Im somalischen Lamodheere, wo Abdullahi mit seinen zwei Frauen und seinen Kindern Zuflucht gefunden hat, ist der Klimawandel kein Gegenstand eines politischen Streits. Die Männer, die etwas abseits vom Dorfplatz in einer Gruppe zusammenstehen, beschäftigt nicht die Frage nach zwei oder sechs Grad mehr in den kommenden dreissig Jahren. Sie versuchen, das nackte Überleben zu organisieren. Hier und jetzt.
Lamodheere ist eines von unzähligen Dörfern, die in Somaliland in den vergangenen drei Jahren neu entstanden sind. In der Sprache der Regierung und der Helferinnen und Helfer sind es «IDP-Camps». IDP steht für «Internally Displaced People», für Vertriebene im eigenen Land. Es sind die neuen Dörfer von aus ihrem Leben vertriebenen Nomaden, die Dörfer der Klimaflüchtlinge. Sie siedeln sich dort an, wo es Wasser gibt, einen Brunnen, ein Reservoir. Zehntausende von Nomadenfamilien haben in den vergangenen drei Jahren ihre ökonomische Basis an die Dürre verloren. In Lamodheere beklagen die Viehzüchter den Verlust von 95 Prozent des Viehbestandes. Nicht nur für die einzelnen Familien, sondern für den ganzen Staat Somaliland, dessen Volkswirtschaft wesentlich von der Viehzucht abhängt, ist die Dürre der letzten Jahre ein beispielloses Drama.