«Was sich andere teilen können, lastet allein auf meinen Schultern.»
Patrizia Monier (33), Schweiz
«Was sich andere teilen können, lastet allein auf meinen Schultern.»
Patrizia Monier (33), Schweiz


Überdurchschnittlich von Armut betroffen sind in der Schweiz Alleinerziehende: Hier trifft es jede sechste Familie. Neben der enormen Belastung, all die Aufgaben um Kinder, Beruf und Haushalt allein bewältigen zu müssen, stehen sie auch permanent unter finanziellem Druck. Wie sollen die Winterschuhe der Kinder, die Schulreise oder die Zahnspange bezahlt werden? Was ist, wenn die Miete steigt?
Diese und andere Sorgen belasten auch Patrizia Monier, 33-jährige alleinerziehende Mutter: «Wenn ich nicht diese günstige Genossenschaftswohnung hätte, wüsste ich nicht, wie ich über die Runden käme». Seit knapp drei Jahren zieht sie ihre Kinder Carla (5) und Florian (3) alleine gross und geht in der Mutterrolle ganz auf. «Meine Kinder sind alles für mich. Mich gäbe es nicht mehr, wenn es sie nicht gäbe», sagt sie.
Doch die Schattenseiten gehen der jungen Mutter immer mehr an die Substanz. Neben der Kindererziehung arbeitet Patrizia auf Stundenbasis am Flughafen. Häufig beginnt ihr Tag um 5.30 Uhr und endet erst um 22 Uhr. In dieser Zeit ist sie ausschliesslich für andere da, Zeit für sich selbst bleibt keine. «Wenn man nicht mehr kann, ist niemand da. Man kommt an Grenzen, an die man nicht kommen darf», sagt sie.
Doch noch schwerer wiegen die finanziellen Sorgen. Jeden Monat muss Patrizia schauen, welche Rechnungen sie überhaupt zahlen kann, damit genügend Geld für Lebensmittel und andere lebensnotwenige Dinge übrig bleibt. «Überraschungen» sind da nicht mit eingeplant, und so kann eine Zahnarztrechnung ihre fragile Planung komplett zusammenbrechen lassen. «Ich habe schon eine richtige Briefkastenphobie entwickelt vor lauter Angst vor immer neuen Rechnungen», erklärt sie seufzend.
Patrizias Alltag ist zum Spiessrutenlauf geworden, ihr Kopf ist die ganze Zeit am Rechnen. Während des Einkaufs muss sie die Warenpreise laufend zusammenzählen, um an der Kasse nicht zu viel im Korb zu haben. Manchmal reicht es nur für ein Stück Fleisch, das dann die Kinder bekommen. Statt neuer wasserfester Winterschuhe für die Kinder, werden die alten mehrfach imprägniert. Die Winterjacken ergatterte sie im Secondhand.
Patrizia hat panische Angst davor, zum Sozialamt zu müssen: «Ich kämpfe dagegen, ein Sozialfall zu werden. Das ist mir ganz wichtig. Und wenn mir elend zumute ist, schaue ich mir Bilder von Slums in Brasilien an, um festzustellen, dass es meiner Familie doch vergleichsweise gut geht.»
Besonders schmerzlich ist für die Mutter aber das ewige Nein-Sagen müssen, wenn sich die Kinder etwas wünschen – und sei es nur etwas, was für andere ganz alltäglich ist. «Wir können nicht einfach in den Zoo oder zum Schlitteln gehen. Es liegt einfach nicht drin. Das sind die Momente, an denen ich fast zerbreche», sagt sie.
Patrizia würde gerne mehr arbeiten und sucht eine Festanstellung. «Ich wünsche mir mehr Verständnis von Seiten der Arbeitgeber. Ich habe so viele Jobabsagen bekommen, weil ich alleinerziehend bin. Immer heisst es, ich wäre zu wenig flexibel.» Patrizia meint, sie habe zwar Verständnis für die Einwände, aber: «Es tut weh, wenn man von Anfang an keine Chance bekommt, weil man alleine Kinder zu versorgen hat.»
Ich muss immer stark sein vor meinen Kindern, damit sie nicht mitbekommen, wie ernst die Situation ist.
Mit Ihrer Spende können Sie Familien am Existenzminimum ganz entscheidend entlasten. Darüber hinaus stärken Sie das politische Engagement der Caritas für die Bekämpfung von Armut. Konkret:
Jede sechste Einelternfamilie in der Schweiz ist von Armut betroffen.
Die Mehrheit von ihnen sind Working Poor – Menschen, die trotz Arbeit zu wenig für den Lebensunterhalt ihrer Familie verdienen.
Und: Armut ist vererbbar. Nachweislich sind Kinder aus armen Familien als Erwachsene häufig ebenfalls von Armut betroffen. Wer in Armut aufwächst, hat oft keine guten Startbedingungen ins Leben.