Die Folgen des jüngsten, fast 20 Jahre andauernden Bürgerkriegs zwischen der Regierung und der Lord's Resistance Army zeichnen nach wie vor die Gesellschaft sowie die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur von Norduganda. Der weitaus größte Teil der nordugandischen Bevölkerung wurde von der Regierung gezwungen, die Kriegsjahre in Lagern für intern Vertriebene, sogenannten IDP-Camps, zu verbringen. Neben massiver Gewalt und großen Entbehrungen ging diese Erfahrung einher mit dem Verlust traditioneller Werte und der Zersetzung der herkömmlichen Gemeinschafts- und Familienstrukturen.
Infolge dieser Geschehnisse und verstärkt durch die patriarchalische Ordnung der Gesellschaft werden heute viele Frauen und Mädchen Opfer von sexueller Gewalt und Ausbeutung. Dies betrifft in besonderem Masse den Distrikt Nwoya, in der Acholi Region. Nwoya liegt an einer der Haupttransitachsen in den Kongo und Südsudan, birgt Erdölvorkommen, ist reich an fruchtbaren Böden, und grenzt unmittelbar an den Murchison Falls National Park. Diese vermeintlich strategischen Vorteile resultieren allerdings in weitverbreiteter Prostitution, Kinderarbeit, Zwangsverheiratung von Minderjährigen, und häufiger Mutterschaft bei Mädchen ab 13 Jahren.
Für Mädchen ist die Situation in der Tat besonders schwierig. Gemäß der patriarchalischen Gesellschaftstruktur «gehören» eine Frau und ihre Kinder dem Klan des Mannes, sobald sie verheiratet ist und ein entsprechender Brautpreis bezahlt wurde. Die meisten Eltern erachten die Schulbildung ihrer Töchter deshalb als Verschwendung und verheiraten sie vorzeitig. Viele jener Mädchen die trotzdem zur Schule gehen werden schwanger - sei es, dass sie sich prostituieren, sexuell missbraucht werden, oder im Rahmen ihrer Ehe. Eine Schwangerschaft beziehungsweise Geburt gilt in Uganda in der Regel als ausreichender Grund für einen unbedingten Schulverweis. Wenn der Vater des Kindes nicht bekannt ist, laufen die Mädchen außerdem Gefahr, von ihrer Familie verstoßen zu werden. Also fallen sowohl die Mädchen als auch ihre Kinder durch die Maschen des Gemeinschaftssystems, sind stigmatisiert, und haben kaum eine Zukunftsperspektive.
Der Christian Counselling Fellowship (CCF) ist eine ugandische Organisation, die sich seit mehreren Jahren für die Ausbildung und soziale/wirtschaftliche (Re)integration minderjähriger/jugendlicher Mütter und deren Kinder einsetzt. Da Uganda nach wie vor stark kollektivistisch geprägt ist, und das vorliegende Problem langfristig nicht mittels eines isolierten Fokus auf die betroffenen Mädchen gelöst werden kann, verfolgt CCF einen äußerst holistischen Ansatz, der die Gemeinschaft unmittelbar in die Planung und Umsetzung seines Engagements mit einbezieht. Damit gelingt es CCF sowohl einen Beitrag zur Prävention von als auch eine Intervention gegen die Marginalisierung und sexuelle Ausbeutung von Mädchen einschließlich deren Konsequenzen zu leisten.