Caritas Schweiz geht diese Herausforderungen zusammen mit Caritas Österreich im Rahmen einer Partnerschaft für Bildungsaktivitäten in Krisenregionen im Nahen Osten (Caritas PEER) an. Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation Caritas Syrien werden folgende Ziele verfolgt:
Einerseits sollen Barrieren des Schulbesuchs abgebaut werden, die auf den Bürgerkrieg und neuerdings die Corona-Krise zurückgehen. In zwei lokalen Schulen in der Projektgemeinde Jarba werden Lernförderprogramme durchgeführt, an welchen 200 vom Schulabbruch bedrohte Kinder teilnehmen können. Während eines Schuljahres können die Kinder an 5 Tagen pro Woche spezielle Förderstunden besuchen, was ihre künftige Teilnahme am regulären Schulunterricht erleichtern soll. Lehrpersonen der beiden Schulen werden von Caritas-Mitarbeitenden geschult und kontinuierlich unterstützt, damit sie anhand eines speziell entworfenen Curriculums Förderunterricht erteilen können. Zudem wird der Zugang zu Bildung an eben diesen beiden öffentlichen Schulen ermöglicht und erleichtert, indem Klassenzimmer und Hygieneeinrichtungen renoviert werden. Schätzungsweise profitieren dadurch weitere 600 Kinder, welche diese Schulen besuchen.
Zur Sicherstellung einer gewissen Kontinuität in Hinblick auf «Lernen» im Zuge der Corona-Krise und um der wochen- bis monatelangen Schulschliessung zu begegnen, wird Caritas Schweiz gemeinsam mit Caritas Syrien greifbares Material für Fernunterricht ausarbeiten, das an den lokalen Kontext angepasst und nicht auf das Vorhandensein von Technologie angewiesen ist. Dies beinhaltet beispielsweise kinderfreundliche Hefte mit speziellen spielerischen Aufgaben oder Leitfäden für Lehrpersonen.
Das Projekt arbeitet auch darauf hin, die wirtschaftlichen Ursachen des Schulabbruchs zu bekämpfen, indem 150 besonders bedürftige Familien mit monatlichen Bargeldzahlungen über einen Zeitraum von maximal 10 Monaten unterstützt werden. Dies soll Anreize für den Schulbesuch der Kinder schaffen. Familien werden auf Basis eines eigenen Instruments der Bedürftigkeitsprüfung ausgewählt, das im Rahmen des vorliegenden Projektes angepasst wird und das vor allem Faktoren wie die Teilnahme am Unterricht oder Kinderschutzrisiken berücksichtigt. Während die Zahlungen nicht explizit an die Teilnahme am Unterricht geknüpft sind, so werden Sensibilisierungsmassnahmen und kontinuierliche Begleitung der Familien darauf hinarbeiten, dass die verbesserte ökonomische Situation Auswirkungen auf den Zugang der Kinder zu Bildungsaktivitäten hat.
Zweitens soll die lokale Schulgemeinde auf verschiedenen Ebenen in sozialer und akademischer Hinsicht unterstützt werden, um dauerhaft das Wohlbefinden der Kinder und die Qualität von Bildungs- und Betreuungsaktivitäten zu verbessern. Auf Ebene der Kinder geschieht dies durch die Integration eines regelmässig stattfindenden psychosozialen Betreuungsprogramms in den Lehrplan der beiden Schulen – in enger Abstimmung mit den lokalen Schulbehörden. Bis zu 400 Kinder können an dem eigens entwickelten Programm teilnehmen, welches von speziell geschulten Psychologinnen und Psychologen sowie Mitarbeitenden von Caritas Syrien durchgeführt wird. Zusätzlich ermöglicht das Projekt in einem von Caritas Syrien unterhaltenen Sozialzentrum individuelle psychosoziale Betreuungsangebote sowie Gruppentherapiestunden. Besonders schutzbedürftige Kinder werden ausserdem an andere Stellen überwiesen.
Auf Ebene der Partnerorganisation zielt das Projekt darauf ab, die Kapazitäten von lokalen Mitarbeitenden im Hinblick auf Kinderschutz und die psychische Betreuung traumatisierter Kinder zu stärken. Gemeinsam mit Caritas Syrien sowie qualifizierten Bildungsexpert/innen und Psycholog/innen werden Curricula und Programme für Lernförderung und psychische Betreuung erarbeitet. Mitarbeitende werden anhand dieser Programme geschult. Auch werden konkrete Mechanismen und Prozesse zur Überweisung von Kindern an andere interne und externe Dienstleister erarbeitet und eingeführt werden. Mitarbeiter werden schliesslich in Bezug auf Kinderschutz sensibilisiert. Schliesslich organisiert die Caritas Veranstaltungen, um weitere Mitglieder der Schulgemeinschaft sowie Eltern und Erziehungsberechtigte für die psychosozialen Bedürfnisse sowie die Notwendigkeit von qualitativ hochwertiger Bildung zu sensibilisieren.
Die Projektaktivitäten werden primär an öffentlichen Schulen durchgeführt, damit syrische Lehrpersonen sowie das öffentliche Schulwesen nachhaltig gestärkt werden. Gleichzeitig soll im Caritas-Zentrum ein Ort mit einer freundlichen Atmosphäre geschaffen werden, wo besonders traumatisierte Kinder die Möglichkeit haben, sich von dem Erlebten zu erholen und etwas «Normalität» zu erleben.