Venezuela, das Land mit dem grössten Erdölvorkommen der Welt, ist geprägt von politischen Unruhen, Waffengewalt, Hungeraufständen und Plünderungen. Im einst reichsten Land Südamerikas sind heute 80% der Bevölkerung arm. Seit 2014 steckt das Land mit der derzeit höchsten Inflationsrate der Welt in einer tiefen Rezession. Gemäss Internationalem Währungsfonds (IMF) beträgt die Teuerung für das Jahr 2018 33’000%, wobei die Wirtschaft im letzten Jahr um 10% schrumpfte. Jahrelange wirtschaftliche und soziale Probleme, verschärft durch Misswirtschaft und Korruption, haben das südamerikanische Land in die tiefste Versorgungskrise seiner Geschichte gestürzt.
In den letzten Jahren ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln zusammengebrochen. Massive Kürzungen der Importe und die fehlende Lebensmittelproduktion im Land selbst haben dazu geführt, dass im letzten Jahr drei Viertel der Venezolaner im Schnitt acht Kilo an Gewicht verloren, weil sie zu wenig zu essen haben. Auch das Gesundheitswesen befindet sich in einem katastrophalen Zustand. Laut offiziellen Zahlen nahm die Kindersterblichkeit allein von 2015 auf 2016 um 30 Prozent zu. In gewissen Gebieten sind bis zu 70 Prozent der Kinder unterernährt. 80 bis 90 Prozent der notwendigen Medikamente und medizinischen Geräte sind nicht mehr verfügbar. Die Hälfte der Spitäler ist demnach nicht funktionstüchtig, und die Zahl der Belegschaft der öffentlichen Gesundheitsstationen, welche 90 Prozent der medizinischen Grundversorgung leisten, hat sich halbiert.
Laut UNHCR sind bis Januar 2020 rund 4,8 Millionen von insgesamt 31 Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner migriert, die meisten nach Kolumbien, Peru, Ecuador, Chile oder Brasilien. Bis März 2018 waren laut dem bolivianischen Amt für Migration seit 2014 rund 25’000 Venezolanerinnen und Venezolaner in das Land eingereist.
Eine Reihe von internationalen Abkommen schützen und garantieren die Grundrechte von Migrantinnen, Migranten und insbesondere von Flüchtlingen. Dazu gehört das Recht auf Dokumentation, der Zugang zu Bildung, Wohnung, Nahrung, das Recht auf Beantragung und Aufnahme von Asyl oder das Recht, nicht zurückgeführt oder ausgewiesen zu werden. In einigen Ländern aber, darunter Bolivien, sind ihnen sämtliche Rechte verwehrt. Im März 2018 hat die bolivianische Regierung zudem den Dialog mit dem UNHCR abgebrochen und die Veröffentlichung von Migrationsdaten zur nationalen Situation von Venezolanerinnen und Venezolaner eingestellt.
Entsprechend können venezolanische Migrantinnen und Migranten ihre Rechte nicht ausüben und insbesondere Frauen, Mütter und Kinder sind hohen Risiken ausgesetzt. Sie benötigen dringend Schutz und Sicherheit.