«Nur wenn ich mit anderen Kindern spiele, vergesse ich die Angst.»
Aïcha (11) aus Syrien
«Nur wenn ich mit anderen Kindern spiele, vergesse ich die Angst.»
Aïcha (11) aus Syrien


«Ich frage mich, was die Leute noch hier hält», sagt eine Lehrerin im Zentrum Saint Alberto Hurtado. Das Zentrum befindet sich in einem Vorort von Damaskus und wird von Caritas Schweiz finanziert. Es muss die Hoffnung sein, dass es besser wird.
Im neunten Jahr nach Ausbruch des Krieges in Syrien ist das Ausmass der Zerstörung und des Leidens kaum vorstellbar. Und trotzdem stehen Millionen Vertriebener in Syrien und Flüchtlinge in den Nachbarländern jeden Tag auf: Sie kämpfen ums Überleben und für ein besseres Morgen. Dieser Krieg kennt nur unschuldige Opfer, am meisten trifft es die Kinder. Es ist wichtig, dass die syrischen Kinder wieder von einer Zukunft träumen können. Caritas bietet ihnen deshalb schulische Unterstützung und psychosoziale Hilfe – in Syrien und im Libanon.
Aïcha ist elfjährig. Ihr Blick ist ernst, fragend. Mit ihrem Vater, ihren Geschwistern und ihrer betagten Grossmutter ist sie aus ihrem Haus in Aïn al-Arab – Kobanê auf kurdisch – geflohen. Von einem Tag auf den andern. Das war 2015. Die Kämpfe tobten, ihr Haus wurde zerstört. Noch schlimmer: ihre Mutter verlor das Leben.
Die Familie liess sich schliesslich in Jaramana nieder, einem Vorort von Damaskus, wo fast zwei Millionen Vertriebene dicht an dicht leben. Innerhalb zweier Jahre sind sie viermal umgezogen, um eine günstigere Wohnung zu finden. Oder sie wurden hinausgeworfen, da sie mit der Miete ein paar Tage im Rückstand waren. Ihr Vater hat keine feste Arbeit. Er muss aber jeden Tag die Mittel finden, um seine Familie zu ernähren. Es ist Winter. Es gibt kein Gas für die Küche, kein Öl zum Heizen.
Am Anfang war Aïcha die Schule zu viel, doch heute geht sie jeden Tag hin. Sie muss ihren Rückstand aufholen, lernen sich zu vertrauen, wagen Fehler zu machen – ganz einfach Kind zu sein. Einige Stunden pro Woche besucht sie zudem das Zentrum Saint Alberto Hurtado, wo sie Stützunterricht und psychosoziale Hilfe erhält. Der Ort ist eine Oase der Ruhe, wo 300 Kinder beim Spiel oder im Gespräch mit den aufmerksamen Betreuenden lernen. Mittags gibt es eine warme Mahlzeit. Aïcha geht zweimal pro Woche ins Zentrum und erhält Stützunterricht für ihre Hauptfächer (Mathe, Arabisch, Naturwissenschaften). Auch verschiedene andere Aktivitäten gehören zur Betreuung: Zeichnen, Singen, Film und Diskussionen.
Täglich fasst Aïcha mehr Fuss, glaubt an eine Zukunft. Ihre Augen lachen nun manchmal.
In Syrien arbeitet Caritas in drei Zentren mit dem Jesuit Refugee Service (JRS) zusammen: in Jaramana (Damaskus), in Aleppo und in Tartus. Etwa 2600 Kinder erhalten hier schulische und psychosoziale Unterstützung. Während sechs Monaten besuchen die Kinder die Zentren zwei- bis viermal pro Woche für drei Stunden. Mittags erhalten sie eine warme Mahlzeit. 150 Betreuer und Lehrerinnen werden in der Methode «Essence of learning» ausgebildet, die von Caritas Schweiz entwickelt wurde. Dank ihr erlangen die Kinder ihre Lernfähigkeit schrittweise wieder.
Im Libanon hat Caritas mit ihrem lokalen Partner Ana Aqra ein ruhiges pädagogisches Umfeld geschaffen. 4600 syrische Flüchtlingskinder und benachteiligte libanesische Schüler profitieren von der stimulierenden Atmosphäre. Die Lehrpersonen erhalten eine Ausbildung, die sie befähigt, eine Klasse mit traumatisierten und armutsbetroffenen Kindern zu unterrichten. Auch die Direktion der Schule wird fachlich begleitet.
Medikamente und Bildung
Mit 60 Franken bezahlen Sie für ein Flüchtlingskind in Syrien oder dem Libanon Medikamente sowie schulische Unterstützung während eines Monats.
Lebensmittel
Mit 90 Franken kann eine Familie in Jordanien Lebensmittel für eine Woche kaufen.
Unterkunft
Mit 120 Franken helfen Sie einer syrischen Familie, ihre Miete für drei Monate zu bezahlen.