Humanitäre Krise als Flächenbrand

Die Lage im Nahen Osten sowie weiteren Ländern verschärfte sich 2024.

Humanitäre Hilfe

Lage verschärfte sich

Im Jahr 2024 verschärfte sich die humanitäre Lage im Nahen Osten stetig. Das konnten weder die Waffenruhe im Libanon noch der Sturz des Machthabers in Syrien stoppen. Der Blick auf ein höchst komplexes Jahr.

Gazastreifen

Die Berichte und Bilder von unseren Partnern Caritas Jerusalem und Christian Relief Services aus dem Gazastreifen sind erschütternd. Es gibt zu wenig zu essen, kaum noch medizinische Versorgung und die Wohnverhältnisse sind prekär. Seit dem Angriff der Hamas 2023 auf Israel und dem Einmarsch Israels in den Gazastreifen verschlimmert sich die Lage stetig. Phasenweise war es fast unmöglich, Hilfsgüter in die Region zu bringen. Erschwerend kam hinzu, dass viele der Mitarbeitenden vor Ort selbst betroffen sind, Familienangehörige verloren haben oder fliehen mussten. Dennoch konnte die Caritas nahezu durchgehend Decken, Zelte und Hygieneartikel verteilen und psychologische Hilfe leisten.

Libanon

Auch im benachbarten Libanon trafen die militärischen Auseinandersetzungen in erster Linie die Zivilbevölkerung. Caritas Schweiz ist seit 12 Jahren im Land tätig und konnte trotz der Kampfhandlungen ihre Projekte weiterführen. Sie wurden regelmässig auf die sich ändernden Bedürfnisse angepasst, insbesondere weil Tausende Menschen vom Süden in den Norden fliehen mussten. Dank Bargeldbeträgen konnten die Begünstigten dringend Nötiges wie Medikamente und Haushaltsartikel kaufen oder am neuen Ort Miete bezahlen.

Syrien

Fast eine halbe Million Menschen aus dem Libanon suchte 2024 Schutz in Syrien. Die Sicherheitslage in dem Land ist höchst angespannt und die wirtschaftliche Situation katastrophal. Die Projekte von Caritas Schweiz ermöglichten Kindern aus besonders armen Familien Förderunterricht, unterstützten Ideen für kleine Geschäfte und leisteten psychologische Hilfe. Schon vor dem Sturz von Machthaber Bashar al Assad am 8. Dezember 2024 waren mehr als 70 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Auf die veränderte Situation reagierte Caritas Schweiz mit ihren Partnern innert weniger Tage und startete umgehend ein neues Nothilfeprojekt.

© Hasan Belal

Caritas Schweiz in Libanon

Leben zwischen Krieg und Waffenruhe

Dina Hajjar (38), Länderverantwortliche Libanon bei Caritas Schweiz, berichtet aus Beirut über die Auswirkungen auf das Arbeits- und Familienleben.

«In der Nacht vom 27. September 2024 traf eine Rakete unsere Nachbarschaft. Das Geräusch werde ich nie vergessen, dabei habe ich schon den Krieg 2006 und die Explosion im Hafen von Beirut 2020 miterlebt. Nie klang es so bedrohlich. Nachts um vier Uhr setzte ich meinen demenzkranken Vater ins Auto und suchte Schutz im Büro der Caritas, bevor wir am nächsten Tag in den Norden fuhren. Dort wohnte ich mit meinen betagten Eltern in einem kleinen Hotelzimmer. Während ich sie betreute, koordinierte ich die Arbeit der Caritas. Die Mehrfachbelastung war gross, hat mich aber auch abgelenkt.

Nach der Waffenruhe legte sich die akute Angst. Normalität trat jedoch nicht ein. Für Kinder fand der Unterricht oft nur online statt, die Preise waren in die Höhe geschnellt. Zur maroden Wirtschaft nach Jahrzehnten der Krise im Libanon kommen die kollektiven Traumata durch den Krieg. Ich frage mich, welche Zukunft die Region erwartet. Ich hoffe, dass wir einmal mehr die Krise bewältigen werden. Ich sehne mich nach Frieden und Alltag.»

Dina Hajjar, Caritas Switzerland Country Manager Lebanon

Dina Hajjar, Caritas Schweiz Länderverantwortliche Libanon

© Mohammad Al Hout for CRS

Humanitäre Hilfe

Weitere Projekte 2024

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