Ein Prämienschock mit sozialen Folgen

Ein massiver Anstieg der Krankenkassenprämien steht bevor

Die Prognosen sind einhellig: Die Krankenkassenprämien werden für das kommende Jahr deutlich höher ausfallen. Wie stark der Anstieg sein wird, gibt Bundesrat Alain Berset in den kommenden Tagen bekannt. Sicher ist, dass Haushalte mit tiefen Einkommen vor enormen Herausforderungen stehen.

Der absehbare Prämienschock trifft alle. Aber er trifft nicht alle gleich, denn die Krankenkassenkosten sind unabhängig vom Einkommen. Die 20 Prozent der Bevölkerung mit den tiefsten Einkommen müssen 14 Prozent ihres Budgets für die Prämien einsetzen. Diese Belastung ist mehr als doppelt so hoch wie für den Durchschnitt der Bevölkerung.

Die Prämienverbilligungen federn diese ungleiche Belastung nicht ausreichend ab. Zudem haben sie in den letzten Jahren bei weitem nicht Schritt gehalten mit dem starken Anstieg der Prämien. Im Gegenteil: Einige Kantone haben in diesem Bereich gespart.

Der Prämienschock droht Menschen in die Armut zu bringen, die sich bisher noch knapp über Wasser halten konnten. Genau diese Gruppe ist am stärksten von der aktuellen Teuerung betroffen und muss jeden Franken umdrehen. Eine kürzlich erstellte Studie der Berner Fachhochschule hat gezeigt: Würde man die Armutsgrenze um nur gerade 500 Franken pro Monat und Haushalt höher ansetzen, wären doppelt so viele Menschen in der Schweiz von Armut betroffen. Dazu zählen insbesondere Familien, die nun durch den bevorstehenden Prämienanstieg in eine finanzielle Notlage geraten werden.

Der Nationalrat hat im Juni beschlossen, deutlich mehr Mittel für Prämienverbilligungen einzusetzen. Die Verantwortung liegt nun beim Ständerat. Aus Sicht der Caritas ist es unabdingbar, dass gezielt jene Haushalte entlastet werden, die nur knapp über der Armutsgrenze leben. Es darf nicht sein, dass sich diese in der Not hohe Franchisen abschliessen und im Krankheitsfall eine Verschuldung riskieren. Zudem ist es höchste Zeit dafür, dass die Prämienverbilligungen automatisch ausbezahlt werden, denn Online-Formulare und kurze Fristen erschweren den Bezug. Gesundheitsausgaben dürfen kein Armutsrisiko sein.

Geschrieben von Vorname Name

Titelbild: © Conradin Frei