälfte selbst finanzieren. Die andere Hälfte tragen Caritas Schweiz und weitere Organisationen wie die kosovarische Regierung.

Voraussetzung ist, dass die Projekte einen entwicklungspolitischen Nutzen aufweisen, innovativ sind, auf nachhaltigen Partnerschaften beruhen und einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der lokalen Gemeinden leisten. Reine Handels- oder Beratungsprojekte werden nicht unterstützt.

Pilzlabor oder Robotikkurs

Gewinner der ersten Ausschreibung sind beispielsweise ein Labor für die Pilzproduktion oder Kurse für Robotik, Programmieren und Konstruktion für 90 Oberstufenschülerinnen und -schüler, um diese für den Arbeitsmarkt vorzubereiten. Weitere unterstützte Projekte sind in der Holzbaubranche, der Textilindustrie und in Projektierungsdienstleistungen angesiedelt.

Für die Diaspora sind Investitionen im Kosovo besonders interessant. Zum einen deshalb, weil diese Personen einen persönlichen Bezug zu ihrem Heimatland haben. Zum anderen wegen der niedrigen Lohnkosten, der Steuerfreiheit auf Dividenden, tiefen Unternehmenssteuern und wegen des liberalisierten Importmarktes.

Diese attraktiven Rahmenbedingungen wurden bisher aber zu wenig systematisch genutzt. Grund ist mangelndes Vertrauen in die Verlässlichkeit der öffentlichen Institutionen und in die Rechtsstaatlichkeit. Staatliche Entwicklungsagenturen wie die DEZA und internationale NGO wie Caritas Schweiz bilden hier eine Brücke. Sie bieten konkretere Instrumente an, um das Vertrauen potenzieller Investorinnen und Investoren vor Ort zu gewinnen – und sie davon zu überzeugen, dass die Diaspora einen nachhaltigen Beitrag im Dienste der kosovarischen Öffentlichkeit leisten kann.

Geschrieben von Gerhard Schaumberger und Luiza Sekirqa

Die ausführliche Version dieses Textes erscheint im «Almanach Entwicklungspolitik 2024», der im kommenden September publiziert wird.

Weitere Informationen

Titelbild: Caritas hilft, die landwirtschaftliche Produktion im Kosovo zu erhöhen, etwa bei eingemachten Paprika. © Elmedina Arapi Caritas Schweiz