Hilfe für die Betroffenen der Tigray-Krise

Im November 2020 eskalierten die seit langem schwelenden Spannungen zwischen der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) und der äthiopischen Regierung. Seither hat sich die Krise im Norden Äthiopiens vom offenen Konflikt zu einer in der Schweiz weitestgehend unsichtbaren komplexen Krise gewandelt.
Die humanitäre Lage in der an Eritrea grenzenden Provinz Tigray ist nicht erst seit dem Ausbruch des militärischen Konflikts kritisch: Ausbleibende Regenfälle und die Heuschreckenplage führten dazu, dass bereits vorher eine Million Menschen in Tigray Hilfe benötigten. Der andauernde Konflikt hat die Lage nun abermals verschlimmert und gemäss den Vereinten Nationen (OCHA) schon über zwei Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Bei der Flucht liessen sie ihre Jobs, ihr Farmland sowie ihr Vieh zurück und verloren damit ihre einzige Lebensgrundlage. Während über 60 000 Menschen bis heute Schutz im Sudan suchten, flüchteten die meisten Vertriebenen innerhalb Tigrays zu grösseren Städten wie Shire, Adwa, Adigrat und Mekele.
Prekärste Lebensbedingungen
Wo die Geflüchteten ankommen, sind sie hauptsächlich auf die lokale Bevölkerung angewiesen. Dies wiederum erhöht den Druck auf die Ernährungssicherheit und die lokalen Ressourcen. Inzwischen sind über fünf Millionen Menschen oder rund 90 % der Bevölkerung Tigrays von Ernährungsunsicherheit betroffen. Infrastrukturen wie Wasserversorgungen, Schulen oder Krankenhäuser sind oft zerstört oder wegen fehlendem Personal und fehlender Ausrüstung nicht mehr funktionsfähig. Die weiterhin instabile Lage verhindert das Bestellen der Felder vor der Regenzeit, um Nahrungsmittelknappheit in der nahen Zukunft zu verringern. Es mangelt an Grundlegendem wie Trinkwasser und Artikel für die persönliche Hygiene. Die prekären sanitären Verhältnisse begünstigen die Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Cholera oder COVID-19. Behelfsmässige Notunterkünfte, z.B. in Schulen, sind überfüllt.
Nothilfemassnahmen in Tigray gestartet
Im Juni 2021 liess die Sicherheitssituation ein direktes Engagement in einzelnen Regionen Tigrays zu. Zusammen mit dem lokalen Partner, der Diözese von Adigrat (ADCS), startete Caritas Schweiz Nothilfemassnahmen: Vertriebene, die in behelfsmässig eingerichteten Notunterkünften Unterschlupf gefunden haben, erhalten das Nötigste zum Kochen, Schlafen und für die persönliche Hygiene. Im Fokus stehen vor allem besonders vulnerable Gruppen wie Frauen und Kinder im Fokus. Mittelfristig sollen Massnahmen in der Rehabilitierung der Wasserversorgung, im Errichten von Sanitäranlagen sowie der Wiederaufnahme der Landwirtschaft folgen – wenn die Sicherheitslage dies zulässt. Um langfristige Folgen abzuschwächen, muss unbedingt jetzt gehandelt werden.
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