Gemäss dem Human Development Index 2018 liegt Tadschikistan auf Rang 127 von 189 Ländern und gilt daher als «mittel entwickelter Staat». Trotz dieser Einstufung ist Tadschikistan das ärmste Land der zentralasiatischen Republiken. Laut Welternährungsprogramm leben 47 Prozent der tadschikischen Bevölkerung mit weniger als USD 1.33 pro Person/Tag und 17 Prozent sogar mit weniger als USD 0.85 pro Person/Tag. Zwischen 70 und 80 Prozent des zur Verfügung stehende Haushaltseinkommens wird für Nahrung ausgegeben. Trotzdem haben nur 24 Prozent der ländlichen Bevölkerung ausreichend gesicherten Zugang zu Nahrungsmitteln. Die Provinz Kathlon gehört zu den ärmsten und häufig vernachlässigten Provinzen des Landes.
Die Ursachen und Folgen von Armut stehen in enger Wechselwirkung und formen einen Teufelskreis aus wirtschaftlichen, gesundheitlichen und einkommensbedingten Faktoren, aus dem die Menschen in den meisten Fällen nicht ausbrechen können.
Nur sieben Prozent der Fläche Tadschikistans liegen unterhalb von 1.000 Metern, 70 Prozent sind Hochgebirge. Drei Viertel der Bevölkerung lebt auf dem Land und somit primär von der Landwirtschaft, obwohl weniger als ein Zehntel der Fläche überhaupt landwirtschaftlich nutzbar ist.
Da der Zugang zu Nahrung nicht gesichert ist, leiden viele Tadschiken unter Mangel- und Fehlernährung. Dies hat vor allem für die Kinder verehrende Auswirkungen. Mangel- und Fehlernährung bei Kindern führt oft zu physischen und geistigen Fehlentwicklungen und zu schlechten schulischen und intellektuellen Leistungen. In einem Bericht der Vereinten Nationen werden diese Auswirkungen als die «gravierendsten Spätfolgen der Mangelernährung» bezeichnet. Diese Fehlentwicklungen können im Erwachsenenalter nicht mehr aufgeholt werden.
Die Schulen haben nicht genug Eigenmittel, um ausgewogene Schulmahlzeiten anzubieten. Für viele Eltern ist es eine enorme zusätzliche Belastung, der Schule in Eigenleistung Nahrungsmittel und Feuerholz zur Verfügung zu stellen. Manche Eltern sind dazu nicht in der Lage und halten deswegen ihre Kinder vom Schulunterricht fern.
Der tadschikische Staat hat in 2015 mit einem gesetzlich verankerten Schulernährungsprogramm auf diese Problematik reagiert. Bisher wird das Programm mehrheitlich durch das Welternährungsprogramm unterstützt, da der Staat nicht in der Lage ist, die Umsetzung der eingeführten Massnahme sicherzustellen. Nun sollen die Schulbehörden auf regionaler Ebene und die Schulen auf lokaler Ebene nachhaltige Versorgungs- und Geschäftsmodelle entwickeln, um den Schulkindern langfristig eine ausgewogene und gesunde Schulmahlzeit anbieten zu können.