

Armut bleibt hoch

Schweiz: Armutsbekämpfung
Armutsrisiko verschärft
Über 1,3 Millionen Menschen leben in der Schweiz in prekären finanziellen Verhältnissen. Ihre Situation hat sich durch die steigenden Kosten für Wohnen und Gesundheit im Jahr 2024 weiter verschärft. Besonders hart trifft es Haushalte mit Kindern.
150 Franken mehr Monatsmiete, 30 Franken höhere Nebenkosten, 80 Franken zusätzlich für die Krankenkassenprämien: Die steigenden Kosten summieren sich und erhöhen das Risiko, in finanzielle Bedrängnis zu geraten. Die Lage hat sich im Jahr 2024 leider nicht entspannt.
Druck auf ärmere Haushalte steigt
Über 1,3 Millionen Menschen leben in der Schweiz unter der Armutsgrenze oder knapp darüber. Das sind 15 Prozent der Bevölkerung. Für sie wirken sich die steigenden Preise für Grundbedürfnisse wie Wohnen und Gesundheit fatal aus. Das Geld, das sie für höhere Mieten, Nebenkosten und Krankenkassenprämien ausgeben, müssen sie an anderer Stelle einsparen. Denn die Löhne und Renten halten mit den Preissteigerungen nicht Schritt.
Haushalte mit Kindern leiden besonders stark unter den hohen Lebenshaltungskosten. Sie sind doppelt so häufig von Armut betroffen wie kinderlose. Jede vierte alleinerziehende Person lebt unterhalb der Armutsgrenze.
«Die Deckung der Kosten für Grundbedürfnisse wie Wohnen und Gesundheit darf kein Armutsrisiko mehr darstellen.»Aline maséLeiterin Sozialpolitik Caritas Schweiz
Die Gründe für das erhöhte Armutsrisiko sind vielfältig. Zum einen brauchen kleine Kinder intensive Betreuung – die Eltern müssen also entweder ihre Erwerbstätigkeit reduzieren oder hohe Kosten für die Kinderbetreuung in Kauf nehmen. Hinzu kommen zusätzliche Ausgaben für Wohnen, Ernährung und Kleidung. Zum anderen sind im internationalen Vergleich die Sozialleistungen für Familien hierzulande tief, so zum Beispiel die staatliche Unterstützung bei der Kinderbetreuung.
Bedürfnis nach Entlastung wächst
Dass sich die Situation vieler Menschen in der Schweiz verschlechtert, zeigt die steigende Nachfrage nach unseren Angeboten. So wurde in den Caritas-Märkten noch nie so oft eingekauft wie im Jahr 2024. Seit Corona nimmt die Anzahl Kundinnen und Kunden kontinuierlich zu. Selbiges gilt für die KulturLegi: 197‘000 Personen verfügten per Ende 2024 über einen Ausweis, fast doppelt so viele wie noch vor fünf Jahren. Bei der Sozial- und Schuldenberatung bewegt sich die Anzahl Anfragen ebenfalls auf hohem Niveau. Beispielsweise suchten in den Regionen Aargau und Solothurn im vergangenen Jahr 16 Prozent mehr Menschen die Beratungsstellen auf als noch 2021.

Günstiger einkaufen in den Caritas-Märkten

Mit der KulturLegi vergünstigt ins Museum

Einblick in eine Schuldenberatung
«Unsere Angebote können die Not etwas lindern. Um armutsbetroffene und -gefährdete Menschen endlich nachhaltig zu entlasten, braucht es aber mehr», betont Aline Masé und ergänzt: «Staatliche Massnahmen wie einkommensabhängige Mietzinsbeiträge, bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung und zusätzliche Prämienverbilligungen wären eine wichtige Erleichterung für Menschen, die ihren Lebensunterhalt kaum mehr finanzieren können.» Die Caritas begrüsst deshalb den Entscheid des Bundes, bis 2027 eine längst fällige nationale Strategie zur Armutsbekämpfung zu erarbeiten.
Fakten Armut in der Schweiz
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Millionen Menschenleben in der Schweiz unter der Armutsgrenze oder knapp darüber.
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Kindersitzen im Durchschnitt in jeder Schulklasse, deren Eltern sich das Nötigste kaum leisten können.
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Prozentmehr Menschen besuchten die Sozial- und Schuldenberatung in den Regionen Aargau und Solothurn auf als noch vor drei Jahren.
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© Conradin Frei
Titelbild: Jede vierte alleinerziehende Person in der Schweiz hat zu wenig Geld zum Leben. © Conradin Frei