Wirtschaftliche Unsicherheit, ein geringes Ausbildungsniveau, fehlende berufliche Perspektiven sowie politische Instabilität sind die Hauptgründe für die traditionelle Migration im westlichen Sahelgebiet. Die Mehrheit der Migrierenden befindet sich auf einem zirkulären Migrationspfad zwischen den verschiedenen Ländern der Sahelzone und Nordafrika. Diese regionalen Migrationsströme spielen eine wesentliche Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Sahelzone und tragen aktiv zur Armutsbekämpfung und zum Prozess der regionalen Integration bei. Die aktuell zunehmende Unsicherheit resultierte zwar in einem Rückgang der zirkulären Migration. Dafür versuchen immer mehr Menschen, das Mittelmeer nach Süditalien oder Spanien zu überqueren, um dort Arbeit zu finden.
Schleuser, Menschenhändler und bewaffnete Gruppen machen die Migration auf den bekannten Routen zwischen Westafrika und Nordafrika zu einem gefährlichen Unternehmen, besonders für Frauen und Kinder. Viele Migranten und Migrantinnen sind nicht auf die Gefahr und Härte der Lebensbedingungen auf den Migrationsrouten vorbereitet, geraten in Armut oder werden Opfer von Gewalt. Die Migrantinnen und Migranten haben zudem während ihrer Reise sowie am Bestimmungsort oder auf der Durchreise oft keinen Zugang zu medizinischen Einrichtungen, sicheren Unterkünften, Verpflegung oder Schulen. Zu den Risiken für Kinder und Frauen gehört auch, von ihren Familien getrennt und allein gelassen zu werden, was zu sexuellem, physischem und psychologischem Missbrauch führen kann.
Gemäss dem UNHCR lebten in Mali, Burkina Faso, Mauretanien, Niger und Tschad 2017 rund 700'000 Flüchtlinge und 270'000 intern Vertriebene. Diese fünf Sahel-Staaten stellen Transitländer dar, wobei die Situation regional sehr unterschiedlich ist. Mali weist aufgrund seiner schwachen ökonomischen Entwicklung, der starken Unsicherheit und mangelnden Perspektiven eine hohe Abwanderung auf. Burkina Faso ist ebenfalls ein typisches Auswanderungsland, nimmt aber seit der Krise im Nachbarland Mali 2012 selber viele Flüchtlinge auf. Aufgrund der regional stark variierenden landwirtschaftlichen Einkommensmöglichkeiten sowie dem Bergbau ist zudem die interne Migration in Burkina Faso gross. Niger ist wie Mauretanien ein bedeutendes Transitland und stellt eine wichtige Verbindungsachse nach Libyen dar. Niger repräsentiert das wichtigste Transitland für die Migration nach Nordafrika. Aufgrund des ökonomischen Wachstums hat das Land zuletzt ausserdem auch als Zielland an Attraktivität gewonnen.
Um den Schutz von Migrierenden und Flüchtlingen zu verbessern und ihre Rechte zu stärken, einigten sich die Europäische Union und mehrere afrikanische Staaten im November 2015 auf den Aktionsplan von Valletta. Dieser setzt bei den Grundursachen der Migration an, wobei der Schwerpunkt des Aktionsplans auf der Grundversorgung (Bildung, Gesundheit und Ernährung), der Nahrungsmittelhilfe, dem Wohnungsbau, sowie bei Wasserversorgung und Abfallentsorgung liegt. Daran orientiert sich auch das Projekt von Caritas Schweiz.
Caritas Schweiz engagiert sich seit vielen Jahren im Sahel, besonders in Mali und Tschad. Nachdem sie in den 70er-Jahren vorwiegend im humanitären Bereich gearbeitet hatte, engagierte sie sich später und bis heute vor allem in der Entwicklungszusammenarbeit. Das aktuelle Projekt profitiert von Erfahrungen, die Caritas Schweiz in den beiden Ländern in den letzten Jahren im Zusammenhang mit lokalen Partnern und anderen ähnlichen Projekten in den Bereichen Migration, Ernährungssicherheit und Berufsbildung sowie Klima gemacht hat.